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Die Liebe ist eine Insel

Die Liebe ist eine Insel

Titel: Die Liebe ist eine Insel
Autoren: Claudie Gallay
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Fesseln geliebt …«, murmelt sie.
    »Du bist immer schon anders gewesen … Ich habe gehört, dass du im La Mirande wohnst? … Es ist bestimmt sehr schön?«
    Odile lächelt. Manchmal bleibt sie vor den Türen stehen und versucht einen Blick zu erhaschen, die Sessel, der Patio.
    Die Jogar gibt ihr die Artikel zurück.
    »Komfort ist manchmal ganz schön langweilig, weißt du.«
    »Das muss man wohl sagen, wenn man ihn ständig genießt!«
    Die Jogar entschuldigt sich. Sie erklärt, dass man in solche Hotels hineingehen, sich umschauen, einen Kaffee trinken könne, das sei gar nicht so teuer, und man brauche nicht mehr neidisch zu sein.
    »Und dann gewöhnt man sich dran«, sagt Odile.
    »Von einem Mal nicht.«
    Odile zuckt die Achseln.
    Sie erzählt von ihren Kindern, den Schulnoten. Von den Dummheiten, die der Älteste macht. Und dann verstummt sie. Sie stützt den Kopf mit den Händen, ihre Augen glänzen.
    »Wie sehr hätte ich mich gefreut, wenn du meinen Bruder geheiratet hättest.«
    Sie sagt es ganz unvermittelt.
    Die Jogar versucht zu lachen.
    »Man heiratet nicht die Männer, die man liebt.«
    »Aber mit ihnen zusammenleben hättest du gekonnt?«
    »Das ist das Gleiche.«
    Sie wendet den Kopf ab, blickt sich um, die Küche, die Küchengeräte an der Wand.
    »Ihr wart ein so schönes Paar, das glamouröseste in der Stadt!«, sagt Odile.
    Die Jogar muss lachen.
    »Die Stadt ist nicht besonders groß.«
    »Bist du verheiratet?«
    »Nein.«
    »Hast du Kinder?«
    »Nein.«
    Für ein Kind wäre nur Odon in Frage gekommen. Er wäre der einzig mögliche Vater gewesen. Als sie sich begegnet waren, hatten sie sich unwiderstehlich zueinander hingezogen gefühlt. Eine überschwängliche Begeisterung.
    »Also nur Arbeit?«
    Die Jogar nickt. Wie soll sie es erklären … Die Arbeit ernährt sie ohne Pause, jeden Tag, jede Stunde. Die Liebe raubt ihr die Energie.
    Sie reden über ihre Jugend.
    Mittwochs begleitete Odile sie immer bis zum Eingang des Konservatoriums. Sie ging hinein und wohnte dem Unterricht hinten im Saal bei, mit dem Rücken an der Wand. Wenn sie herauskam, machten sie einen Umweg, um sich Eis zu kaufen. Dadurch verlor Mathilde Zeit, und sie musste laufen, um rechtzeitig zu Hause zu sein.
    Odile stellt ihr Glas ab.
    »Was sagt dein Vater zu deinem Erfolg? Er muss doch stolz auf dich sein!«
    »Keine Gaukler bei den Monsols, erinnerst du dich? Das sagte er immer …«
    »Er hat doch bestimmt seine Meinung geändert?«
    »Da bin ich mir nicht so sicher.«
    Es heißt, die Familien seien Klans, und ihre war einer, Notar von Generation zu Generation, nur einen Sohn hatte es nicht gegeben. Die Jogar steht auf, öffnet den Fensterladen, dahinter der graue Hof, gegenüber die Mauer, die hohen Zweige der Akazie.
    Sie dreht sich um, betrachtet Odile.
    An dem Tag, an dem ihr Vater erfuhr, dass sie Freundinnen waren, rief er im Konservatorium an. Die Monsols treiben sich nicht in der Rue des Bains herum. Nach dem nächsten Unterricht begleitete der Lehrer Odile nach Hause.
    Odile geht nah an die Jogar heran und berührt ihr Haar.
    »Färbst du sie?«
    Die Jogar bricht in Gelächter aus.
    »Was meinst du?«
    Odile lacht ebenfalls.
    Es tut ihr gut.
    Sie reden über das Wetter und die Zeit, die vergeht.
    »Die Hitze soll für alte Leute tödlich sein«, sagt Odile.
    Die Jogar fährt mit dem Finger über die Fensterscheibe. Sie schaut auf die Uhr.
    »Ich muss los.«
    »Streikst du nicht?«
    Sie schüttelt den Kopf.
    Tags zuvor haben die Bühnenarbeiter sechs zu drei für den Streik gestimmt, und ihre Vorstellung ist abgesagt worden. Sie hofft, heute spielen zu können.
    »Die Bühne ist mein Leben! Wirst du in die Vorstellung kommen?«
    Sie legt zwei Karten auf den Tisch.
    »Warum zwei?«, fragt Odile.
    Sie ist allein. Die Männer, die durch ihr Leben gehen, machen ihr Kinder und verschwinden wieder.
    Sie nimmt die Karten und schiebt sie unter die Schale.
    »Ich verspreche dir nichts.«
    Sie drückt die Hände der Jogar in den ihren.
    »Du musst wiederkommen, wenn du willst, ruf einfach an, und ich koch was.«
    Sie umarmen sich.
    »Ich werde wiederkommen …«
    Esteban kommt mit der Badetasche in der Hand herein. Er wirft sie in eine Ecke und lässt sich auf das Sofa fallen, die Beine angewinkelt, erschöpft von Sonne und Wasser.
    »Ist das dein Jüngster?«
    »Esteban … Du warst noch hier, als er geboren wurde.«
    Seine Brüder sind im Hof geblieben, sie spielen Pingpong, man hört das Geräusch des Balls, der
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