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Die Leiche im Badezimmer

Die Leiche im Badezimmer

Titel: Die Leiche im Badezimmer
Autoren: Carter Brown
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offensichtlich, daß ich jetzt etwas sehr Tiefsinniges
von mir gäbe, aber dazu hatte sie sich den falschen Zeitpunkt und
wahrscheinlich auch den falschen Mann ausgesucht. Ich nickte deshalb einfach,
versuchte weise dreinzublicken und strebte der Tür zu.
     
     
     

2
     
    Ich nahm in einem Restaurant
ein Frühstück zu mir, das aus einer speziellen Sorte von Spiegeleiern bestand,
die mit kleinen, schwarzen Flecken besprenkelt waren. Heute war entschieden
kein Glückstag für mich, dachte ich mürrisch. Dann stieg ich wieder in den Austin
Healey und fuhr in Richtung Morgan Street. Das Appartementgebäude war neu, eine
Art Miniaturwolkenkratzer von rund achtzehn Stockwerken. Alles, was der
Hausmeister zu vermeiden trachtete, waren Scherereien und ein Skandal, wie er
mir vielmal versicherte, bevor er mir schließlich die Schlüssel übergab. Ich
fuhr im Aufzug, der wie ein automatisiertes Grab lautlos nach oben glitt,
hinauf in den siebten Stock und schloß die Wohnung auf.
    Goldie Baker war in der Welt
offensichtlich nach oben aufgestiegen, als sie ihr altes Appartement verlassen
hatte, und zwar nicht nur drei Stockwerke höher. Dieses Appartement war
ungefähr doppelt so groß und sah aus, als ob es von einem Innenarchitekten
eingerichtet worden sei. Ich fragte mich, ob dies wohl eine der von einem
dankbaren Boß einer Intimsekretärin so nebenbei bescherten Wohltaten
darstellte. Es dauerte ungefähr zwanzig Minuten routinemäßiger Durchsuchung,
bis ich auf dem Grund der untersten Kommodenschublade im Schlafzimmer angelangt
war, und bis dahin hatte ich nichts von Interesse gefunden.
    Auf einem Hügel seidener
Unterwäsche lag ein rechteckiges Päckchen in braunem Papier. Ich richtete mich
auf, legte es auf die Kommode und wickelte es aus. Eine splitterfasernackte
Goldie Baker blickte mit wollüstigem Lächeln zu mir auf, ihre gewölbten Hände
hielten mir in offensichtlicher Aufforderung die festen Brüste entgegen.
Insgesamt war da ein Dutzend Fotos von der nackten Blonden, und verglichen mit
den übrigen war das erste durchaus harmlos. Ich drehte das letzte Bild um und
sah, daß mit einem Stempel »Jacksons künstlerisches Fotostudio«, zusammen mit
einer Adresse in der Innenstadt, aufgedruckt war. Ich fand das eine
meisterhafte Untertreibung, und Jackson — wer immer das war — hatte sich gewiß
eine interessante Sparte ausgesucht, seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
    Ich wickelte die Fotos wieder
ein und nahm sie mit, als ich das Appartement verließ. Der Hausmeister hoffte
nach wie vor, es gäbe keine Scherereien und keinen Skandal, als ich ihm die
Schlüssel überreichte. Er wagte nicht, mit der Sprache herauszurücken und sich
zu erkundigen, was, zum Teufel, das alles zu bedeuten habe, und ich erzählte es
ihm nicht. Es war das übliche mexikanische Duell, das ein Polyp immer dadurch
gewinnt, daß er den Gegner einfach anstarrt.
    Das künstlerische Fotostudio,
soviel entdeckte ich ungefähr eine halbe Stunde später, lag im Erdgeschoß eines
Gebäudes in der Innenstadt, das irgendwie etwas Verstohlenes an sich hatte,
denn es wußte genau, daß es eigentlich schon vor zwanzig Jahren hätte
abgerissen werden müssen. Ich trat in ein winziges Büro, das mit einem kleinen,
mitgenommen aussehenden Schreibtisch und einem Stuhl ausgestattet war. Die
Wände waren mit schönen, fotografischen Studien langweiliger Leute tapeziert.
Auf meiner Uhr war es zehn vor neun, was besagte, daß Jackson entweder früh
öffnete oder — was wahrscheinlicher war — vergessen hatte, die Wohnungstür
abzuschließen, als er in der Nacht zuvor nach Hause gekommen war. Auf dem
Schreibtisch stand eine niedliche kleine Glocke, die ein niedliches kleines
Geklingel von sich gab, als ich sie schüttelte. Ungefähr fünf Sekunden später
öffnete sich die Tür hinter dem Schreibtisch, und ein Mädchen kam heraus.
    Das dichte flachsfarbene Haar war von der Mitte aus straff auf eine Seite gekämmt und dort zu einem
Pferdeschwanz zusammengefaßt worden, der sorglos vorne über ihre linke Schulter
fiel. Tiefblaue Augen leuchteten hell und klar und paßten zu der makellosen,
durchscheinenden Haut; der breite Mund war zu einem freundlichen Lächeln geöffnet.
Sie trug einen weißen Kittel, der nicht ganz bis zur Mitte ihrer Schenkel
reichte und die langen, schlanken Beine voll zur Geltung brachte. Dieser
hochgeschlossene Kittel lag eng an und betonte wirkungsvoll die Wölbung ihrer
vollen Brüste; die üppige Rundung ihrer Hüften wurde mehr
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