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Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Titel: Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz
Autoren: James Barclay
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Ewigkeit.«
    Der Unbekannte rang sich ein Lächeln ab, auch wenn es ihm das Herz zerriss.
    »Weißt du, Rebraal, das ist eigentlich ein beängstigender Gedanke.«
    Er richtete sich auf, Auum kam und stützte ihn. Über und über war er mit Blut besudelt, und sein ganzer Körper fühlte sich zerschlagen an, als würde er immer noch angegriffen.
    »Danke. Ich glaube, es ist Zeit, dass wir zu Sha-Kaan gehen. Wir können uns austauschen und herausfinden, wohin uns dieser Fusionskorridor führt. Ich vermute, wir müssen in seiner Welt bleiben, bis er einen neuen Drachenmann gefunden hat.«
    Er gab Denser die Hand und zog den Magier hoch. Der Unbekannte legte ihm einen Arm um die Schultern und sah ihm in die Augen.
    »Der Rabe«, flüsterte er. »Der Rabe, wir brechen auf.«

Epilog
    Sol sperrte die Tür der Rabenrast auf, an die jemand beharrlich klopfte. Er räusperte sich ungehalten.
    »Wir haben noch nicht … oh, wenn das nicht der kommende Herr vom Berge ist.«
    »Sehr witzig«, sagte Denser. »Darf ich eintreten?«
    »Aber gern.« Sol machte ihm Platz, und der Magier kam endlich aus dem kalten Regen heraus. »Möchtest du ein Glas Wein? Ich habe gerade einen ausgezeichneten jungen Blackthorne bekommen.«
    »Klingt gut.«
    »Hast du Hunger?«
    »Ich würde sogar einen alten Ackergaul aufessen.«
    »Der ist seit Mittag aus. Ich glaube aber, ich kann noch etwas für dich auftreiben. Setz dich, wenn du einen Platz findest.« Er deutet auf den großen leeren Raum, der sauber und für die abendlichen Gäste bereit war. Humpelnd umrundete er das Ende der Theke und nahm dahinter eine Flasche aus dem Regal. »Jonas, bist du in der Küche?«
    »Ja, Vater.«

    »Bring etwas Brot und Schinken für zwei, sei so gut. Denser ist hier.«
    »Oh, wie schön.«
    Sol fischte einen Korkenzieher aus der Hosentasche und beobachtete Denser, der an der Wand des Schankraums entlangging und liebevoll die Gemälde der Rabenkrieger betrachtete. Wie immer verweilte er bei Eriennes Bild und berührte es leicht, wie um ein Haar wegzuwischen, das nur in seiner Phantasie existierte.
    Mit einem satten Knall löste sich der Korken aus der Flasche. Der Gastgeber roch daran und stellte die Flasche mit zwei Gläsern auf ein Tablett.
    »Weißt du«, sagte Denser, »ich wollte dich schon eine ganze Weile danach fragen – meinst du nicht, wir sollten die Bilder abnehmen? Du weißt schon, damit sie ganz von selbst in unseren Erinnerungen verblassen können?«
    »Das solltest du mich nicht fragen, wenn du gleichzeitig so ein Gesicht machst. Außerdem ziehen sie die Gäste an.«
    »Ich weiß nicht recht, was ich davon halten soll. Ich meine ja nicht, dass wir sie überhaupt nicht aufhängen sollen. Ich denke nur, der Rabe ist nicht für alle da. Sie gehören uns.«
    »Da gibt es sicher viele, die dir widersprechen würden«, erwiderte der Unbekannte. »Oder willst du damit sagen, dass ich aus ihnen keinen Gewinn ziehen soll?«
    »Ach, das ist mir egal. Bei den ertrinkenden Göttern, alle, die noch leben, sind uns was schuldig …«
    Sol stellte das Tablett ab und setzte sich neben Denser. Der Dunkle Magier hatte sich für einen Lederstuhl mit hoher Lehne entschieden. Vier dieser Stühle standen an einem niedrigen Tisch vor dem großen offenen Kamin. Es war wie immer, es erinnerte ihn an ihr Hinterzimmer im Krähenhorst . Das Haus, in dem sich das Lokal befunden
hatte, war allerdings längst verfallen, und Tomas, Maris und Rhob lebten nicht mehr. Ihr Verlust schmerzte Sol ebenso wie der Tod so vieler Freunde an jenem schrecklichen Tag in der Dimension der Dämonen. Aber mit Tomas und dessen Familie waren wenigstens keine albtraumhaften Erinnerungen verbunden. Die ungerufenen Bilder ließen seine Hand ein wenig zittern, als er den Wein einschenkte.
    »Ich bin gespannt, ob du ihn magst«, sagte er, als er sich neben Denser niederließ.
    »Die Nerven erholen sich nie, was?«
    Sol schüttelte den Kopf. »An manchen Tagen ist es besonders schlimm. Gestern hätte ich dir nicht mal den Wein einschenken können.« Eine vertraute Übelkeit drehte ihm den Magen um. »Vor allem deshalb habe ich die Bilder hier aufgehängt. Ich weiß nicht, und ich will auch nicht wissen, ob ihre Seelen den Dämonen entkommen sind, aber wir … ich will mir immer wieder vor Augen führen, welches Opfer sie erbracht haben. Manchmal rede ich sogar mit dem einen oder anderen und finde Trost darin. So werde ich nicht verrückt.«
    Denser kicherte, und sein Lachen verriet, wie gut er den
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