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Die letzte Aussage

Die letzte Aussage

Titel: Die letzte Aussage
Autoren: Keren David
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hat seine Strafe verdient.«
    »Trotzdem geht es mir nicht gut dabei. Ich finde, dass ich … dass ich ihn davon hätte abhalten sollen. Er sollte nicht im Gefängnis sein. Es war meine Schuld.«
    Claire schnaubt, wie nur Claire schnauben kann. »Das ist doch Schwachsinn, das weißt du doch? So wie ich mich damals schuldig gefühlt habe, weil Ellie im Rollstuhl sitzen musste und ich nicht. Dein Freund hat etwas getan, es war allein seine Entscheidung. Er hat zu einer Bande gehört und sich mit einem Messer bewaffnet. Er hat jemanden damit bedroht. Er hat damit herumgefuchtelt und jemanden erstochen. Jetzt ist er im Gefängnis und du –«
    »Ich kann auch immer noch ins Gefängnis kommen«, sage ich. »Sie haben mich wegen Messerbesitzes angeklagt. Gleich in zwei Fällen. Sie könnten mich einsperren. Dann willst du bestimmt nichts mehr von mir wissen.«
    Das war’s. Ich hab’s ausgesprochen. Jetzt ist es raus.
    »Sie könnten dich einsperren«, sagt sie, »und das wäre schlimm, aber es wäre ja nicht für immer, oder? Letzte Woche war jemand bei uns in der Schule, der hat erzählt, wie er in kriminelle Kreise geraten ist und wie er sein Leben versaut hat. So was könntest du eines Tages auch machen. Wenn du erst Spitzensportler bist, kannst du einrichtiges Vorbild werden und den Jugendlichen sagen, wie sie sich aus so was raushalten.«
    »Ja … stimmt … vielleicht …«, sage ich. Die Erleichterung darüber, dass sie mich nicht verabscheut, dass sie mich versteht, tut einfach unglaublich gut.
    »Nicht vielleicht «, erwidert sie. »Entschließe dich jetzt dazu und alles wird gut. Das mit uns wird wieder gut.«
    Ich muss halb lachen und halb weinen, weil es sich so gut anfühlt, mit ihr zu reden und zu wissen, dass sie an mich glaubt. Dass sie eine Zukunft sehen kann, die ich für mich schon nicht mehr gesehen habe.
    Dann erzähle ich Claire von Alyssa, wie niedlich sie ist, und von meiner neuen Schule und wie es mit den Kursen so läuft, und sie erzählt mir, dass sie beim Schultheater mitmacht und eine kleine Rolle in Romeo und Julia bekommen hat und dass sie nicht mehr ganz so sehr auf die Biss -Bücher abfährt, aber dass sie trotzdem findet, dass ich mir den Film ansehen soll.
    »Claire«, sage ich, »mein Dad kauft mir einen Laptop. Dann haben wir eine Internetverbindung.«
    »Dann musst du dir gleich Skype installieren«, antwortet sie. »Ich kann zu Zoe gehen und ihren Rechner benutzen. Lass dir von Archie helfen. Ich bin bei Facebook, da können wir online chatten … und jetzt hast du ja auch meine Handynummer. Das wird schon. Wir können uns jederzeit erreichen.«
    Dann sagt sie, dass sie auflegen muss, weil ihre Mum sie ruft, und sie sagt mir, dass sie später noch mal anruft und dass sie mich liebt. Sie liebt mich. Und ich sage ihr, dassich sie auch liebe, und dann ist die Verbindung weg und ich speichere sofort ihre Nummer ab, bevor ich mich wieder hinlege und unser Gespräch in Gedanken wieder und wieder durchgehe.
    Ich liege ziemlich lange so da und denke nach. Über alles, was sie gesagt hat. Über die Vergangenheit und wie alle Einzelteile sich zusammenfügen. Über Arron. Über Freundschaft und Liebe, Wahrheit und Verrat. Kann ich Claires Erwartungen überhaupt gerecht werden? Kann ich die Zukunft in die eigenen Hände nehmen?
    Ich fange an, meine Sachen durchzusehen, und finde die neue Sporthose, die mir meine Mum zu Weihnachten geschenkt hat, und ich krame meine Laufschuhe hervor. Joes Laufschuhe. Die Schuhe, die ich am Strand anhatte, an dem Tag, an dem Alistair erschossen wurde. Ich binde sie mit zitternden Händen zu.
    Dann gehe ich wieder ins Wohnzimmer. Drei Gesichter drehen sich zu mir. Sie haben alle in der Vergangenheit Falsches getan, dumme Entscheidungen getroffen und gelogen. Sogar Gran. Momentan kommen sie alle ziemlich gut miteinander aus. Und allen liegt wirklich sehr viel an mir.
    »Geht es dir wieder besser, mein Schatz?«, erkundigt sich meine Mum. Dann sagt sie hoffnungsvoll: »Gehst du laufen?«
    »Ja«, antworte ich. »Ja, ich gehe mal wieder ein bisschen laufen.«
    Ich verlasse die Wohnung, verlasse den Fahrstuhl und rieche die angenehm warme Luft Birminghams. Ich fingerean meinem iPod herum. In letzter Zeit habe ich nicht viel Musik gehört. Zu viele Erinnerungen. Aber ich finde die Black Eyed Peas, Let’s Get it Started. Einer meiner absoluten Lieblingssongs aller Zeiten. Manchmal sind die alten Lieder einfach die besten.
    Ich trabe langsam los, zum Aufwärmen. Ich
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