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Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)

Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)
Autoren: Kimberly McCreight
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sich auf die Lippe, als kämpfte sie mit den Tränen. Irgendetwas war passiert. Irgendetwas Schlimmes.
    » Sylvia, was ist … «
    Plötzlich hörten wir Schritte auf der Treppe und das Klappern von Schlüsseln.
    » Mist « , flüsterte Sylvia und bedeutete mir, ihr zu folgen. » Komm! «
    Wir drückten uns in eine mit Gerümpel vollgestellte Nische am anderen Ende des Dachs. Eine Minute später kam Liv um die Ecke. Sylvia und ich schauten uns entgeistert an, als Liv ihr Handy herausnahm und jemanden anrief.
    » Hallo, ja, hier spricht Liv Britton « , sagte sie. » Ah, danke, das freut mich. Das ist ein Riesenkompliment aus Ihrem Mund. Aber ich glaube, ich muss das Manuskript zurückziehen. Die Situation an meiner Schule ist ziemlich kompliziert geworden und… «
    Eine Weile hörte sie zu. Dabei kaute sie an ihren Fingernägeln.
    » Ja, ich hatte auf jeden Fall vor, alle Namen zu ändern. Trotzdem glaube ich… « Sie nickte und lauschte. » Ja, das ist mir bewusst. Okay, einverstanden, ich werde darüber nachdenken. Danke, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben. Ich melde mich wieder. «
    Liv legte auf und betrachtete einen Moment lang ihr Handy. Dann holte sie tief Luft, atmete geräuschvoll aus und ging zurück zur Treppe. Wir blieben in unserem Versteck, bis wir die Tür ins Schloss fallen hörten. Zum Glück war Liv längst weg, als mein Handy klingelte, um mir eine SMS anzukündigen.
    BEN
    hoffe du bist nicht sauer… bin ein arsch…
    AMELIA
    kein problem, ehrlich
    BEN
    sicher?
    AMELIA
    total
    BEN
    kommst du klar?
    AMELIA
    ja, keine sorge. viel spaß & bis bald!!!
    » Wer war das? « , wollte Sylvia wissen.
    » Ben. Er ist in New York « , sagte ich, auch wenn ich schon im Voraus wusste, wie sie reagieren würde.
    » Du hast doch wohl nicht im Ernst vor, dich mit dem zu treffen, oder? « , fragte sie. » Denn eins sag ich dir: Das machst du nur über meine Leiche! «
    Sylvia ging an den Rand des Dachs, das von einer ziemlich niedrigen Mauer eingefasst war. Mir wurde schon schwindlig vom Hinsehen. Sie stand mit dem Rücken zu mir und schaute in die Sonne.
    » Könntest du von dem Rand da wegkommen? « , sagte ich. » Du machst mich komplett nervös. Was ist, wenn du da runterfällst? «
    Sylvia machte einen winzigen Schritt rückwärts, was mich kein bisschen beruhigte.
    » Ian hat Schluss mit mir gemacht « , sagte sie. » Er ist vor einer Stunde mit mir hier raufgekommen, um es mir zu sagen. Vielleicht dachte er, die schöne Aussicht würde den Schlag mildern. «
    Mist. Ich hatte gewusst, dass es früher oder später so kommen würde, aber das machte es nicht besser.
    » Geht es dir gut? Ich meine, klar ist das schlimm. Der Typ ist echt ein Arsch. «
    Sylvia drehte den Kopf ein bisschen, so dass die Sonne ihr ins Gesicht schien. So wirkte sie noch viel trauriger. Die Arme. Wenn ich es schon hatte kommen sehen, dann musste sie auch damit gerechnet haben. Trotzdem tat sie mir furchtbar leid. Ich wünschte mir so sehr, ich könnte ihr etwas Tröstliches sagen, etwas, das ihr helfen würde, so wie sie mir bei der Sache mit Dylan geholfen hatte. Aber ich hatte ihr schon alles gesagt, was mir zu dem Thema einfiel. In anderen Situationen, als andere Jungs sie hatten sitzen lassen. Es würde alles bloß lahm und abgestanden klingen.
    » Willst du wissen, was er zu mir gesagt hat? «
    » Was spielt es denn noch für eine Rolle, was dieser Penner denkt? « , fragte ich.
    Doch für Sylvia spielte es eine Rolle, und es war ihr wichtig, dass ich es erfuhr.
    » Er hat gesagt, er wäre nicht scharf auf mich. Und als ich ihm gesagt hab, was soll das heißen, wir haben doch die ganze Zeit Sex, da hat er geantwortet, klar, aber eigentlich mach ich das nur, weil du mir leidtust. «
    Als sie sich zu mir umdrehte, liefen ihr Tränen über die Wangen. Ich ging zu ihr und nahm sie in die Arme.
    » Das redet er doch bloß so daher « , sagte ich und vergrub mein Gesicht in ihrem Nacken. » Das weißt du doch, oder? Du bist ganz wunderbar. «
    Sie schüttelte den Kopf und schniefte. » Ich bin überhaupt nicht mehr so hübsch wie früher, das weiß ich ganz genau. «
    » Was für ein Quatsch! Was redest du denn für einen Blödsinn? «
    Das Schlimmste war, dass sie irgendwie recht hatte. Sylvia hatte als kleines Mädchen total niedlich ausgesehen. Sie war so ein süßer Fratz gewesen, dass die Leute auf der Straße stehen geblieben waren oder sie in Restaurants angestarrt hatten. Nicht, dass sie jetzt hässlich wäre oder so.
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