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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht
Autoren: James Barclay
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Mutter hätte vermutlich gesagt, dass eine gewisse Distanz und Reibung zwischen den beiden Mächten allen hilft, vernünftig zu bleiben.«
    »Aber Ihr seid der Advokat«, erwiderte Arducius.
    »Der bin ich, und ich werde in meiner Regierungszeit andere Schlachten schlagen, wenn ich darüber entscheiden darf. Das betrifft auch Euch. Im Grunde würde ich Euch lieber hier behalten, wo ich Euch besser kontrollieren kann. Aber ich bin kein Diktator.«
    »Es ist doch so, mein Advokat, dass die Konkordanz nicht die Schwierigkeiten gebrauchen kann, die mit unserer Gegenwart verbunden sind. Euer eigener Konflikt legt ein Zeugnis davon ab. Ich glaube nicht, dass die Welt jemals für uns bereit sein wird. Wir wissen nicht, was die natürliche Entwicklung bringen wird, und es gibt noch viel zu lernen. Vielleicht sollte man der Natur einfach ihren Lauf lassen. Vielleicht war es von Anfang an ein Fehler, die Autorität des Aufstiegs einzurichten. So verabschieden wir uns am besten, bis der Allwissende es für richtig hält, auf natürliche Weise Aufgestiegene in die Welt zu setzen.«
    »Glaubt Ihr, das wird jemals geschehen?«
    »Ich halte es für unvermeidlich«, erklärte Arducius. »Wir aber, die ersten Aufgestiegenen und unsere jüngeren Geschwister, würden nur die Erinnerungen an Gorian und seine Verbrechen wach halten. Damit kann ich so wenig leben wie Ossacer. Auch verdienen es die jungen Linien nicht, unter einem solchen Makel zu leben. Sie sind wirklich unschuldig an alledem. Die Konkordanz soll ihren alten Ruhm wiederfinden, und wir werden nur noch ein Kapitel in der Geschichte sein. Ich hoffe allerdings, es möge sich ab und zu jemand erinnern, dass es nicht immer und in jeder Hinsicht ein unglückliches Kapitel war.«
    »Ich kann Euch nur zustimmen«, erwiderte Roberto. »Aber wie kann ich wissen, dass unter Euch kein neuer Gorian heranwächst?«
    »Ich gebe Euch mein Wort, dass dies nicht geschehen wird. Glaubt mir, Kessian kommt nach Mirron und nicht nach Gorian. Keiner, der jetzt noch lebt, darf solche Neigungen zeigen und weiterleben. Wir werden keine Kinder mehr in die Welt setzen. Der Aufstieg wird vergehen und verblassen. In hundert Jahren oder so werden nur noch die Bücher übrig sein, und die werden sich in den besten Händen befinden.«
    Roberto reichte ihm die Hand, und Arducius schlug ein.
    »Euer Wort soll mir reichen, Arducius. Wenigstens Ihr seid ein guter Mann. Die Advokatur wird Eure Weisheit vermissen.«
    »Aber nicht meine Fähigkeiten.«
    »Nein.« Roberto schüttelte den Kopf. »Die nicht. Niemals Eure Fähigkeiten. Nicht, wenn es nach mir geht.«
    »Lebt wohl, mein Advokat.« Arducius schlug mit der rechten Faust an seine Brust. »Mein Arm und mein Herz gehören Euch.«
    Roberto gab ihm eine versiegelte Schriftrolle, die auf einem kleinen Tisch bereitgelegen hatte.
    »Arvan Vasselis dürfte Euch weit voraus sein und schon mit dem sirranischen Unterhändler sprechen, aber nur für den Fall, dass es Schwierigkeiten gibt, sollte Euch dies hier eine Audienz bei Tarenaq und Huatl verschaffen. Sie sind gute Leute.«
    »Danke, mein Advokat.«
    »Habt eine sichere Reise. Es wundert mich allerdings, dass Ihr übers Meer fahren wollt. Das verlängert den Weg nach Sirrane beträchtlich.«
    »Ich glaube, wir sollten vor allem anderen Menschen ausweichen.«
    »Und niemand will Gorians Vermächtnis sehen«, erwiderte Roberto. Er richtete sich ein wenig auf. »Wisst Ihr, dass es vermutlich ein perfekter Kreis ist? Das zerstörte Land? Fast achttausend Quadratmeilen, in denen nichts mehr wächst außer vier Bäumen genau in der Mitte. Das soll ein beeindruckender Anblick sein, wie ich hörte.«
    »Es ist das Mahnmal eines gescheiterten Experiments, das ich nicht sehen will. Ich kann nur sagen, dass es mir unendlich leid tut.«
    »Ja, ja. Dabei hätte es noch viel schlimmer kommen können, was?« Roberto lächelte jetzt sogar. »Paul? Ich glaube, du willst die Aufgestiegenen zu ihrem Schiff bringen.«
    »Das will ich. Komm mit, Ardu. Die Flut wartet nicht.« Arducius verneigte sich vor Roberto, drehte sich um und verließ das Prunkzimmer. Jhered klopfte Roberto noch einmal auf die Schulter und ging ebenfalls hinaus. Roberto wartete, bis die mit den Flaggen des Aufstiegs geschmückten Kutschen den Palast verlassen hatten, ehe er in den Garten zurückkehrte, um mit der Büste seiner Mutter zu sprechen.
     
    Der Kapitän der Falkenspeer wollte möglichst bald in See stechen. Die Ebbe hatte bereits eingesetzt, und
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