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Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Titel: Die Liebe zu Rosen mit Dornen
Autoren: Margaret Dilloway
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»Riley.«
    Ich habe sie schon erwartet. Sie wurde in der letzten Woche immer stiller, und obwohl ich es nicht sicher weiß, habe ich Dr. O’Malley schon vorgewarnt, dass uns vermutlich eine Schülerin verlassen wird.
    Â»Tante Gal?« Ich blicke auf, lege meine Pinzette weg. »Sind die Samen schon so weit?«
    Â»Ja, Riley.« Ich winke sie heran. »Möchtest du mal sehen?«
    Sie nickt. Ich zeige ihr die harte, rot-orange Hagebutte, die die Rose gebildet hat, und wie ich sie aufgebrochen habe, um an die Samen zu kommen. »Diese Rose hier habe ich ungefähr zu der Zeit bestäubt, als du hergekommen bist«, erkläre ich. »Ich bin gespannt, wie sie wohl aussehen wird.«
    Riley lächelt. »Ich auch.« Sie steht nah bei mir, riecht nach Äpfeln und Shampoo, derselbe Babyduft, den sie hatte, als sie noch so klein war, dass sie auf meinem Schoß sitzen mochte. Mir kommen die Tränen. Riley wird nicht dabei sein, wenn sie erblüht.
    Ich nehme meine Brille ab und wische sie sauber. »Das geht ganz schön auf die Augen.« Lächelnd betrachte ich Riley wie durch einen Schleier. Morgen wird sie mit Becky wegfahren. Ich werde dem Auto nachblicken und winken, bis ich sie nicht mehr erkennen kann, bis sie so weit weg sind, dass sie ebenso im All sein könnten.
    Â»Tante Gal?« Riley setzt sich auf den Hocker neben mir. Ich gebe die Samen mit der Pinzette in einen kleinen, beschrifteten Plastikbehälter, dann setze ich den Deckel drauf.
    Â»Ja, Riley.« Mein Herz schlägt wie verrückt.
    Â»Ich habe mich entschieden.« Riley stützt den Kopf mit der Hand ab. Ich spüre ihr Bedauern fast körperlich.
    Â»Es ist schon in Ordnung, Riley. Ich verstehe das.«
    Â»Darf ich auch mal was sagen?« Kurz blitzt ihr früherer Zorn auf.
    Â»Entschuldige.« Kleinlaut lege ich mein Werkzeug beiseite. Es tut mir weh, ihr in die Augen zu sehen.
    Â»Ich möchte hierbleiben.« Jetzt ist Riley an der Reihe, meinem Blick auszuweichen. »Wenn das okay ist.«
    Â»Hierbleiben? Bei mir? Bist du sicher?« Ich beuge mich vor.
    Sie nickt.
    Â»Was ist mit deiner Mutter?«
    Â»Ich verbringe den nächsten Sommer bei ihr.« Riley nimmt den Plastikbehälter mit den Samen in die Hand und schüttelt ihn. »Es wäre irgendwie nicht richtig, jetzt wegzugehen, Tante Gal. Ich weiß, du machst dir Gedanken darum, dass ich vielleicht für dich sorgen muss, aber ich schaff das schon. Oma meint sogar, es wird mir guttun.« Riley grinst vielsagend.
    Â»Das kann ich mir vorstellen«, sage ich. Ich nehme ihre Hand, damit meine nicht mehr so zittert. »Bist du sicher, dass du das willst?«
    Wieder nickt Riley. Sie blinzelt ihre Tränen zurück. »Tante Gal. Ich habe viel darüber nachgedacht. Ich habe hier so viel gelernt. Haufenweise über Rosen und Gartenbau. Kunst. Inzwischen mag ich sogar Naturwissenschaften.« Sie spreizt die Hände und holt tief Luft. »Aber vor allem habe ich rausgefunden, wie man ein Mensch wird. Ich meine, ein richtiger Mensch. Ein Mensch, der Sachen vermasselt und sie wieder in Ordnung bringt. Ein Mensch, der weitermacht.« Sie lächelt ein wenig. »Wie du.«
    Wie ich? Da kommen mir auch die Tränen. Überwältigt strahle ich sie an und überlege, was ich sagen soll. All das, was ich ihr sagen will. In mir wirbelt alles durcheinander, und nichts davon kriege ich raus.
    Riley wartet darauf, dass ich etwas sage, schaut zu Boden. Bebend atme ich ein. Endlich halte ich ihr Gesicht, wie damals, als sie noch ganz klein war. »Riley, ich bin stolz auf dich. Ich bin so glücklich, dass ich dich kennengelernt habe. Es bedeutet mir mehr als alles andere.« Ich schlucke den Kloß in meinem Hals hinunter. »Es freut mich, etwas bewirkt zu haben.«
    Riley nickt kurz. »Meine Mutter sagt, wenn ich es mir anders überlege, kann ich jederzeit zu ihr kommen.« Sie läuft rot an. »Ich will nur sehen, ob sie das mit dem mütterlichen Verantwortungsgefühl auch durchhält, weißt du?«
    Â»Ich weiß.« Ich lasse ihr Gesicht los und streiche ihr über den Kopf.
    Tränen rollen über ihre Wangen. »Das ist doch nicht gemein, oder?«
    Â»Natürlich nicht. Es ist sehr klug, Riley.« Ich stehe auf. Ich werde nicht aufgeben, denke ich. Ich werde weitermachen, für Riley. »Komm her.« Endlich drücke ich sie an mich, ihre Knochen nicht mehr zart und
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