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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht
Autoren: James Barclay
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Land zu verlassen. Sie mussten doch erkennen, dass es nie genug Schiffe für sie alle geben würde. Einige hatten dies offenbar bereits bemerkt, denn manchmal wateten Männer und Frauen ins flache Wasser, hoben Säuglinge und Kleinkinder hoch und flehten die um Hilfe an, die schon auf dem Fluss fuhren.
    Andere schwammen hinaus und hielten sich an den Seiten der Schiffe fest. Ein flaches, überfülltes Ruderboot schaukelte heftig und kenterte. Auf dem Fluss herrschte großer Lärm, irgendwo klirrten sogar Waffen.
    »Das ist doch Wahnsinn«, wandte sich der Kapitän an sie.
    »Wir müssen daran vorbei. Haltet Euch in der Mitte der Fahrrinne.«
    »Ja, Schatzkanzler.«
    Die anderen Boote folgten ihrem Beispiel, doch der Lärm nahm noch zu. Im Flachwasser platschte es laut. Die Einnehmer und die Gardisten des Aufstiegs riefen den Leuten zu, ruhig zu bleiben und die Ordnung zu wahren und richteten doch nichts aus. Von beiden Ufern und von einigen größeren Booten her kamen Pfeile geflogen. Es gab Zusammenstöße, Holz knarrte gequält. Menschen schrien wütend auf.
    Jhered schüttelte den Kopf.
    »Siehst du, was ich meine?«
    Mirron nickte. »Was können wir tun?«
    »Nichts. Überhaupt nichts. Wir sind sogar schon zum Ziel geworden. Schau nur.«
    Er deutete nach vorn, wo einige kleinere Boote wendeten und auf sie zuhielten. Sie hatten entweder kleine Segel oder zwei Ruder. Fischerboote voller Menschen, die einen Ausweg suchten.
    »Schatzkanzler?«
    Jhered sah sich um. Auch der Kapitän, der wieder an der Ruderpinne stand, hatte die Boote bemerkt. Seine Hand zitterte. Er hatte keine Erfahrung mit Gefechten.
    »Haltet den Kurs«, befahl Jhered. »Weicht nicht ab, egal was geschieht.«
    »Aber wir werden sie überfahren.«
    »Wenn sie sich uns in den Weg stellen, dann können wir nichts dagegen tun. Fahrt schneller, wenn es möglich ist. Wir dürfen nicht scheitern.«
    »Ja, Herr«, erwiderte der Kapitän, dem man sein Unbehagen deutlich anmerkte.
    »Mirron, bleibe mitten auf dem Schiff in Deckung. Noch besser wäre es, du würdest nach unten gehen.«
    »Was hast du vor?«
    »Ich will sehen, ob ich einige dieser Schwachköpfe vertreiben kann.«
    Jhered rannte auf dem überfüllten Deck nach vorn, stieß seine Leute zur Seite und stellte sich am Bug auf. Das Handelsschiff war flach und breit, gebaut für schwere Lasten in ruhigem Wasser. Es war leicht zu entern, und die zweihundert Soldaten an der Reling konnten die Verzweifelten letzten Endes kaum abhalten.
    »Wir wollen gemeinsam rufen«, sagte er zu den Kämpfern in seiner Nähe. »Hört zu und stimmt mit ein. Nicht, dass ich glaube, es könnte etwas ändern.«
    »Ja, Schatzkanzler.«
    »Räumt die Fahrrinne«, rief er, nachdem er die Hände trichterförmig vor den Mund gelegt hatte. »Wir werden nicht anhalten, sondern euch überfahren. Ihr seid gewarnt.«
    Die anderen stimmten ein, als er den Ruf mehrmals wiederholte. Dennoch hielten im rasch strömenden Fluss kleine Boote und sogar schwimmende Menschen weiter auf sie zu. Jhered konnte sich nicht vorstellen, was sie damit erreichen wollten. Ihr Schiff war nicht einmal seetüchtig, aber darum ging es gar nicht. Die Menschen sahen die Soldaten und hofften auf Schutz.
    Als das erste klapprige Fischerboot dicht vor ihnen war, riefen alle Gardisten und winkten aufgeregt. Im kleinen Boot stand jemand auf, überkreuzte die Arme und rief, sie sollten anhalten, damit er seine Familie an Bord bringen könne. Jhered lief es kalt den Rücken hinunter. Sie waren alle bei ihm – eine Frau, vier oder fünf Kinder, ein älterer Mann und zwei Hunde.
    »Räumt die Fahrrinne!«, brüllte er. »Platz da!«
    Das Boot wollte nicht weichen. Das Segel war gerefft, sie hatten die Ruder eingezogen und trieben langsam zur Backbordseite.
    »Verdammter Idiot«, murmelte Jhered. Dann drehte er sich um. »Kapitän, hart Steuerbord, hart Steuerbord. Sofort. Zieht die Ruder ein.«
    Der Kapitän gab den Befehl weiter und stemmte sich gegen die Ruderpinne. Drunten klapperte es, als die Männer die Ruder einzogen. Jhered beugte sich über die Backbordreling und sah dem kleinen Boot nach. Er wollte dem Mann etwas zurufen und seinem Ärger Luft machen, doch er bekam die Worte nicht heraus. Der Mann und seine Angehörigen starrten zum Handelsschiff herauf, das nun seinen großen Schatten über sie warf, während es langsam abdrehte.
    »Geht in die Berge«, rief Jhered. »Sucht die Karku. Über Kirriev könnt ihr nicht entkommen.«
    Das Fischerboot
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