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Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)
Autoren: Megan Whalen Turner
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starken Verdacht gehabt haben. Wir sind uns früher nur kurz begegnet, aber sie kennt meinen Ruf besser als Ihr.«
    »Sie plant sicher eine ausgefeilte Rache«, sagte der Magus.
    »Und Ihr?«
    »Ob ich eine ausgefeilte Rache plane? Nein, mir ist bisher nichts Angemessenes eingefallen.«
    Ich lachte erneut. »Ich meine, ob Ihr einen Verdacht hattet.«
    Der Magus seufzte. »Nein, gar keinen, zumindest nicht, bevor du plötzlich eine Brücke über die Seperchia erscheinen lassen konntest. Da vermutete ich, dass es kein Zufall gewesen war, dass ich mich im Dunkeln in der Stadt verlaufen hatte. Später habe ich mich gefragt, ob die Wachen an der Steinbrücke dich vielleicht erkannt hatten. Sie schienen nicht sehr verwundert über dein Erscheinen zu sein. Ich war nicht sicher, bis mich der Hauptmann dann in Eddis willkommen hieß – so, als ob du dorthin gehörtest und Sophos und mich als Gäste mitgebracht hättest. Wusstest du, dass die andere Brücke da sein würde?«
    »Ich gehe jedes Jahr hin, sobald das Hochwasser gesunken ist, und klemme einen Baumstamm dort fest. Das hat mein Großvater immer getan, als er noch am Leben war. Es gefiel ihm, eine Möglichkeit zu haben, nach Attolia zu gelangen, ohne dass man ihn aus Eddis kommen sah.«
    »Pol wusste es«, sagte Sophos vom Fenster her.
    »Ja«, pflichtete der Magus ihm bei. »Als wir dich mit Sophos’ Schwert kämpfen sahen, flüsterte er mir zu, dass du in Eddis ausgebildet worden sein müsstest. Ich verstand erst später, was er mir damit hatte sagen wollen.«
    Pol hatte es schon früher gewusst, da war ich mir sicher. Er hatte es in dem Moment erkannt, als ich ihm gedankenlos in eigenen Worten für die Ossil-Beeren gedankt hatte. Wenn die Attolier ihm nicht so dicht auf den Pelz gerückt wären und er nicht so überzeugt gewesen wäre, dass die Gabe in den Bach gefallen war, hätte er mich nicht außer Reichweite gelassen, ohne mich erst zu durchsuchen.
    Die Tatsache, dass er dem Magus nicht erzählt hatte, was er wusste, ließ mich vermuten, dass er damit gerechnet hatte, dass ich mich davonstehlen würde, sobald wir in den Bergen waren – und dass er mich hätte entwischen lassen. Seine Befehle beschränkten sich darauf, für Sophos’ Sicherheit zu sorgen und die Gabe nach Sounis zu bringen. Davon, auch den Dieb der Königin von Eddis mit zurückzubringen, war sicher keine Rede gewesen, und Pol hatte wohl keinen Grund gesehen, über seine Befehle hinauszugehen. Er hatte mich wohl so sehr gemocht wie ich ihn.
    »Ambiades hat es vielleicht erraten«, sagte ich. Er und ich hatten unsere Informationen unfreiwillig am Rande der Dystopie ausgetauscht. Ich hatte begriffen, dass Ambiades noch für jemand anderen als den Magus arbeitete, und ihm war klar geworden, dass nur ein Schwindler den anderen durchschauen konnte.
    Der Magus schüttelte den Kopf. »Ambiades war schlau. Es ist sehr schade, dass er zugleich ein Narr war und immer mehr Geld, mehr Macht und … mehr Respekt wollte. Er hätte einen guten Magus abgeben können, wenn er aufgehört hätte, der Enkel eines Herzogs zu sein.«
    Einen Moment lang saßen wir stumm da und hingen unseren jeweiligen Gedanken über den Ehrgeiz nach. Ich dachte an Pol, der gewirkt hatte, als sei er größtenteils frei davon, und ich hoffte, dass es ihm eine gewisse Befriedigung verschafft hatte, Ambiades von jener Klippe zu stoßen. Alles in allem wünschte ich mir, ich hätte es selbst tun können.
    Schließlich sagte der Magus: »Nicht auszudenken, dass ich den Dieb der Königin einmal mit einer Reitpeitsche geschlagen habe!«
    Ich lächelte und musste ihm sagen, dass es keine seltene Ehre war, den Dieb der Königin zu schlagen.
    »Tatsächlich? Sind alle im Gebirge so fähige Schwertkämpfer wie du?«
    »Oh, ich benutze kein Schwert.« Ich erklärte, dass ich in den zwei Jahren, seit ich meine Anwerbungspapiere für die eddisische Garde zerrissen hatte, kein Schwert mehr in der Hand gehalten hatte. Im Streit mit meinem Vater hatte ich vor einer peinlichen Anzahl Dritter geschworen, kein Schwert mehr am Griff zu packen, solange mein Leben nicht in Gefahr war.
    »Ah«, sagte der Magus, als wären ihm viele Dinge klarer geworden. Ich fragte mich, mit wem er gesprochen hatte.
    »Du bist müde«, sagte er nach einem Augenblick und hatte recht damit. »Wir gehen.«
    »Wartet«, sagte ich. »Ihr habt mir nicht erzählt, was Sounis für Botschaften gesandt hat.«
    Der Magus schüttelte den Kopf. »Das wirst du deine Königin fragen
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