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Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 1: Der Dieb (German Edition)
Autoren: Megan Whalen Turner
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über andere Fähigkeiten, auf die er stolz sein kann«, sagte er. Zum Beispiel auf die, Hamiathes’ Gabe nicht nur einmal, sondern gleich zweimal zu stehlen , dachte ich. Wer sonst hat das im Laufe der Geschichte schon vollbracht? Aber der Magus muss den Kampf gegen die Garde der Königin am Fuße der Berge gemeint haben. Das war keine Fähigkeit, die ich sehr zu schätzen wusste. Wenn ich mit dem Schwert so ungeschickt wie im Sattel gewesen wäre, hätte mein Vater mich nicht so unter Druck gesetzt, Soldat zu werden und den Titel »Dieb des Königs« für immer in Vergessenheit geraten zu lassen, nachdem er schon viele Generationen lang bedeutungslos gewesen war. Mein Vater war der festen Überzeugung, dass die Bezeichnung es verdient hatte, endgültig zu verschwinden.
    Der Magus beschrieb den Kampf gegen die Gardisten in allen Einzelheiten und ließ mich dabei sehr gut aussehen.
    Der Kriegsminister schnaubte. Der Magus erkannte das nicht als hohes Lob und sagte steif: »Man hat mir mitgeteilt, dass sein Vater wollte, dass er Soldat wird. Ich würde seinen Vater mit dem größten Vergnügen wissen lassen, dass er einen Sohn hat, auf den er stolz sein kann.«
    Ich unterdrückte in dem Schweigen, das darauf folgte, ein eigenes Schnauben. Der Magus muss noch müde gewesen sein. Er musste einst gewusst, aber inzwischen vergessen haben, dass der Kriegsminister die Tochter des vorherigen Diebs des Königs geheiratet hatte. Er sprach schon jetzt mit meinem Vater. Der Magus hätte sich daran erinnern und mich von damals, als er mich das erste Mal in Sounis gesehen hatte, wiedererkennen können, aber wir waren einander nie vorgestellt worden. Als er mit dem Heiratsantrag aus Sounis hier erschienen war, hatte ich in meinen Gemächern geschmollt.
    Während der Magus, der seinen Fehler erkannt hatte, noch versuchte, eine Entschuldigung in Worte zu fassen, kam mein Vater herüber, um bei mir vorbeizusehen. »Ich dachte, ich hätte gehört, wie du dir ins Fäustchen lachst«, sagte er.
    Einer meiner Arme war zu fest mit Verbänden umwickelt, als dass ich ihn hätte bewegen können, aber ich hob den anderen mit geöffneter Hand, um ihm zu zeigen, dass sich nichts in meiner Faust befand.
    »Ich komme nachher vorbei.« Bevor er aus dem Durchgang verschwand, nickte er ein einziges Mal, und das würde, wie ich wusste, sein einziges Zeichen der Anerkennung für all meine harte Arbeit bleiben. Er war kein Mann vieler Worte.
    Nachdem er Jahre mit dem Versuch verbracht hatte, mir auszureden, meine Zeit auf den Erwerb nutzloser Fähigkeiten zu verschwenden, war er eines Nachts in meinem Arbeitszimmer erschienen, um mir mitzuteilen, warum die Königin von Eddis den Heiratsantrag aus Sounis in Erwägung zog und warum ihr Rat, ihn selbst mit eingeschlossen, sie drängte, ihn anzunehmen. Er hatte einen Stapel Münzen von doppeltem Gewicht auf den Tisch gelegt und war gegangen.
    Einen Augenblick später erschien der Magus im Durchgang, dicht gefolgt von Sophos. »Ich bin froh, dass du wohler aussiehst«, sagte er.
    Ich musterte ihn aus dem Augenwinkel.
    Er lächelte. »Ich habe beschlossen, dir nicht die Befriedigung zu verschaffen, mit den Zähnen zu knirschen.«
    Ich lachte, während er sich im Zimmer nach einem Stuhl umsah, auf den er sich setzen konnte.
    »Der da ist der bequemste.« Ich zog die Hand unter der Bettdecke hervor, um darauf zu zeigen.
    Er setzte sich und legte die Füße auf einen Stapel Bücher. Wir beide dachten an ein früheres Gespräch zurück.
    »Ich werde ihn wahrscheinlich verbrennen müssen«, sagte ich.
    »Ach nein«, erwiderte er. »Ich hatte tagelang Zeit, mich zu waschen.«
    »Tagelang?«, fragte ich. Sophos stand immer noch neben mir. »Schieb die Bücher von der Fensterbank«, sagte ich zu ihm, »und setz dich dorthin. Sind wirklich schon Tage vergangen?«
    »Ja.«
    »Was habe ich versäumt?«
    »Nicht viel«, sagte der Magus. »Einen Boten der Königin von Attolia, ein paar aus Sounis – na ja, vier aus Sounis.«
    »Vier?«
    Der Magus hob in einer eleganten Gebärde der Langeweile eine Schulter.
    »Erzählt es mir schon«, sagte ich, »oder ich stehe auf und erwürge Euch mit einer Hand. Was waren das für Botschaften?«
    »Oh, ich glaube, dass Attolia dem Dieb der Königin Genesungswünsche sendet und der Hoffnung Ausdruck verleiht, dass er in Zukunft einmal für längere Zeit ihr Gast sein wird.«
    Bei der Vorstellung verzog ich das Gesicht.
    »Sie wusste, wer du warst?«
    »Sie muss zumindest einen
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