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Die Liebe kommt auf leisen Pfoten

Die Liebe kommt auf leisen Pfoten

Titel: Die Liebe kommt auf leisen Pfoten
Autoren: Johanna Folk
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sinnierte Nicole vor sich hin.
    Andrea sah sie fragen an.
    „Nun ja“, erklärte Nicole, „ich habe mir gestern Abend noch gewünscht, dass ich nicht wieder alleine frühstücken muss, und schon sitzt Du hier. So schnell gehen Wünsche manchmal in Erfüllung.“
    „Wenn auch nicht immer so, wie man sie eigentlich gemeint hat“, verbesserte Andrea.
    „Wieso?“, fragte Nicole.
    „Na, ich gehe doch stark davon aus, dass Du Dir gewünscht hast, dass ein gutaussehender, junger Typ mit Knackarsch hier sitzen würde und nicht Deine panische Nachbarin?“
    „Nö“, antwortete Nicole und Andrea hätte sich fast am Kaffee verschluckt. „Ich habe mir zwar nicht explizit meine panische Nachbarin gewünscht, aber auch keinen Typ mit Knackarsch. Denn um ehrlich zu sein, bevorzuge ich meinen Frühstückstisch mit Frauen zu teilen, nicht mit Männern.“ Sie sah dabei prüfend zu Andrea rüber, die sich inzwischen wieder gefangen hatte. „Ich hoffe, das ist jetzt kein Problem für Dich?“
    „Nein, das ist es nicht“, versicherte Andrea schnell. „Ehrlich gesagt war ich nur etwas überrumpelt von Deiner Direktheit. Schließlich kennen wir uns erst ein paar Minuten.“
    „Ich weiß, aber da ich schon schlechte Erfahrungen gemacht habe, ist es mir wichtig, gleich mit offenen Karten zu spielen. Ich habe schon einmal eine gute Freundin verloren. Jedenfalls dachte ich, sie wäre eine gute Freundin. Aber dass ich auf Frauen stehe, damit konnte sie nicht umgehen und hat sich komplett von mir zurückgezogen.“
    „Das tut mir leid. Das hat sicher weh getan. Ich kann Dich jedoch beruhigen“, sagte Andrea, „ich habe schon ein paar andere lesbische Frauen in meinem Freundeskreis und komme sehr gut mit ihnen aus.“
    „Ehrlich?“ fragte Nicole. „Ist eine von ihnen Single?“, grinste sie nun.
    „Ja, soll ich sie Dir mal vorstellen?“
    „Wenn sie hübsch ist?“
    „Ist sie. Bist Du denn auf der Suche nach einer festen Beziehung oder nur nach jemandem, mit dem Du dann am Morgen danach Deinen Frühstückstisch teilen kannst?“
    „So war das vorhin nicht gemeint“, sagte Nicole, die nun etwas verlegen wurde, „nicht, dass Du denkst, dass hier jede Woche eine andere sitzt. Ehrlich gesagt, ist es schon eine ganze Weile her.“ Andrea entging der traurige Unterton in Nicoles Stimme dabei nicht.
    „Demnach suchst Du jemanden, für etwas Festes“, nahm sie an.
    „Ja, aber irgendwie gestaltet es sich schwierig. Ich weiß nicht, ob es an mir liegt. Ob ich zu anspruchsvoll bin oder noch gar nicht offen für jemanden. Bisher hat mich keine mehr wirklich interessiert, seit Susanne weg ist.“
    „Hat sie sich getrennt oder Du?“
    „Wie sagt man so schön? Wir haben uns auseinander gelebt. Das hört sich zwar wie eine Ausrede an, aber es war wirklich so. Wir haben uns nie gestritten oder waren uns untreu. Irgendwann hatten wir einfach mehr eine WG als eine Partnerschaft. Wir haben uns immer noch sehr gern, aber waren beide mit der Situation unglücklich. Deshalb haben wir damals beide beschlossen, dass es besser ist, wenn sie auszieht.“
    „Eine Trennung ist nie wirklich schön, aber immerhin habt ihr Euch am Ende nicht gegenseitig zerfleischt. Ich finde, das macht im Nachhinein irgendwie die ganze schöne gemeinsame Zeit kaputt und man behält nur noch das Negative in Erinnerung.“
    „Stimmt“, meine Nicole, „so war es bei meiner ersten Freundin. Der Rosenkrieg war Kindergarten dagegen. Ich war danach so fertig, dass ich nie wieder eine Beziehung eingehen wollte.“
    „Und was hat Dich umgestimmt?“
    „Susanne“, grinste Nicole. „Darf ich fragen, ob Du denn gerade einen Mann an Deiner Seite hast?“
    „Ja, habe ich“, antwortete Andrea. „Skipper.“ Beide lachten und unterhielten sich dann über weniger persönliche Themen. Nicole erzählte von ihrer Arbeit in der Buchhandlung und fügte mit einem Zwinkern hinzu, dass sie immer einen Pack Orangensaft deponiert hat, falls eines Tages mal Julia Roberts den Laden betreten würde. Andrea erzählte, dass sie als Zahnarzthelferin wahrscheinlich noch weniger Chance auf den Besuch eines Promis an ihrem Arbeitsplatz hätte. Das Höchste der Gefühle war gewesen, als eine ehemalige Lehrerin von ihr auf dem Stuhl lag, die sie nicht leiden konnte und Andrea sich dann diebisch darüber gefreut hatte, als der Chef bei der Patientin bohren musste. „Tja“, resümierte Andrea, „es sind oftmals die kleinen Dinge im Leben, die einem am meisten Freude
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