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Die letzte Schlacht

Titel: Die letzte Schlacht
Autoren: James Barclay
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Falkenpfeil unter einer Klippe vertäut.
    Der Kapitän hatte das Handelsschiff bereits bemerkt und hielt darauf zu.
    »Ja, wir werden davonkommen«, beruhige Jhered sie. »Du hast deine Sache gut gemacht.«
    »Menschen sind gestorben«, wandte Mirron ein. »Ich habe sie getötet.«
    »Du darfst dir keine Vorwürfe machen«, sagte er. »Sie haben sich für ihren Weg entschieden, und wir sind gezwungen, unseren Weg zu gehen.«
    »Ossacer wird wütend sein.«
    »Ossacer ist immer wütend.«
    Mirron lachte nicht. Sie zuckte zusammen, blickte nach Süden und wimmerte leise.
    »Gerade rechtzeitig«, sagte sie.
    »Was meinst du?«, wollte Jhered wissen.
    In der Ferne wurden Schreie laut.
    »Die Toten haben Kirriev erreicht.«
     
    Fünfzig Gardisten des Aufstiegs bewachten den Zugang zur Akademie. Die schwere Tür hinter ihnen war verschlossen und verriegelt.
    »Bringt ihn ins Kanzleramt und legt ihn vor dem Feuer auf eine Liege«, sagte Hesther. »Ossacer! Verdammt, wo steckt er nur? Ossacer!«
    Überall in der Akademie waren erschrockene, ängstliche Rufe zu hören. Hesther konnte es immer noch nicht glauben, obwohl sie es mit eigenen Augen gesehen hatte. Die Gardisten, die den niedergestreckten jungen Aufgestiegenen trugen, eilten zwischen den Büsten früherer Kanzler durch den Flur. Als Hesthers Blick auf Felice Koroyans Standbild fiel, konnte sie ihre Wut kaum noch bezähmen. Hesther war inzwischen neunzig Jahre alt, und vielleicht hätte sie es besser wissen sollen, doch in diesem Augenblick brachten die Enttäuschungen der letzten paar Tage das Fass zum Überlaufen.
    Die Gardisten gingen weiter, sie dagegen blieb vor der Büste stehen, spuckte sie an und sah zu, wie der Speichel über die Nase des überheblichen Miststücks lief. Es reichte ihr nicht. Hesther legte eine Hand auf die Stirn der Statue und versetzte ihr einen Stoß. Das Standbild kippte um und krachte auf den Boden, dabei sprang die Nase ab. Auch der Hals und die Stirn bekamen Risse. Marmorsplitter tanzten über den Boden.
    »Das war möglicherweise nicht sehr klug.«
    Sie fuhr herum. Arducius stand vor ihr.
    »Das ist mir einerlei. Wo warst du überhaupt? Hast du es nicht kommen sehen?«
    »Was glaubst du, wer die Staubwolke erzeugt hat, in deren Schutz ihr fliehen konntet? Lass es gut sein, Hesther. Dies ist nicht der richtige Augenblick für solche Fragen. Es hat uns alle überrascht.«
    »Wo ist Ossacer?«
    Arducius zuckte mit den Achseln, fasste sie am Arm und schob sie durch den Flur zum Kanzleramt, in dem die Gardisten den Jungen in Sicherheit gebracht hatten.
    »Wie geht es Cygalius?«, fragte er.
    Hesther schüttelte den Kopf und hielt sich eine Hand vor den Mund. Wieder sah sie die Szene vor sich, und ihr wurde übel.
    »Ich weiß es nicht.« Sie schluckte und unterdrückte ein Schluchzen. »Es ging alles so schnell.«
    So war es. Es hätte ein Akt des Mitgefühls für einen armen Mann sein sollen, der in der Basilika einen Herzschlag erlitt. Dann der gezielte Angriff. Die Fäuste, die Füße und die Messer. So schnell, dass die Gardisten Cygalius nicht davor bewahren konnten, schwere Verletzungen zu erleiden. Das Rufen und Dröhnen in ihren Ohren, als sie versuchte, die Menschen fortzuzerren. Das Donnern der Füße, als Soldaten der Palastwache in die Basilika strömten.
    Der Staub, der im Hof emporwallte und um den Brunnen kreiste. Rennende Füße. Verfolgung. Erstickte Laute. All das an einem so schönen Tag im Genasauf; scheinbar aus dem Nichts entstanden, in Wahrheit bösartig geplant. Das zufriedene und höhnische Grinsen in Felice Koroyans Gesicht.
    »Woher sind sie alle gekommen?«, fragte Arducius.
    »Es war genau wie immer«, fauchte Hesther. »Es war eine öffentliche Audienz, und der Hügel war voller Bürger. Alles stand offen. Sie, dieses Miststück, hat dies ausgenutzt.«
    Als sie das Kanzleramt erreichten, sahen sie, dass Ossacer schon dort war. Sein Gesicht war bleich, in seinen blinden Augen tanzten vielfältige Farben. Auf seiner Stirn stand ein Schweißfilm. Er kniete neben dem armen Cygalius und winkte den Wächtern, sie sollten sich zurückziehen.
    »Ich brauche heißes Wasser und saubere Tücher.« Er legte dem Jungen die Hände auf. »Guter Gott umfange mich, was habe ich nur getan?«
    Hesther runzelte die Stirn, antwortete ihm aber nicht. In der Aufregung sagten die Menschen viele sinnlose Dinge. Vielmehr betrachtete sie Cygalius, den erst siebzehn Jahre alten Aufgestiegenen. Er hatte sich doch nur bemüht, zu helfen
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