Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Titel: Die Liebe zu Rosen mit Dornen
Autoren: Margaret Dilloway
Vom Netzwerk:
Sie sieht sich um, sucht irgendwas. »Beckys Job führt sie wieder zurück nach Kalifornien.«
    Â»Ich verstehe nicht.« Mein Gehirn weigert sich, die Worte zu verarbeiten, die sie sagt, als spräche meine Mutter in einer fremden Sprache.
    Â»Deine Schwester kehrt zurück.« Meine Mutter lehnt sich an Riley. »Du musst zur Dialyse. Sonst kommst du noch zu spät.«



42
    Drei Tage später trifft Becky ein – einen ganzen Tag später als angekündigt. Immer lässt sie alle warten. Ich hake es auf der Liste der Dinge ab, die mich an meiner Schwester stören.
    Irgendwann gegen sieben hält ein Taxi vor meinem Haus. Riley sitzt seit vierundzwanzig Stunden an der Tür und rennt laut rufend hinaus. Sie trägt das Armband, das ihre Mutter ihr geschickt hat, an dem einen und das von mir an dem anderen Handgelenk. »Mom!«
    Ich gebe ihnen einen Moment allein. Was nicht bedeutet, dass ich sie nicht heimlich durchs Wohnzimmerfenster beobachte, wobei ich etwas zurückweiche, um nicht entdeckt zu werden.
    Becky schwingt ihre Beine aus dem Taxi, trägt einen überraschend schlichten Sportanzug, die Haare zum Pferdeschwanz gebunden. Ihr Gesicht ist ungeschminkt. Nicht mehr so hohlwangig wie beim letzten Mal. Sie drückt Riley an sich, sieht sie an, hält ihr Gesicht mit beiden Händen. Ein körperlicher Ausdruck der Zuneigung, der mir so schwerfällt. Riley sagt etwas, Becky wirft den Kopf in den Nacken und zeigt laut lachend ihre großen, weißen Zähne.
    Ich taumle rückwärts. Ich muss hier weg.
    In meinem Schlafzimmer setze ich mich aufs Bett, habe die Tür hinter mir geschlossen. Ich höre ein Rauschen wie Wasser, als wäre die Spülmaschine an, und ich lausche. Es ist das Blut, das in meinen Ohren rauscht.
    Ich greife nach dem Telefon. Ich könnte Dara anrufen, um mich aufheitern zu lassen. Oder meine Mutter. Oder sogar George. Er hat Erfahrung mit psychisch instabilen Menschen, die einem etwas wegnehmen wollen. Das Bild von Becky und Riley, wie sie sich draußen umarmen, brennt in meinem Kopf. Es könnte sein, dass ich Becky etwas wegnehmen will, nicht umgekehrt.
    Es klopft. »Tante Gal? Meine Mutter ist hier«, sagt Riley von draußen mit derselben beschwichtigenden Stimme wie meine Mutter. Ich höre, dass sie Becky etwas zuraunt, erzählt ihr wahrscheinlich, dass Tante Gal manchmal Anfälle bekommt, um die man sich aber keine Sorgen machen muss.
    Ich öffne die Tür.
    Meine Schwester steht kaum einen halben Meter vor mir. Das Weiß in ihren Augen leuchtet im trüben Licht. Ihre Grübchen vertiefen sich zu einem Lächeln. »Gal!« Sie tritt vor und drückt mich an sich.
    Ich drücke kaum zurück. Sie fühlt sich muskulös und leicht an. »Trainierst du?«
    Â»In dem Gebäude, in dem ich gewohnt habe, gab es einen Swimmingpool.« Sie tritt zurück und sieht mich mit funkelnden Augen an. Leuchtend geradezu.
    Â»Du bist bestimmt erschöpft«, sage ich. »Möchtest du dich hinlegen?«
    Â»Nein, danke. Ich habe im Flugzeug geschlafen.« Becky sieht sich im Wohnzimmer um, betrachtet die Rosenfotos an der Wand, die neuen Bilder von Riley. Riley mit ihrer Blide. Riley bei ihrem Ferienjob.
    Ich erstarre. »Oh.«
    Â»Ich habe keine Tablette genommen«, sagt Becky. »Ich schlafe im Flugzeug immer ein. Liegt an der Höhe.«
    Â»Gut, dass du kein Pilot bist.« Riley hat aufgehört, ihrer Mutter ständig hinterherzulaufen, lässt sie jedoch nicht aus den Augen. Das hat sie schon gemacht, als sie noch ganz klein war, ob in ihrer Wiege liegend, in ihrem Kindersitz oder in den Armen eines anderen. Sie war fixiert auf ihre Mutter, mit einer Intensität, die jeden verblüffte, die Äuglein auf Becky gerichtet, als könnte sie deren Aufmerksamkeit allein durch Willenskraft auf sich ziehen.
    Riley möchte mit ihrer Mutter essen gehen. »Willst du auch mitkommen, Tante Gal?«, fügt Riley etwas hastig hinzu. Sie hat mich vergessen.
    Â»Geht ihr nur.« Ich winke ihnen. Ich will nicht fünftes Rad am Wagen sein.
    Als sie weg sind, hole ich meine Fotoalben hervor. Angefangen bei meiner Kindheit. Becky und ich, altersmäßig so nah beisammen, und doch so verschieden. Auf jedem Bild mein Mondgesicht zu sehen tut mir weh, vor allem wegen der dazugehörigen Erinnerungen. Becky grinst sich durch ihre Kindheit. Streckt mir die Zunge raus. Wird nach ihrem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher