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Die Leiche im Badezimmer

Die Leiche im Badezimmer

Titel: Die Leiche im Badezimmer
Autoren: Carter Brown
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sofort
durch ihn ersetzen, Wheeler.«
    »Haben Sie schon den
Obduktionsbefund?«
    »Die Ermordete wurde durch ein
32er Geschoß getötet, welches den linken Herzventrikel durchschlug, und das ist
so ziemlich alles. Todeszeit...«
    »Das hat Murphy mir gesagt. Sie
war seit mindestens zehn Stunden tot, vielleicht schon länger; nicht später als
achtzehn Uhr des vergangenen Tages.«
    »Und wo sie auch umgebracht
wurde, es war jedenfalls nicht in der Duschkabine«, fügte Lavers hinzu.
    »Vielleicht ist Eleanor Dolan
einfach verrückt?« sagte ich. »Die ganze Sache hat einen solchen verrückten
Anstrich.«
    »Wie sollte es auch anders
sein, wenn Sie in die Angelegenheit verwickelt sind?« Seine Finger trommelten
kurz auf die Schreibtischplatte. »Scheren Sie sich bloß hier raus, Wheeler,
bevor ich restlos den Verstand verliere.«
    »Okay.« Ich stand auf.
»Erklären Sie mir mal eines, Sheriff — warum schreien Sie mich immer an, wenn
ich in Ihrem Büro bin?«
    »Wer — ich?« fragte er mit
sanfter Stimme. »Das bilden Sie sich nur ein, Wheeler.« Er machte eine lange
Pause. »Oder hat Doc Murphy vielleicht recht?«
    »Worin?«
    »Er sagt, es handle sich um
Verfolgungswahn.« Lavers schüttelte betrübt den Kopf. »Ein sicheres Anzeichen
beginnender Schizophrenie, und ich solle zu meinem eigenen Schutz für den
unvermeidlich nahenden Tag, an dem Sie Ihren Ausbruch haben werden, eine
Zwangsjacke in der obersten Schreibtischschublade parat halten.«
    »Murphy ist ein lausiger
Quacksalber«, sagte ich.
    »Aber, Lieutenant«, schnurrte
er, »wissen Sie, daß Sie schreien?«
    Ich stampfte ins Vorzimmer
hinaus, wo Annabelle Jackson hinter ihrer Schreibmaschine mit Nichtstun
beschäftigt war. Ihre klaren blauen Augen betrachteten mich nachdenklich, dann
schüttelte sie den Kopf.
    »Dem nach, wie Sie aussehen, Al
Wheeler, wäre im Augenblick eine gute Einbalsamierung eine menschenfreundliche
Tat.«
    »Ich mache mir Sorgen wegen des
Sheriffs.« In offensichtlicher Unentschlossenheit kaute ich auf meiner
Unterlippe herum. »Doc Murphy hat zwar gesagt, es sei eine Art Berufsgeheimnis
zwischen uns beiden, aber ich weiß nicht recht... Meiner Ansicht nach sollten
Sie zu Ihrem eigenen Schutz Bescheid wissen.«
    »Was wissen?«
    »Ist Ihnen nicht aufgefallen,
daß Lavers in letzter Zeit immer schreit?«
    »Nur wenn Sie in seinem Büro
sind.«
    »Doc Murphy behauptet, es
handle sich um Verfolgungswahn, dem sicheren Anzeichen für eine beginnende
Schizophrenie.« Ich schüttelte den Kopf. »Und sie könne jeden Tag jetzt zum
Ausbruch kommen, sagt der Doc.«
    »Das ist doch nicht Ihr Ernst.«
    »Dann fragen Sie ihn doch,
warum er eine Zwangsjacke in der obersten Schreibtischschublade aufbewahrt.«
    »Warum er eine — was?«
    »Sie haben richtig verstanden.
Er weiß instinktiv, daß er demnächst einen Ausbruch erleiden wird, will das nur
niemandem gegenüber zugeben. Doc Murphy behauptet, das sei das Schlimmste bei
den Schizophrenen, sie wollen sich einfach von niemand anders helfen lassen.«
    Annabelle betrachtete mich mit mißtrauischem Stirnrunzeln. »Ich glaube nach wie vor kein
Wort, aber ich werde ihn trotzdem fragen.«
    »Und er wird Ihnen eine
klassische Schizophrenenantwort geben«, sagte ich mit überzeugter Stimme.
»Irgendwas, wie — er bewahre sie für jemand anders auf, der ihn dauernd
verfolge oder so was.«
    Ich fuhr nach Hause, ging ins
Bett und holte vier Stunden wertvollen Schlaf nach. Gegen acht saß ich in der
Bar des Restaurants, prächtig in meinem besten Anzug, einen Scotch auf Eis mit
ein bißchen Soda vor mir, und fühlte mich wieder als Angehöriger der
menschlichen Rasse. Eine Viertelstunde später überlegte ich, daß ich für mein
zweites Glas ebensogut am Tisch sitzen könnte.
Zwanzig Minuten später bestellte ich meinen dritten Scotch und wollte soeben
das Abendessen dazu kommen lassen, als die Rothaarige eintraf. Sie trug ein
kurzes, korallenfarbenes Seidenchiffonkleid mit einem Ausschnitt, der bis zu
der mit Perlen besetzten Taille hinabreichte. Das Kleid selbst endete abrupt in
einem Wirbel von Plissees auf halber Höhe ihrer Schenkel. Ihre Lippen teilten
sich zu einem bestrickenden Lächeln, als sie sich auf dem Stuhl niederließ, den
ihr der Kellner hinschob. »Entschuldigung, daß ich zu spät gekommen bin,
Lieutenant.«
    »Ich heiße Al«, sagte ich. »Und
es macht nichts. Ich habe nicht einmal bemerkt, daß Sie siebenunddreißig
Minuten und dreiundzwanzig Sekunden zu spät gekommen
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