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Die letzte Mission

Die letzte Mission

Titel: Die letzte Mission
Autoren: Kyle Mills
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Fayed hatte Religion noch nie richtig ernst nehmen können. Für ihn hing der Glaube eines Menschen einzig und allein von dessen Adresse ab. Wenn man in North Carolina geboren war, glaubte man, dass nur die Baptisten den direkten Draht zu Gott hatten. In Afghanistan opferte man, ohne zu zögern, sein Leben, um Mohammeds Lehren zu verteidigen. Thailand? Dann war Buddha der Richtige. Es war einfach zu viel Zufall mit im Spiel, als dass er etwas Mystisches darin sehen konnte.
    Aber was die Evolution anging … Das war eine Philosophie, die er verstand. Nach dem, was er sich bis jetzt hatte mit ansehen müssen, überlebten immer nur die Stärksten. Und die Sanftmütigen erbten gar nichts. Das Mädchen war dumm genug gewesen, sich in die schmutzige kleine Gasse zerren zu lassen. Die Männer, die er am Tag zuvor getötet hatte, waren weder klug noch stark genug gewesen, um sich wirkungsvoll verteidigen zu können. Und wenn man das Ganze auf eine höhere Ebene brachte, sah Nordamerika wie das blühende Leben aus, während es dem größten Teil des Nahen Ostens beschissen ging. War man erst einmal sämtliche mysteriösen Gottheiten losgeworden, hatte das Leben eine sehr beruhigende Symmetrie an sich.
    Der Mann ließ den Rock des Mädchens los, packte es an den Handgelenken und riss ihm die Arme über den Kopf. Als er es unter Kontrolle hatte, hob er den Kopf und sah wieder al Fayed an. »Was machst du hier?«, brüllte er auf Arabisch. »Verschwinde!«
    Ein guter Rat. Das Mädchen hatte keine Zukunft. Niemand konnte etwas dafür, und es hatte keinen Zweck, sich darüber Gedanken zu machen. Es war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort geboren worden. Ob sein Leben heute oder morgen oder nächste Woche zu Ende war, spielte keine Rolle. Für ihn nicht und auch nicht für jemand anderen.
    »Verschwinde!«, rief der Mann noch einmal. Dann wies er seinen Kompagnon an, das Mädchen festzuhalten, und stand auf. »Verschwinde von hier. Sofort!«
    Das Mädchen wurde langsam müde. Es keuchte und rang nach Luft, während es immer noch zu entkommen versuchte. Noch drei Minuten, und es würde nicht einmal mehr die Kraft haben, sich gegen das zu wehren, was die Männer mit ihm vorhatten. Vermutlich war es eine ganze Menge.
    Das Gesicht des Mannes, der jetzt auf al Fayed zukam, verschwand fast völlig hinter einem dichten Bart. Er brüllte wieder etwas, während seine Hand hinter seinem Rücken verschwand, zweifellos, um eine Waffe zu ziehen.
    Al Fayed machte einen Schritt auf ihn zu, packte mit der Hand den Ellbogen des Mannes und hielt ihn so lange fest, bis er sein Messer hervorgezogen und es ihm durch den Bart hindurch in die Kehle gestoßen hatte.
    Als der Blick des Mannes nach unten ging und er zusah, wie das Messer zurückgezogen wurde und Blut auf seine Brust spritzte, war ihm nur Überraschung anzumerken. Darauf folgte ein kurzer Moment der Verwirrung, schließlich brach er zusammen.
    Das laute Keuchen des Mädchens ging in einen gellenden Schrei über, der den Mann, von dem es festgehalten wurde, darauf aufmerksam machte, dass al Fayed von hinten auf ihn zugerannt kam. Er war schneller, als er aussah, und es gelang ihm, sich zur Seite wegzurollen und eine altertümlich aussehende, aber zweifellos funktionierende Pistole aus dem Gürtel zu ziehen.
    Al Fayed schleuderte das Messer, während er auf den Mann zurannte, in der Hoffnung, ihn auf diese Weise ablenken zu können. Zu seiner Überraschung hatte er auch jetzt wieder so unverschämt viel Glück wie bisher bei dieser Mission – das Messer blieb in der Brust des Mannes stecken. Nicht tief genug, um ihn ernsthaft zu verletzen, aber es genügte, um die Kugel, die für al Fayed bestimmt war, in ein Haus auf der anderen Straßenseite einschlagen zu lassen.
    Der Mann lag immer noch auf den Knien, als sie zusammenprallten. Al Fayed warf sich nach rechts und kniff die Augen zusammen, um sich vor dem grellen Aufblitzen des Schießpulvers zu schützen. An seiner linken Schläfe zischte eine Kugel vorbei. Er ignorierte den Schmerz und das laute Dröhnen in seinem Ohr, presste dem Mann die Hand aufs Gesicht und stieß seinen Kopf in den bedauerlicherweise weichen Staub der Straße. Da er an seine eigene Waffe nicht herankam, war er gezwungen, das Messer aus dem Brustbein des Mannes zu ziehen, was sich als erstaunlich schwierig herausstellte.
    Er hatte es fast schon freibekommen, als ihn ein brennender Schmerz im unteren Rücken fast bewegungslos werden ließ. Er kippte nach links und
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