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Die Leiche im Badezimmer

Die Leiche im Badezimmer

Titel: Die Leiche im Badezimmer
Autoren: Carter Brown
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ist
ein verteufelter Schock. Wir standen uns sehr nahe. Sie war nicht nur meine
Privatsekretärin, uns verband auch eine starke persönliche Freundschaft.«
    »Wie stark?«
    Er starrte eine Weile auf die
nackte Goldie Baker, die ihm unbefangen auffordernd die Brüste hinstreckte,
nahm dann das Foto an einer Ecke zwischen Daumen und Zeigefinger und gab es mir
zurück.
    »So freundschaftlich nicht,
Lieutenant.«
    »Kennen Sie jemand, der Grund
haben könnte, sie tot zu wissen?«
    »Nein.« Er fuhr sich langsam
mit der Zunge über den Mund. Unter dem herabhängenden Schnauzbart waren seine
dicken Lippen jetzt naß, rosig und abstoßend. »Aber nachdem ich das Foto hier
gesehen habe, kann ich nicht umhin, mich zu fragen, ob es sich nicht um einen
Lustmord gehandelt hat.«
    »Vielleicht.« Ich zuckte die
Schultern. »In welcher Sparte der Marktforschung sind Sie tätig?«
    »In der Industrie.« Er rutschte
auf seinem Stuhl hin und her. »Wir haben die verschiedensten Auftraggeber — in
der Chemie, im Bergbau, in der Elektronik — alles mögliche .«
    »Und was erforschen Sie für
Ihre Kunden?«
    »Alles, was ihre jeweiligen
speziellen Probleme betrifft.« SeinGesicht bekam
einen gereizten Ausdruck. »Hören Sie, Lieutenant, was hat das mit Goldies Tod
zu tun?«
    »Ich wollte, ich wüßte es«,
sagte ich. »Es muß irgendeinen Grund geben, weshalb sie ermordet wurde.
Vielleicht hat es etwas mit ihrem Privatleben zu tun, vielleicht mit ihrem Job.
Wußten Sie, daß sie vor zwei Wochen in ein neues Appartement umgezogen war?«
    Er nickte. »Sie erzählte es
mir.«
    »Ein erheblicher Schritt nach
oben, verglichen mit der alten Wohnung.«
    »Sie konnte es sich leisten«,
sagte er mit gepreßter Stimme. »Goldie bekam nicht nur ein hohes Gehalt, sie
hat auch während des Jahres ein paar beachtliche Provisionen eingesteckt.«
    »Also ist anzunehmen, daß sie
sich bei ihrer Arbeit wohlgefühlt hat«, sagte ich. »Sie dachte wohl nicht
daran, Sie zu verlassen?«
    »Goldie!« Er lachte ungläubig.
»Ich war im Begriff, sie innerhalb der nächsten drei Monate zum Juniorpartner
zu machen.«
    Ich schob das Foto ins Päckchen
zurück. »Nun, vielen Dank, Mr. Marco. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, das
nützlich sein könnte, wäre ich froh, wenn Sie sich mit mir in Verbindung
setzten.«
    »Natürlich, Lieutenant.« Er
schüttelte bedrückt den Kopf. »Goldie wird mir hier im Büro wirklich fehlen.«
    Ich kehrte ins Vorzimmer
zurück, und die Kleine am Empfang beobachtete mich mißtrauisch, als ich auf
ihren Schreibtisch zukam.
    »Was kommt vor Walsh?« fragte
ich sie.
    »Helen.« Ihre Augen hatten nach
wie vor einen zweifelnden Ausdruck. Ȇben Sie sich wieder in Public Relations,
Lieutenant?«
    »Ich brauche noch wesentlich
mehr Praxis«, sagte ich bescheiden. »Ich hoffte, Sie würden mir dabei helfen?«
    »Wie denn?«
    »Indem Sie heute mit mir zu
Abend essen.«
    »Nicht, wenn Sie diesen Anzug
tragen«, sagte sie kalt.
    »Was stimmt denn an dem Anzug
nicht?«
    »Vielleicht ist Ihnen aufgefallen,
daß ich Sie ignoriert habe, als Sie hier hereinkamen.« Ihr Lächeln war
arktisch. »Ich dachte, Sie seien vorbeigekommen, um den Müll abzuholen.«
    »Ich werde mich umziehen«,
sagte ich mit erstickter Stimme, »und Sie gegen acht abholen.«
    »Sie meinen, Sie werden mich
gegen acht Uhr an einem öffentlichen Ort treffen«, sagte sie mit fester Stimme,
»wie zum Beispiel einem Restaurant.«
    »Das wäre der >Golden Ox <, in dem es exquisite, halbgare Steaks gibt.«
    »Gibt es dort Kerzenlicht?«
    »Nicht nur das«, murmelte ich,
»sondern auch schluchzende Geigen und eine romantische Atmosphäre, die nicht
von dieser Welt sind.«
    »Ich halte es mit dem
Kerzenlicht«, sagte sie in kühlem Ton. »Halbdunkel ist genau richtig, wenn der
Anzug, den Sie dann tragen werden, denselben schlechten Geschmack verrät wie
der, den Sie jetzt anhaben. Außerdem wird das Dämmerlicht Sie davon abhalten,
dauernd auf meinen erhebenden Anblick zu starren.«
     
     
     

3
     
    Sheriff Lavers starrte mich mit
einem Gesicht an, dessen Verblüffung jedem einzelnen seiner Kinne anzusehen
war. Die vergessene Zigarre brannte stetig zwischen seinen Fingern weiter,
während sich auf der Löschblattunterlage seines Schreibtischs Aschenhäufchen
bildeten.
    »Es muß an meinen Ohren
liegen«, flüsterte er. »Ich werde allmählich alt. Ich höre einfach nicht recht,
Wheeler, Stimmt’s?«
    »Sie haben mich völlig richtig
verstanden«, brummte ich.
    »Da ist dieses
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