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Die letzte Mission

Die letzte Mission

Titel: Die letzte Mission
Autoren: Kyle Mills
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ändern zu können. Er konnte sich noch daran erinnern, dass er damals allen Ernstes davon geschwafelt hatte, die Welt zu einem besseren Ort machen zu wollen, obwohl er das heute natürlich nicht mehr zugeben würde.
    Schließlich stellte sich heraus, dass die Wahrheit um einiges finsterer war als diese jugendliche Fantasie. Er war sich inzwischen ziemlich sicher, dass er nur tötete, um ein paar diplomierten Schreibtischhengsten in Washington das Gefühl zu geben, etwas getan zu haben. Oder schlimmer noch, damit sie sich trotz ihrer weichen, bleichen Leiber vorgaukeln konnten, sie wären die tapferen Krieger, die sie aufgrund ihres aufgeblasenen Egos zu sein hatten.
    Al Fayed war nicht mehr so naiv zu glauben, dass Amerika sicherer war, nur weil er vier Männer getötet und unter der brennenden Sonne Nordafrikas zurückgelassen hatte. Sie waren bereits durch andere ersetzt worden. Und eines Tages würden ihre Söhne mit einem unbändigen Hass im Herzen den Kampf gegen das Land fortsetzen, das ihnen ihre Väter genommen hatte.
    Er war inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass die Probleme, mit denen sich die Welt im Allgemeinen und ganz besonders in diesem Teil der Erdkugel herumschlug, im Grunde genommen so tief verwurzelt waren, dass es keine Lösung für sie gab – lediglich sinnlose Versuche, das Unvermeidliche hinauszuzögern. Zu Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts war alles noch so wie vor vielen tausend Jahren, als die Menschheit eine unberechenbare, hinterhältige Spezies gewesen war, deren Denkvermögen gerade ausreichte, um mit Schwertern und Speeren umzugehen. Wie konnte es Stabilität geben in einer Zeit, in der ein Einzelner innerhalb weniger Minuten zerstören konnte, was in Jahrhunderten gewachsen war?
    Al Fayed trank noch einen Schluck Wasser und musterte die bröckelnden Gebäude vor sich. Obwohl sie aus getrocknetem Lehm und Steinen errichtet worden waren, wirkten sie sonderbar vergänglich. Wie völlig unzureichende Bollwerke gegen das Chaos, das um sie herum tobte. Ob ihnen letztendlich Amerikas großartige neue Bomben, plötzlich aufflammende Kämpfe unter rivalisierenden Splittergruppen oder einfach Verfall und Verzweiflung den Rest geben würden, war schwer vorherzusagen. Sicher war nur, dass es sie eines Tages nicht mehr geben würde.
    Je mehr Zeit er im Nahen Osten verbrachte, desto sicherer war er, dass dieser Teil der Welt nicht wiedergutzumachende Schäden erlitten hatte. Wie sollten diese Leute ihren Platz in einer modernen Welt finden, die der Prophet, an den sie so inbrünstig glaubten, nicht vorhergesehen hatte? Es war ein psychologischer und moralischer Konflikt, der dazu führte, dass die Leute hier alles, was der Fortschritt ihnen bringen konnte, sowohl herbeisehnten als auch ablehnten.
    Gerechterweise musste man anmerken, dass viele aus dem Westen wirklich helfen wollten. Sie hielten ihre Kultur für eindeutig überlegen – wohlhabender, weniger gewalttätig, gesünder. Sie dachten, dass selbst diese unzivilisierten Barbaren Wiederholungen von Sex and the City auf Großbildschirmen sehen und ihre Kinder in einem nagelneuen Geländewagen zum Fußballtraining fahren könnten, wenn sie sich nur dazu überreden ließen, mit dem Kämpfen aufzuhören und alles etwas lockerer zu sehen. Aber so einfach war es nicht.
    Es hatte sich nämlich herausgestellt, dass Einfühlungsvermögen die einzige Waffe war, die es wert war, hier eingesetzt zu werden, nur leider hatten die Amerikaner keine Ahnung, wie man diese Waffe baute. Wenn man den Feind nicht verstand – wenn es einem nicht gelang, sich an seine Stelle zu versetzen –, konnte man ihn nicht besiegen. Es war absurd, einen planlos vorgehenden General nach dem anderen herzuschicken, der versuchte, Menschen zu kontrollieren, mit denen er sich nicht einmal verständigen konnte. Der Versuch, arabische Probleme mit amerikanischen Lösungen aus der Welt zu schaffen, hatte eine lange, illustre Geschichte von Fehlschlägen hervorgebracht, die anscheinend niemand zur Kenntnis nahm. Und so fuhr die Maschine einfach weiter, egal, wie kaputt sie schon war.
    Al Fayed lehnte den Kopf an die kühle Mauer hinter sich und starrte in den wolkenlosen blauen Himmel. Er war in der zwölften Klasse ohne Abschluss von der Highschool gegangen, und jetzt entwickelte er sich zum politischen Philosophen. Keine sehr nützliche Qualifikation für jemanden mit seinem Beruf.
    Er versuchte, an nichts mehr zu denken, und als ihm das nicht gelang, suchte er nach
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