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Die letzte Nacht der Unschuld

Die letzte Nacht der Unschuld

Titel: Die letzte Nacht der Unschuld
Autoren: India Grey
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Finger das Geländer krampfhaft umklammerten. Sein Körper schien sich bereit zu machen, über die Balustrade zu springen, um zu der Frau in dem blauen Kleid zu gelangen.
    Die Geigen spielten immer leidenschaftlicher, die vier Schönheiten wiegten sich wild im Takt. Dann plötzlich drehte die Frau sich um. Die pure Panik stand in ihrem Gesicht. Sie schob sich durch die Menge, die sich um den Unglückswagen versammelt hatte, zurück zum Ausgang. Niemandem fiel es wirklich auf – außer ihm.
    Weder dachte er nach, noch zögerte er. Er drückte Suki sein Champagnerglas in die Hand und eilte zur Treppe, bevor sie einen Ton herausbringen konnte.
    „Cristiano!“, hörte er sie ihm nachrufen. „Cristiano, wo …?“
    Aber da war er schon außer Hörweite.

3. KAPITEL
    Das Auto war wie ein gespenstisches Bild aus ihren schlimmsten Albträumen. Es in dem widersinnigen Kontrast mit dem Prunk im Saal ausgestellt zu sehen, löste Übelkeit in Colleen aus.
    Sie musste hier raus. Die Leute drängelten, um einen besseren Blick auf das zerfetzte Metall erhaschen zu können. Ihre Gesichter verschwammen zu einer unkenntlichen Masse, als Colleen sich durch die Menge drängte. Die Musik war laut genug, um die Luft vibrieren zu lassen. Alles schien in Schieflage geraten zu sein, sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, durch welche Tür sie gekommen war.
    Sie musste ein Wimmern unterdrücken, als sie sich voller Panik nach dem Ausgang umblickte. Überall Menschen mit Champagnergläsern in der Hand. Lachende Gesichter, Köpfe, die zurückgeworfen, schimmernde Mähnen, die geschüttelt wurden … ein grotesker Zirkus.
    Dann erblickte sie endlich die hohen Flügeltüren, die in die Lobby hinausführten. Sie raffte ihr Kleid und hastete in die Richtung.
    Die Lobby war leer, die Luft kühlte ihre heißen Wangen. Die Absätze der mörderischen Schuhe klickten auf dem Marmor, als sie eilig dem Ausgang zustrebte. Colleen konnte nur hoffen, dass weder Lisa noch Ian sie gesehen hatten und ihr nachkamen, um sie in den Saal zurückzuholen.
    „Warten Sie.“
    Großer Gott, jetzt hörte sie schon Stimmen. Ein Echo aus der Vergangenheit, genau wie in ihren Träumen. Jeden Moment würde sie in ihrem kleinen Schlafzimmer in Hartley Bridge aus diesem beklemmenden Traum aufwachen.
    Lieber Gott, bitte, lass mich aufwachen, bevor der Wagen gegen die Barriere prallt und in Flammen aufgeht …
    „Warte!“
    In ihren Träumen lief immer alles in Zeitlupe ab. Jetzt war es genauso. Starke Finger legten sich um ihr Handgelenk, zogen sie herum. Eine Schockwelle durchlief sie, als sie sich umdrehte.
    Ihr stockte der Atem.
    Er war nur Zentimeter von ihr entfernt, sein Gesicht dunkler, härter, schmaler – und noch perfekter als in ihrer Erinnerung. Doch es waren seine Augen, die ihr Herz zum Stillstand brachten. Mit der Intensität eines Lasers bohrten sie sich in ihre.
    Ihre Lippen teilten sich, sie wollte etwas sagen, und brachte doch kein Wort hervor. Und dann lag sein Mund plötzlich auf ihrem. Sie wurde bei den Schultern gepackt und geküsst, und sie küsste ihn zurück, mit all der unterdrückten Sehnsucht der letzten vier Jahre. Pure Freude breitete sich in ihr aus, während der Kuss andauerte und immer leidenschaftlicher wurde.
    Nur benommen hörte Colleen plötzlich lauten Applaus. Eine Tür war aufgegangen und schickte die Geräuschkulisse aus dem Saal ins Foyer.
    „Cristiano?“ Eine scharfe, ungeduldige Frauenstimme. Colleen strauchelte, als die Realität laut und grell zurückkehrte und Cristiano sie losließ.
    Eine exotische Schönheit, an die Colleen sich als seine Assistentin erinnerte, stand im Türrahmen. Ihre Katzenaugen taxierten Colleen kurz, bevor sie den Blick auf Cristiano richtete.
    „Silvio wird jetzt seine Rede halten.“
    „ Va bene “, erwiderte er gepresst. „Ich komme gleich.“
    Die Frau starrte ihn eine Sekunde lang an, als wolle sie noch etwas sagen. Doch dann drehte sie sich mit einem pikierten Kopfrucken herum, verschwand wieder im Saal und schloss den Lärm mit der Tür aus.
    Colleen bebte vor Schock und Freude nach dem Kuss. Der Moment, auf den sie vier Jahre gewartet hatte, war endlich gekommen.
    Er war hier.
    Verwundert ließ sie ihren Blick über ihn gleiten, so als könne sie nicht glauben, was sie sah. Sie kannte ihn nur in Rennmontur oder Jeans und T-Shirt, hatte ihn nie im Smoking gesehen. Das maßgeschneiderte Jackett verlieh ihm eine ganz neue Dimension von Sexappeal. Seine Schultern schienen breiter, seine
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