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Die liebe Verwandtschaft

Die liebe Verwandtschaft

Titel: Die liebe Verwandtschaft
Autoren: Ephraim Kishon
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dieses … hm … über dieses Ding erzählen«, mahnte Frau Dr. Perlmutter meine kleine tapfere Frau.
    »Ephraim«, sagte meine kleine tapfere Frau. » Bitte.«
    Ich ließ meinen Blick in die Runde wandern – vom verzweifelten Antlitz meiner Gattin und den versteinerten Perlmutter-Gesichtern – über die Wunderkinder im Schatten der Windmühle – bis zum stolzgeschwellt strahlenden Onkel Morris.
    »Es ist ein sehr schönes Bild«, brachte ich krächzend hervor. »Es hat Atmosphäre … einen meisterhaften Pinselstrich … und Sonne … sehr viel Sonne … Wir haben es von unserem Onkel hier geschenkt bekommen.«
    »Sie sind Sammler?«, fragte Frau Dr. Perlmutter. »Sie sammeln –«
    »Nein, solche Sachen nicht«, unterbrach Onkel Morris und lächelte abwehrend. »Aber die Jugend von heute – seid nicht bös, Kinder, wenn ich offen bin –, die völlig geschmacklose Jugend von heute bevorzugt diese monströsen Potpurris.«
    »Nicht unbedingt«, sagte ich mit einer Stimme, deren plötzliche Härte und Entschlossenheit mich selbst ein wenig überraschte. Aber jetzt gab es kein Halten mehr. Schon blitzte die Schere in meinen Händen. »Wir haben auch für Bilder kleineren Formats etwas übrig.«
    Damit hatte ich die Schere am linken Flussufer angesetzt. Dieses, drei Kühe und ein Stückchen Himmel waren ihr erstes Opfer. Als Nächstes schnitt ich den Kahn und die zwei Geiger aus. Dann die Windmühle. Dann ging es durcheinander. Die elementare Wollust des Schöpferischen überkam mich. Mit heiserem Gurgeln stürzte ich mich auf das Fischernetz und stülpte es über den Rabbi. Die waschenden Mütter mischten sich unter die Wunderkinder. An der Küste Amerikas herrschte Mondfinsternis. Die Ziegen bereiteten sich zur Bar-Mizwa vor …
    Als ich aufsah, waren wir allein in der Wohnung. Um so besser. So konnten meine Frau und ich alles in Ruhe arrangieren.
    Eine Viertelstunde später waren wir im Besitz von zweiunddreißig Bildern in handlichem Format. Wir werden eine Galerie im Zentrum der Stadt eröffnen.

Platonische Liebe
    Mein Cousin saß da und starrte zur Decke. Seine Stimme klang träumerisch.
    »Es war Liebe auf den ersten Blick. Ein Hauch von geistigem Adel schwebte um diese Frau, ein Leuchten wie von innerer Heiterkeit. Sie hatte mich nur ein einziges Mal aus ihren geheimnisvollen dunklen Augen angesehen – und ich war ihr verfallen. Ich folgte ihr wie in Trance. Sie liebte mich nicht.«
    »Was du nicht sagst.«
    »Sie fand, ich sei nicht empfindsam genug. Sie ist eine Dichterin. Wir trafen einander ein paarmal und sprachen über ihre Pläne. Das war alles. Sie hatte eine Art Leibwächter, einen Jugoslawen. Ich saß nächtelang auf der Treppe vor ihrer Wohnungstür und beneidete ihn. Wenn sie mich am Morgen um ein Päckchen Erdnüsse schickte, war ich der glücklichste Mensch auf Erden.«
    »Was du nicht sagst.«
    »Sie nahm kleine Geschenke von mir entgegen, manchmal auch etwas Bargeld, aber dadurch wurde ihre Leidenschaft nicht geweckt. Ich litt wie ein Hund. Eines Nachts hatte ich eine fürchterliche Vision: Ich sah den Jugoslawen, wie er ihr in der Badewanne den Rücken einseifte. Damals fasste ich den Entschluss, mich von dem allen zu befreien. Ich rannte die ganze Nacht durch die Straßen. Wohin, war mir gleichgültig.
    Nur weg von ihr. Am Morgen fand ich mich vor ihrer Türschwelle mit einem Päckchen Erdnüsse. Sie warf mich hinaus. Meine Freunde sahen mich zugrunde gehen und kamen mir zu Hilfe. Sie fesselten mich an einen Schaukelstuhl. Aber selbst dann erschien vor meinem geistigen Auge immer wieder ihr geheimnisvoll lockendes Lächeln. Ich schaukelte zum Telefon und wählte mit der Nase den Polizeinotruf. Die Polizei kam und band mich los. Ich ließ mich zu ihrer Wohnung führen, um ihr einen Heiratsantrag zu machen.«
    »Was du nicht sagst.«
    »Sie war nicht zu Hause. Wahrscheinlich ausgegangen, mit ihrem Leibwächter. Ich suchte einen Psychoanalytiker auf und sagte ihm alles. Er erklärte mir, dass ich als kleines Kind meine Mutter gehasst hätte und mich jetzt dafür rächen wollte. Es wäre auch möglich, dass ich als kleines Kind meine Mutter geliebt hätte und dass ich jene Frau mit ihr identifiziere. Was immer davon zutraf – ich brach jedesmal in Tränen aus, wenn ich ihren Namen nannte. Der Analytiker brüllte mich an, dass ich mich nicht wie ein kleines Kind benehmen solle. Ich sprang von der Couch und ging zu ihr. Ich war entschlossen, ihr meinen gesamten Besitz zu vermachen.«
    »Was
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