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Die letzte Nacht der Unschuld

Die letzte Nacht der Unschuld

Titel: Die letzte Nacht der Unschuld
Autoren: India Grey
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Hüften schmaler …
    Oder vielleicht sind sie ja tatsächlich schmaler geworden, dachte sie mit einer Mischung aus jähem Verlangen und Mitgefühl. Nach dem Unfall hatte er abgenommen. Sie wollte die Arme um ihn schlingen und …
    „ Mi dispiace .“ Im Licht der Kristalllüster wirkte sein Gesicht unnatürlich blass, seine Stimme klang tonlos. „Das hätte ich nicht tun dürfen.“
    Colleen fühlte die eisigen Finger der Angst in ihrem Nacken. Sie schüttelte den Kopf und verschränkte die Hände, um sich davon abzuhalten, sie nach ihm auszustrecken. „Nein, schon in Ordnung.“
    Er lächelte – ein schwaches Abbild des verführerischen und gewinnenden Lächelns, an das sie sich so gut erinnerte.
    „Ich muss Sie mit jemandem verwechselt haben, verzeihen Sie …“
    Die Angst breitete sich in ihr aus, floss von ihrem Nacken durch ihre Adern. Das Lächeln auf ihrem Gesicht gefror. Sie wandte sich leicht ab, damit er ihren Schmerz nicht sehen konnte.
    „Colleen. Ich heiße Colleen.“ Es war nur ein Flüstern. Sie musste gehen. Jetzt sofort. Bevor das, was sie sich als den schlimmsten Fall ausgemalt hatte, sogar noch furchtbarer wurde.
    Er nickte knapp und machte einen Schritt auf die Saaltür zu. „Colleen. Entschuldigen Sie meine Impulsivität.“ Er lächelte schwach. „Es war mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen.“
    Sie fühlte sich, als hätte sie einen Schlag in den Magen erhalten. Es war nur ein Irrtum gewesen. Sie hatte geglaubt, er hätte sie erkannt und sich an sie erinnert. Doch es war nur ein … Versehen.
    Mit steifen Schultern ging er auf die Saaltür zu. In einer Sekunde würde er in den überfüllten Saal zurückkehren, und der Moment wäre vorbei …
    „Wir … wir haben uns schon einmal getroffen. Ich arbeite für Clearspring Water. Ich habe Sie interviewt.“ Großer Gott, sie klang so überspannt, so verzweifelt. Es würde sie nicht wundern, wenn er die Sicherheitsleute rief.
    Cristiano blieb stehen. Dann drehte er sich wie in Zeitlupe noch einmal zu ihr um. Völlig regungslos blieb er stehen. Colleen ermahnte sich, Luft zu holen.
    „Colleen Edwards.“ Seine Stimme klang neutral, aber seine Miene wirkte wie aus Eis. „Sie haben mich vor vier Jahren am Abend vor dem Monaco Grand Prix interviewt.“
    „Ja.“ Er wusste also, wer sie war. Und doch stand er dort und sah sie über die scheinbar unendliche Entfernung zwischen ihnen an, mit einem Glitzern in den Augen, das sie nicht deuten konnte. Liebe war es ganz gewiss nicht. Auch nicht Freude oder Aufregung oder Erleichterung. Keines von den Gefühlen, die sie bei seinem Anblick empfand. Das Hämmern in ihrem Kopf wurde unerträglich. Sie wich rückwärts zum Ausgang. „Ich bin froh, dass Sie sich wieder erholt haben und Ihre Rückkehr feiern …“ Sie brachte ein Lächeln zustande, und es schmerzte sie fast ebenso wie die Enttäuschung darüber, dass er sich offenbar nicht an sie erinnerte. „War nett, Sie wiederzusehen.“
    Colleen hatte die Tür fast erreicht, sie konnte den kalten Luftzug auf ihrem bloßen Rücken spüren. Sie drehte sich um und lief das kurze Stück auf die andere Seite des Platzes, so schnell die Schuhe es ihr erlaubten.
    Erst als sie auf den Stufen des Hotel de Paris stand, fiel ihr der Brief in ihrer Abendtasche wieder ein.
    Silvios Rede war glücklicherweise kurz und schmerzlos. Noch während die Gäste applaudierten, bahnte Cristiano sich seinen Weg zu Suki.
    „Ich habe mit ihr geschlafen, stimmt’s?“
    „Mit wem?“ Suki schaute ihn mit unschuldigen Augen an.
    Cristiano musste die Zähne zusammenbeißen, um gegen die Panik anzukämpfen. Der ganze Abend entwickelte sich mehr und mehr zu einem Albtraum. „Mit Colleen Edwards“, stieß er aus. „Von Clearspring. Ich habe in der Nacht vor dem Rennen mit ihr geschlafen. Warum hast du mir das nicht gesagt?“
    Suki zuckte ungerührt mit den Schultern. „Wozu? Du schläfst doch mit jeder.“
    Cristiano zuckte zurück. Fluchend fuhr er sich mit der Hand durchs Haar, dann drehte er sich abrupt um und schob sich durch die Menge.
    Adrenalin pumpte durch seine Adern, als Cristiano die Stufen des Casinos hinunterrannte. Die frische Luft, angereichert mit einem Hauch von Meer und Pinien, tat ihm gut. Das Hämmern in seinem Kopf ließ etwas nach.
    Silvio suchte jetzt bestimmt nach ihm. Sicher würde er wollen, dass sie sich Seite an Seite neben den beiden Rennwagen den Kameras präsentierten. Doch das war Cristiano gleich.
    Er musste Colleen Edwards finden.
    Sie
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