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Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter
Autoren: Anthony Mark
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wusste nicht, wie sie das gemacht hatte, aber in einem war sie sich sicher: Aryn hatte irgendeinen Zauber benutzt, um ihre Flucht zu bewerkstelligen.
    Allerdings war Lirith trotz Aryns Unbesonnenheit zwar nicht unbedingt froh, dass sie den anderen gefolgt waren, dennoch verspürte sie eine gewisse Dankbarkeit. Der Weg war beschwerlich gewesen, voller Feuer und Tod, aber nicht umsonst. Denn hätten sie sich an diesem Tag nicht aus Calavere fortgestohlen, hätte es so viel gegeben, das Lirith niemals gesehen hätte: Graces Mut im Kampf gegen die Flammenpest, Freisasse Travis’ Klugheit vor dem Nekromanten, die geheimnisvolle und wunderbare Verwandlung des Mädchens Tira. Und da gab es noch mehr, das sie nie erfahren hätte.
    Ich vermisse deine vielen Fragen, Daynen.
    Ein Seufzen entschlüpfte ihren Lippen, so wie immer, wenn sie an den blinden Jungen dachte, der auf der Brücke über den Dunkelwein sein Leben gegeben hatte, um Tira zu retten. Sie hatte Sia so viele Jahre lang angefleht, ihr ein Kind zu gewähren, und sie hatte einen Ozean an Tränken und Mixturen getrunken, um ihren Schoß empfängnisbereit zu machen. Doch weder Gebete noch Kräuter würden in einem versalzenen Acker eine Saat aufgehen lassen; das wusste sie mittlerweile. Aber vielleicht hatte Sia ihre Bitten ja doch erhört, denn Daynen war wie ein Sohn für sie gewesen, ganz egal, wie kurz sie ihn gekannt hatte. Sie würde ihn nie vergessen.
    »Kommt schon, Lirith!«, sagte Aryn und zog an ihrem Arm.
    Lirith ließ es geschehen, dass die junge Frau sie über das Gras zog, während Durge hinter ihnen herstapfte; trotz der Wärme des Spätsommernachmittags trug er ein schweres graues Wams. Leute aus dem Dorf betraten bereits zögernd die Wiese, so als würden sie sich vor den fantastischen Wagen fürchten, aber doch zugleich von ihnen angezogen werden. Als das Trio an ihnen vorbeiging, warfen die Dorfbewohner Aryn überraschte Blicke zu, betrachteten ihr blasses, schönes Gesicht und das azurblaue Gewand. Zweifellos waren sie verblüfft, hier ein Mitglied des königlichen Hofs zu sehen. Wie es auch richtig war. Lirith hoffte, dass sie lediglich von den Dorfbewohnern gesehen wurden.
    Die drei Besucher erreichten den Rand des Wagenkreises. Jetzt aus der Nähe konnte Lirith sehen, dass die Fahrzeuge mehr als nur etwas abgenutzt waren. Holz wies Sprünge auf, von der Sonne ausgebleichte Farbe wurde von Staub befleckt. Und doch förderte dies nur die Patina des Geheimnisvollen.
    Obwohl die Mournisch schon so lange auf der Wanderschaft waren, dass niemand mehr sagen konnte, wann sie damit begonnen hatten, hieß es, sie kämen ursprünglich aus dem Süden. Und tatsächlich waren ihre Wagen während Liriths Jugend im südlichen Toloria ein häufigerer, wenn auch kein regelmäßiger Anblick gewesen. Dennoch hatte sie die Mournisch seit ihrer Kindheit nicht mehr aus dieser Nähe gesehen. Ihr drang der Duft von Gewürzen, Kerzen und Schmorbraten in die Nase, und die Erinnerungen kamen zurück.
    »Hört doch!«, sagte Aryn und blieb stehen. Fröhliche Musik hallte durch die Luft und wurde vom Wind fortgetragen. Die junge Frau schloss die Augen und schwankte wie ein schlanker Baum. »Das ist so schön!«
    Lirith nahm einen tiefen Atemzug und ließ die frische Luft die Erinnerungen aus ihrem Kopf vertreiben. »Und, fühlt Ihr Euch schon wild, Sir Durge?«
    Er schien über ihre Worte nachzudenken und nickte dann ernst. »Vielleicht ein bisschen, jetzt, wo Ihr es erwähnt.«
    Lirith starrte den Ritter mit dem steinernen Gesicht an. Hatte der Embarraner einen Witz gemacht, oder war das bloß ein glücklicher Zufall? Aber was davon nun zutraf, sie lachte. Vielleicht waren Aryns impulsive Ideen mal wieder von Vorteil – vielleicht war es doch keine so schlechte Idee gewesen, die Mournisch zu besuchen.
    »Also gut«, sagte sie und schnappte sich Aryns guten linken Arm und Durges eisenharten rechten, »ich glaube, hier gibt es ein paar Gewürzkuchen, die eure Namen tragen.«
    Sie brauchten nicht lange, bis sie die Kuchen gefunden hatten. Sie bezahlten einer in Orange und Gelb gekleideten, zahnlosen Frau je eine Kupfermünze das Stück und setzten sich dann in den Schatten. Dort bissen sie in feste Krusten, aus denen ihnen warmer Saft das Kinn hinunterlief. Nachdem die Gewürzkuchen verspeist waren, lachten Aryn und Lirith, als sich Durge gewissenhaft die Finger sauber leckte.
    Danach spazierten sie von einem Wagen zum anderen, und bei jedem zog sie ein neuer, aufregender
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