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Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Titel: Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz
Autoren: James Barclay
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umsah, wurde ihm klar, dass er sein Versprechen nicht erfüllen konnte. Denser bemühte sich, links und rechts die Dämonen abzuhalten, konnte aber nichts gegen diejenigen tun, die sich von hinten und außer Reichweite des Kraftkegels näherten.
    »Hirad!«, rief der Unbekannte. »Komm schon! Das ist deine einzige Chance.«
    »Durchhalten, Thraun«, sagte er. »Ark, schaff Erienne weg.«
    »Schon erledigt.«
    Hirad drehte sich zu den Feinden um, Karron und Seelenfresser rückten unaufhaltsam vor.
    »Geh«, sagte Thraun. »Bitte.« Hirad liefen die Tränen übers Gesicht. »Geh.«
    Er drehte sich um und rannte los. Sofort fielen die Seelenfresser über Thraun her. Der Gestaltwandler starb ohne einen Laut.
    Hirad spürte, wie sich die Dämonen von hinten näherten. Ark und Erienne waren nur noch wenige Schritte von der Tür entfernt. Der Unbekannte und Denser winkten sie herein. Rebraal und Auum hielten an den Seiten den Zugang frei.
    »Lauf!«, rief der Unbekannte. »Sonst muss ich am Ende noch einmal rauskommen! Lauf!«
    Seine Stimme klang verzweifelt. Er wollte sich in Bewegung setzen, aber Auum stieß ihn fest zurück. Hirad runzelte die Stirn. Die Kralle eines Seelenfressers riss
ihm den Rücken auf und traf seinen Hinterkopf. Der Aufprall warf ihn um, er überschlug sich, kam mühsam wieder hoch. Dabei wurde ihm übel. Zwei Schritte konnte er noch machen, dann hörte er die Flügel. Nahe, viel zu nahe. Sie waren überall. Ein Schwanz schlug nach seinen Beinen, die Krallen packten seinen Rücken und die Schultern, der heiße Atem eines Seelenfressers schlug ihm ins Gesicht.
     
    »Hirad!«, rief der Unbekannte. »Hirad, steh auf, steh auf.«
    Er wollte sich an Auum vorbeidrängen, aber der Elf stieß ihn abermals zurück. Hirad kam noch einmal auf Hände und Knie hoch, die Dämonen drängten sich um ihn.
    »Tu was!«
    Ark war nur noch wenige Schritte vor dem Durchgang. Ein Seelenfresser stieß Hirad jubelnd die Hände in die Rippen. Der Barbar keuchte, warf dem Unbekannten einen letzten Blick zu und schenkte ihm ein schreckliches Lächeln. Dann brach er zusammen. Der Durchgang schloss sich abrupt.
     
    Ark blieb schwankend stehen, sobald das Portal vor ihm verschwand, als wäre es nie dort gewesen. Nichts als die Erinnerung war noch da.
    In seinen Armen atmete Erienne ungleichmäßig und schwach. Er legte ihr eine Hand über Nase und Mund, bis der Atem ganz aussetzte. Dann legte er sie auf den Boden, stellte sich über sie und riss das Schwert aus der Rückenhalterung. Er drehte sich um und beobachtete die Seelenfresser, die sich von Hirads Körper erhoben. Jetzt war er das einzige Ziel für alle Dämonen im Raum.
    Er hob eine Hand und winkte sie zu sich.

     
    »Nein!«, schrie Denser voller Panik. »Nein. Öffnet die Tür, öffnet die Tür.«
    Er schlug gegen die nackte Wand. Der Unbekannte wich schwankend einen Schritt zurück, Rebraal und Auum stützten ihn auf beiden Seiten.
    »Öffnet die verdammte Tür!«, kreischte Denser. »Sie ist noch da draußen. Sha-Kaan, bitte öffne die Tür.«
    »Oh nein«, stöhnte der Unbekannte. »Nicht Hirad. Wenn es einer von uns verdient hätte weiterzuleben, dann er. Oh Hirad, nicht du.«
    »Bitte öffne die Tür«, murmelte Denser.
    Aber sie öffnete sich nicht. Hirad war tot, und die Verbindung war verloren. Denser sackte an der Wand in sich zusammen; heftiges Schluchzen erschütterte seinen Körper.
    Auch der Unbekannte weinte haltlos. Er machte sich von den Elfen frei, kniete sich neben Denser und nahm ihn in die mächtigen Arme. Hinter ihnen, in der Kammer, erhob sich das Klagen eines Drachen, der über den Verlust seines Drachenmannes trauerte.
    »Bitte, er muss den Zugang öffnen.«
    »Sie sind fort, Denser. Bei den brennenden Göttern, sie sind alle verloren.«
    Der Unbekannte hatte keine Ahnung, wie lange er bei Denser saß. Wie lange es dauerte, bis er endlich zu weinen aufhörte und seinen bebenden Körper wieder unter Kontrolle bekam. Doch als er den Magier losließ, als der arme Mann sich ausgeweint hatte, schaute er auf und sah Rebraals erleichterten Blick.
    »Du kannst sie fühlen, nicht wahr?«, sagte er. »Du spürst sie.«
    Rebraal nickte. »Hier ist die Grenze zwischen den Welten dünn, und ich fühle die Geliebten, die gestorben sind.
Er ist jetzt bei meinem Bruder, die Geister jubeln. Sie sind nur verloren, bis auch wir die Reise antreten und uns wieder mit ihnen vereinen. Dann wird er dort sein und dich spüren, er wird bei dir sein. Für alle
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