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Die Liebe ist ein Daemon

Die Liebe ist ein Daemon

Titel: Die Liebe ist ein Daemon
Autoren: Dorotea de Spirito
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geht nicht auf. Ich schlage gegen das Holz und schürfe mir dabei die Hände auf. Ich ziehe noch mal, so fest ich kann, an der Klinke. Draußen vor der Tür höre ich Lorenzo nach mir rufen, aber bei all dem Lärm, der das Zimmer erfüllt, kann ich es kaum hören.
    »Vittoria!«
    »Ich bin hier drin! Bitte, macht die Tür auf!«, brülle ich durch die Tränen hindurch, die an meinem Hals entlang und über meine Hände laufen und sich mit meiner Stimme vermischen.
    |334| Sie hämmern jetzt zu zweit an die Tür, versuchen, sie mit Fußtritten und Schulterstößen aufzustoßen. Sie strengen sich furchtbar an, aber sie schaffen es nicht.
    »Die Tür klemmt!«, schreie ich.
    Ich höre hinter mir einen noch lauteren Schlag und das Fluchen von Federico. Ich drehe mich um und sehe in sein blutverschmiertes Gesicht, das sich im Todeskampf verkrampft.
    »Lorenzo, bitte! Sie bringt ihn um!«, kreische ich verzweifelt und breche meine Fingernägel an der hölzernen Tür ab.
    Die zwei hämmern noch stärker gegen das Holz, aber sie geht einfach nicht auf.
    Ich höre einen Schlag, dann noch einen Schlag.
    Dann Stille.
    Ich spüre nichts mehr. Ich spüre nicht mehr, wie weh mir meine Knochen tun und wie sehr meine salzigen Tränen auf den frischen Wunden brennen. Ich spüre nicht mehr meine immer kürzer werdenden Atemzüge. Meine Hände umklammern die schwere Türklinke aus Eisen, aber in Wirklichkeit spüre ich nicht mal mehr das.
    Ich sterbe.
    Ich nehme überhaupt nichts mehr wahr, außer ihm.
    Er steht da. Schwankt. Dann bricht er vor Eva in die Knie, er ist am Ende. Seine Augen leuchten zwar noch stolz, aber sein Körper ist zerschlagen, die Venen pulsieren so stark, als ob sie gleich explodieren würden, seine Brust hebt und senkt sich im Rhythmus seines keuchenden Atems, seine Stirn ist schweißbedeckt und das Blut fließt an seinem Gesicht herunter.
    |335| Er starrt sie an. Er kann seinen Blick nicht von ihr lösen.
    »Fahr zur Hölle«, haucht er.
    »Du weißt ja gar nicht, was die Hölle ist«, antwortet sie tonlos. Sie hebt den Arm, bereit, ihn wie eine Axt auf ihn niederschmettern zu lassen. In diesem Moment wendet Federico seinen Blick von ihr ab und guckt mich an.
    Es ist ein letzter, intensiver Blick. Schmerz, Trauer, Bedauern, Liebe   … alles liegt in diesen mit Tränen verschmierten Augen. Es ist sein letzter Blick und er ist nur für mich.
    Es sind die letzten Sekunden seines Lebens.
    Zu gerne hätte ich, dass es auch meine letzten wären.
    Evas Klauen fallen mit einer furchtbaren Kraft auf Federicos Körper, aber sie treffen ihn nicht. Denn dazwischen liege ich. Und der Schlag trifft mich mit voller Wucht.
    Dann kracht die Tür plötzlich auf und Eva schreit entsetzt, als sie zwei Engel mit blutverschmierten Flügeln in das Zimmer stürzen sieht. Ich habe mich von Federico gelöst und liege jetzt mit geschlossenen Augen neben ihm. Ich bin völlig weggetreten und bekomme nicht mehr mit, was geschieht, obwohl ich es in meinem Innern fühlen kann und es wie mit den Augen eines anderen sehe.
    Die beiden Engel haben sich auf Eva geworfen, sie prügeln auf sie ein und reißen wütend an ihr herum. Sie haben sie überrumpelt und sie ist fast zu müde, um sich zu wehren. Federico, der in sich zusammengesunken auf dem Boden kauert, streckt einen Arm nach mir aus. Seine Augen sind voller Tränen.
    Ich würde ihm so gerne zulächeln, ihm sagen, dass alles |336| gut ist, dass wir dem Ende nah sind und unsere letzte Sekunde gemeinsam erleben dürfen. Ich bewege schwach meine Lippen und versuche, seine Finger zu berühren.
    Ein dumpfer Knall ist zu hören, es klingt, als würde ein großer Tonkrug auf dem Betonboden zerbrechen.
    Darauf folgt eine irreale Stille.
    »Ich bring dich um«, höre ich laut und deutlich Paride sagen. Ich spüre, wie er neben mir steht. Aber er hat seine Drohung nicht an mich gerichtet.
    »Nein, Paride«, flüstere ich schwach. »Es ist nicht so, wie du denkst.«
    Eva hat den kurzen Moment der Unaufmerksamkeit genützt, um den Raum zu verlassen. Eine dunkle Blutspur ist das Einzige, was von ihr bleibt. Lorenzo flucht, aber es ist zu spät: Die Dämonin ist nicht mehr zu sehen.

|337| ALLES, WAS VON HIMMEL UND HÖLLE ÜBRIG GEBLIEBEN IST
    Ich bin tot. Nein, ich lebe noch. Wie lange sind wir schon hier? Ich weiß es nicht. Federico liegt reglos auf dem Boden, mitten im Zimmer. Er scheint nicht einmal mehr zu atmen. Es ist, als ob die Zeit stehen geblieben wäre. Ich kann nichts mehr denken, ich kann
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