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Die Liebe ist ein Daemon

Die Liebe ist ein Daemon

Titel: Die Liebe ist ein Daemon
Autoren: Dorotea de Spirito
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weiterwachsen, bis sie den ganzen Raum ausfüllen.
    Das Zimmer verschwindet hinter Federico, der mit seinen ausgebreiteten blutigen Flügeln wie ein Gekreuzigter aussieht.
    Eva schubst mich wie einen Mehlsack auf die Seite. Ich falle auf den Boden, kann mich gerade noch abfangen und rolle zur Seite.
    Dann sehe ich, wie sie gegeneinander kämpfen. Es ist ein Kampf der Dämonen. Schläge, Schreie, Gekreische und Gewimmer |331| erfüllen die Luft. Wutentbrannt hat Federico sich auf sie gestürzt, es ist dieselbe Wut, mit der er vor einiger Zeit die Grabwand wie ein Kartenhaus zum Einsturz gebracht hat. Er versucht, seine Gegnerin zu fassen, er schlägt mit aller Kraft gegen ihre Brust und drängt sie einige Meter zurück.
    Aber Eva gewinnt sofort das Gleichgewicht wieder und sagt mit einem süffisanten Lächeln: »Wenn das alles ist, was du kannst, dann habe ich dich wohl überschätzt.«
    Nach diesen Worten holt sie tief Luft und bläst ihren Brustkorb unnatürlich weit auf, senkt den Kopf und wirft sich mit einer übermenschlichen Kraft auf ihn. Federico kann dem Angriff nichts mehr entgegensetzen. Ein paar Schritte von mir entfernt schlägt er an der Wand auf. Die Mauern scheinen zu zerspringen und färben sich blutrot. Wie tot liegt Federico auf dem Boden. Eva will sich gerade auf ihn werfen, als er mit einer plötzlichen Bewegung wieder auf die Füße kommt und sie erneut angreift. Sie wird von ihm überrumpelt. Er nutzt den Überraschungsmoment, bekommt ihren Hals zu fassen und drückt zu. Ein unnatürlicher Schrei gellt durch die Stille, aber ich weiß nicht, wer geschrien hat. Es klingt wie der Schrei einer Bestie, die gerade stirbt. Ihre Körper verwickeln sich ineinander, sie werden zu einer einzigen Gestalt, ich sehe nur noch Arme, Beine, Flügel und Blut. In diesem Moment sind sie sich so erschreckend ähnlich, sie sind zu einem einzigen Wesen verschmolzen. Ich sehe einen einzigen Dämon vor mir, von dem ich nur die eine Hälfte liebe. Die Hälfte, die sich gerade umbringen lässt.
    |332| Über allem liegt immer noch der Schrei. Ich glaube, er stirbt. Er stirbt für mich.
    Schläge und noch mehr Schläge, ich sehe nichts mehr, ich verstehe nichts mehr. Ich höre nur noch ein Gewirr aus Flüchen, Stöhnen und anderen Schmerzenslauten. Wer gewinnt bei diesem Kampf? Wer verliert? Ich kann es wirklich nicht sagen. Ich sehe nur, wie Federico das Blut über die Schläfe läuft, wie es sein Gesicht verschmiert, es entstellt und beschmutzt.
    Schläge, noch mehr Schläge und noch mehr Blut. Wer gewinnt? Wer verliert? Ich weiß es nicht und würde am liebsten nur noch schreien.
    Ich stehe auf, mir ist schwindlig, mein Kopf dreht sich wie verrückt, das Zimmer versinkt in pulsierender Finsternis. Ich kann mich gerade noch an der Fensterbank festklammern. Ich muss mich abstützen, damit ich nicht nach hinten kippe. Das ist meine Rettung. Denn unten auf der Straße, auf diesem Stück Asphalt, das so unendlich weit weg zu sein scheint, sehe ich zwei Personen laufen.
    »Hilfeee!«, schreie ich, so laut ich kann. Schon wieder verschwimmt alles vor meinen Augen. Eine Hand greift von hinten nach mir und will mich vom Fenster wegziehen. Ich klammere mich mit den Fingern an dem Vorsprung fest und versuche, dem gewaltsamen Ziehen nicht nachzugeben. Das Zimmer wird mit einem Mal zu einem schmalen schwarzen Streifen, der vor meinen Augen verschwimmt. »Hilfeee!«, schreie ich noch lauter und noch verzweifelter.
    Unten auf der Straße bleiben die zwei Personen schließlich |333| stehen. Sie haben mich gehört und gucken nach oben. Es sind Lorenzo und Paride.
    Sie rennen zur Eingangstür. Ich habe keine Zeit, darüber nachzudenken, was Paride mit Lorenzo dort vor dem Haus zu suchen hat.
    Eva packt mich an den Haaren und zerrt mich vom Fenster weg. Ich falle auf den Boden, rappele mich aber sogleich wieder hoch und versuche, nicht auf die schwarzen Schatten zu achten, die vor meinen Augen hüpfen. Ich stürze zu der noch immer verschlossenen Tür. Hinter mir geht der Kampf weiter. Federicos Gesicht ist wutverzerrt, sein Blick hat etwas Unmenschliches, Tierisches an sich. Eine neue Panik übermannt mich: Ist das jetzt noch Federico? Ist es immer noch der Dämon mit dem Engelsgesicht? Oder ist er vielleicht schon wie sie? Das wollte Eva also erreichen. Sie will das Gute in ihm zerstören und ihn zu dem machen, was er ist, aber nie sein wollte – zu einem Dämonen.
    Ich drücke die Klinke herunter, aber es bewegt sich nichts. Die Tür
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