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Die letzte Aussage

Die letzte Aussage

Titel: Die letzte Aussage
Autoren: Keren David
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alles mit allem zusammen.« Ich höre mich sehr überzeugend an. Beinahe hätte ich mir selbst geglaubt.
    Dann sagt der Polizist, dass wir jetzt reingehen können.

Kapitel 45
Let’s Get It Started
    So als Polizist muss es echt langweilig sein. Im Fernsehen sind sie ständig in Verfolgungsjagden und Schießereien verwickelt und lösen spannende Mordfälle. In Wirklichkeit gibt es jede Menge Papierkram und labberigen Tee und immer wieder den gleichen langweiligen Mist von wegen »Sie sind festgenommen« und »Sie haben das Recht zu schweigen und alles kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden« und blablabla, blablabla.
    Bis der diensthabende Sergeant so weit ist, dass er mir sagen kann, was gegen mich vorliegt, bin ich schon fast eingeschlafen.
    Dann labert er weiter, vom Schuss- und Stichwaffengesetz von 1953, und ich kapiere nach und nach, dass mir in zwei Fällen der Besitz eines Messers vorgeworfen wird. Das ist alles.
    Keine Justizbehinderung und auch keine Anklage, weil ich Arron mit dem Messer verletzt habe.
    Mein Dad grinst übers ganze Gesicht, als er sich bei dem Sergeant nach den anderen anhängigen Anschuldigungen erkundigt und ihm gesagt wird, dass das Jugendamt beschieden habe, der Sache nicht weiter nachzugehen.Ich bin ein bisschen verwirrt deswegen – schließlich haben sie zu der einen Geschichte einen Beweis und zu der anderen ein Geständnis –, aber ich will ihnen auf keinen Fall erklären, wie sie ihre Arbeit zu machen haben. Während er die Dokumente unterschreibt und sich nach den Einzelheiten erkundigt, wann ich vor Gericht erscheinen muss, versuche ich, aus allem irgendwie schlau zu werden. Sehr weit komme ich nicht.
    Dann dürfen wir wieder gehen. Im Auto dreht sich mein Dad zu mir herüber und sagt: »Super!« Er grinst und ist ganz aufgeregt. »Was für ein Ergebnis! Ich rufe gleich Mr Armstrong an!«
    Er ruft erst den Anwalt und dann meine Mum an. Allem Anschein nach sind es gute Nachrichten. Viel besser, als alle erwartet hatten. Aber wie gut sind sie wirklich?
    Wir fahren wieder zur Wohnung – ich schlage noch vor, unterwegs bei PCWorld haltzumachen, aber er sagt: »Hör mal, wenn du wirklich einen Laptop brauchst, suche ich einen im Internet aus«, was zwar ermutigend, aber nicht sehr verbindlich ist. Gran und Mum lächeln mich überglücklich an und freuen sich, und niemandem fällt auf, dass ich ein bisschen deprimiert bin. Alle sind viel zu sehr damit beschäftigt, einander zu versichern, dass es hätte viel schlimmer kommen können und dass es höchst unwahrscheinlich sei, dass sie mich jetzt noch ins Gefängnis stecken, weil ich ja noch so jung sei und noch nie etwas Schlimmes getan habe.
    Sie ignorieren einfach, dass der Premierminister vor ein paar Wochen im Fernsehen gesagt hat, dass die Anwälteund Richter junge Leute, die mit Messern erwischt werden, viel schneller ins Gefängnis stecken sollen als vorher. Er hat von Abschreckung gesprochen, von sicheren Straßen und drastischen Maßnahmen.
    »Messer sind nicht hinnehmbar«, hat er gesagt. »Wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um die jungen Leute davon abzuhalten.« Dagegen kann man nicht viel sagen. Hätte ich gewusst, dass ein Messer in meiner Tasche dazu führen könnte, dass ich ins Gefängnis muss, hätte ich es wahrscheinlich gar nicht erst mitgenommen. So gut wie sicher.
    Gran ruft Emma in Spanien an und mein Dad telefoniert mit Archies Mutter, als meine Mum mir die Hand auf den Arm legt.
    »Alles in Ordnung, Ty?«, fragt sie. »Du wirkst nicht sehr erleichtert. Das sind doch gute Nachrichten, mein Schatz … ganz ehrlich, wir hatten eigentlich mit einem weniger erfreulichen Ausgang gerechnet.«
    Ich schlage mit der Hand auf den Tisch. Gran lässt das Telefon fallen, so verdutzt ist sie. Mein Dad sagt: »Entschuldige, Pen – ich rufe gleich zurück.«
    »Es sind keine guten Nachrichten«, rufe ich, richtig laut. »Wie kommt ihr bloß darauf? Ich muss vielleicht immer noch ins Gefängnis, und das wisst ihr alle!«
    »Aber nicht sehr lange«, sagt meine Mum beschwichtigend. »Die schwerwiegenden Anschuldigungen haben sie doch fallen lassen.«
    »Mr Armstrong meinte, dass ihnen wohl klar geworden ist, dass sie ohne eine Aussage von Arron zum Tathergangnicht weiterkommen«, sagt mein Dad. »Er hat ausgesagt, dass er nicht wusste, dass du einen Krankenwagen gerufen hast, er dachte, ihr wolltet gemeinsam Hilfe holen. Dein Messer hat er nicht erwähnt. Und deine Mail war auch nicht mehr so wichtig,
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