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Die Leiche im Badezimmer

Die Leiche im Badezimmer

Titel: Die Leiche im Badezimmer
Autoren: Carter Brown
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der Bastard nicht interessiert sei, solle er ihrer
Ansicht nach wenigstens die Fotos zurückgeben.«
    »Vielleicht hat er das getan?«
    »Sie hatte von jeder Aufnahme
zwei Abzüge machen lassen, und ich habe den Satz Bilder, welchen sie dem Mann
schicken wollte, nicht gestempelt.«
    »Hat sie seinen Namen erwähnt?«
    »Nein. Ich fand, das sei ihre
Angelegenheit.« Sie lächelte schwach. »Goldie kam zu mir, weil sie glaubte,
das, was sie vorhatte, sei auf einer Basis von Frau zu Frau leichter. Über ein
paar der Bemerkungen, die sie machte, während sie Modell stand, habe ich mich
fast zu Tode gelacht.«
    »Kann ich mir vorstellen«,
sagte ich.
    »Nicht einmal Sie können eine
so schmutzige Phantasie haben, Lieutenant.« Sie setzte sich aufrecht und
straffte die Schultern. Dann sah sie mich mit entschlossenem Funkeln in den
blauen Augen an. »Sie haben mich vorhin aus dem Gleichgewicht gebracht, als Sie
mir erzählten, daß Goldie ermordet worden ist, aber jetzt fange ich an, eine
Wut zu bekommen. Was kann ich tun, um Ihnen zu helfen, den Mann zu finden, der
sie umgebracht hat?«
    »Erzählen Sie mir, was Sie von
ihr wissen.«
    Sie runzelte konzentriert die
Stirn. »Wie gesagt, ich lernte sie kennen, als sie kam, um die Aufnahmen machen
zu lassen.« Plötzlich wurde sie sich bewußt, daß sie die Fotos noch in den
Händen hielt, und schob sie mir schnell hin, als fürchte sie, sie verbreiteten
einen tödlichen Bazillus. »Sie erwähnte, wie gut ihr ihr Job gefiele, denn sie
müsse eine Menge Reisen machen, und vielleicht sei das einer der Gründe,
weshalb dieser spezielle Mann aus ihrem Dasein verschwunden sei.«
    »Hat sie erzählt, für wen sie
arbeitet?«
    »Für ein
Marktforschungsinstitut. Marco-Institut, so heißt es.«
    »Was noch?«
    »Das war vor ungefähr einem
Monat. Zwei Wochen später rief sie an und bat mich, mit ihr zu Mittag zu essen.
Dann erzählte sie mir, mit den Fotos habe sie bisher keinen Erfolg gehabt, aber
sie habe immer noch Hoffnung. Sie sagte außerdem, sie sei gerade umgezogen, und
das trüge dazu bei, nicht immer an den Kerl zu denken, der sich in Luft
aufgelöst habe.« Sie zuckte leicht die Schultern. »Ich glaube, das ist so
ziemlich alles.«
    »Jedenfalls vielen Dank, Miß
Jackson«, sagte ich. »Wenn Ihnen noch etwas einfällt, das nützlich sein könnte,
wäre ich froh, wenn Sie mich anriefen.« Ich nahm eine Visitenkarte aus meiner Brieftasche
und gab sie ihr.
    »Natürlich, Lieutenant.« Ihre
Stimme klang sehr milde. »Und wenn ich Ihnen irgendwie behilflich sein kann,
zögern Sie nicht, mich anzurufen. Wenn das Mädchen Ihres Lebens plötzlich ohne
adieu zu sagen aus Ihrem Dasein verschwinden sollte, können wir sicher eine
Serie von Bildern herstellen, die ihre Rückkehr mit dem nächsten Flugzeug
garantiert.«
    »Ich werde daran denken«, sagte
ich dankbar. »Haben Sie einen rosa Schafwollteppich?« —
    Das »Marco-Forschungsinstitut«
war in dem Telefonbuch aufgeführt, das ich im Drugstore an der Ecke aufschlug.
Das Büro lag nur fünf Häuserblocks weit von Celestine Jacksons Studio entfernt,
jedoch was das Prestige betraf, zumindest zwei Lichtjahre. Auf meiner Uhr war
es neun Uhr dreißig vormittags, aber meinen erschöpften Nerven nach hätte es
fünf Minuten vor Mitternacht sein können. Ich setzte mich auf den nächsten
Hocker, bestellte Kaffee und brütete vor mich hin. Der Gedanke an den Versuch,
Captain Lavers von dem Superfassadenkletterer zu erzählen, der, eine nackte
Leiche leger über die eine Schulter gelegt, achtzehn Meter an einer glatten
Mauer hinaufklimmen konnte, reichte aus, um mich innerlich erzittern zu lassen.
Plötzlich schien mir der Einfall, Erkundigungen über das
Marktforschungsinstitut einzuziehen, vergleichsweise verlockend. Also trank ich
meinen Kaffee aus und kehrte zum Wagen zurück.
    Es handelte sich um eines
dieser aus Größenwahn geborenen Büros; holzgetäfelte Wände, und alles Mobiliar
war weiß. Das rothaarige Mädchen am Empfang, das aussah, als sei es ein in
Seidenpapier gewickeltes teures Geschenk, warf mir einen schnellen, alles
umfassenden Blick zu und entschied dann, mich komplett zu ignorieren. Das
kränkte mich angesichts dessen, daß ich meinen zweitbesten Anzug trug.
    »Es ist mir schrecklich, Sie
stören zu müssen«, sagte ich in gedämpftem Ton, »aber würden Sie etwas zur
Seite rücken?«
    »Warum?« Ihre Stimme klang
offen feindselig.
    »Vielleicht ist es nur eine
optische Täuschung?« Ich lächelte ihr nervös zu.
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