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Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz

Titel: Die Legenden des Raben 06 - Heldensturz
Autoren: James Barclay
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Namen kümmern sich schon darum. Wir hatten seit … ich weiß nicht, seit anderthalb Jahreszeiten keine Überfälle mehr in Xetesk. Wie ich schon sagte, hör mir erst einmal zu.«
    Sol zuckte mit den Achseln. »Entschuldige.«
    »Ich komme gerade vom balaianischen Rat für den Wiederaufbau. Wir sind auf einige Schwierigkeiten gestoßen. Da Dystran zurücktreten musste, ist ein Machtvakuum entstanden. Ob ich seinen Posten übernehme, ist noch nicht klar. Das Problem ist jedenfalls, dass einige Barone darüber nachdenken, die Handelsallianz von Korina wieder einzusetzen. Das ist für sich genommen nicht schlecht, führt aber im Osten von Balaia zu einer Spaltung. Tessaya gefällt das so wenig wie Rebraal, und ich kann sie verstehen. Immerhin spricht Tessaya für alle Wesmen und Rebraal für
das ganze Volk der Elfen. Aber wir hier, wir bauen auf einmal wieder Machtblöcke von Magiern und Nichtmagiern auf. Das riecht mir zu sehr nach der Vergangenheit.«
    »Dann sucht euch doch jemanden, der euch vereint. Blackthorne wird allseits geachtet, er wäre der richtige Mann.« Sol trank noch einen Schluck Wein, um das Brot hinunterzuspülen.
    »Aber wie du schon sagtest, kommt er kaum noch aus seiner Burg heraus, und um ehrlich zu sein, er ist nicht mehr ganz der Alte.«
    Es gab ein langes Schweigen. Die Richtung, in die sich das Gespräch entwickelte, behagte Sol überhaupt nicht. Er starrte Denser an, als wolle er ihm jedes weitere Wort verbieten.
    »Sol, zwinge mich nicht, es auszusprechen.« Denser hatte seinen Gesichtsausdruck richtig gedeutet.
    »Du meinst, ich soll Balaias Interessen vertreten? Hör doch auf, Denser. Ich bin kein Diplomat.«
    »Nein, das bist du nicht. Allerdings dachte ich auch nicht an Diplomatie, sondern an etwas Größeres. Du siehst dich selbst als ruhigen Mann, der in Xetesk mit seiner Familie ein Wirtshaus betreibt. Aber für jeden, der in Balaia etwas zu sagen hat, auch für die Wesmen und die Elfen in Calaius, bist du die Stimme und das Gewissen des Ostens. Du hast den Vorstoß in die Dimension der Dämonen überlebt, du hast die Jagd in den Blackthorne-Bergen angeführt, du hast im Zentrum vieler Wiederaufbaupläne gestanden, und du bist kein Magier. Du warst das Zentrum des Raben. Es gibt keinen Mann und keine Frau, die dich nicht akzeptieren würden.«
    »Also schön, jetzt hast du mir aber genug geschmeichelt, ich werde gleich rot. Als was sollen sie mich akzeptieren?«

    Denser beugte sich vor und stellte das Glas auf den Tisch.
    »Nach einem einstimmigen Beschluss des Rates wurde ich gebeten, dich aufzusuchen. Sol, dieses Land braucht keinen Diplomaten oder Gesandten. Wir müssen dem Beispiel von Calaius und der Wesmen folgen. Zum ersten Mal in der Geschichte brauchen wir einen echten Anführer. Dich.«
    Sol hätte beinahe sein Glas fallen lassen. Jetzt wurde er tatsächlich rot, und sein Herz raste.
    »Das ist aber ein netter Aufstieg für einen Wirt«, brachte er schließlich hervor.
    Denser lächelte nicht. »Ich scherze nicht, Sol. Balaia braucht Stabilität. Wir laufen Gefahr, in die alten Spaltungen zurückzufallen. Wir müssen geeint sein, denn sonst ist alles, was wir aufbauen, verschwendet. Was der Rabe erreicht hat, wäre vertan.«
    »Zieh hier bloß nicht den Raben mit hinein«, fauchte Sol.
    »Dennoch, es ist wahr. Du bist der Mann, der alles zusammenhalten kann. Du weißt, dass du es kannst. Komm auf den Berg und rede mit uns. Bitte.«
    »Ich muss ein Wirtshaus führen und mich um meine Frau kümmern. Ich werde wieder Vater, und mein Sohn braucht mich hier. Ich habe dazu weder die Zeit noch die Kraft.«
    »Sie alle brauchen eine sichere Zukunft.« Jetzt übernahm es Denser, ihnen nachzuschenken. »Rede mit uns. Hör dir an, was wir uns vorstellen, und denke darüber nach.«
    Sol sah Denser an, und auf einmal musste er lächeln. Bei jedem anderen hätte er so einen Vorschlag kurzerhand verworfen. Diesem Mann aber hatte er mehr zu verdanken als jedem anderen lebenden Menschen.

    »Morgen«, grollte er. »Und jetzt trink aus und verschwinde. Ich muss in zwei Stunden öffnen.«
    »Danke, Sol. Ich verspreche dir, du wirst es nicht bereuen.«
    »Denser, ich bereue es jetzt schon. Was denkst du denn, wie ich das Diera beibringen soll?«
    »Dir wird ganz sicher etwas Überzeugendes und Markiges einfallen.«
    »Verschwinde.«
    Denser trank aus und ging zur Tür. Draußen goss es immer noch in Strömen. Sol fragte sich, ob Jonas überhaupt ausgeritten war. Die Männer gaben sich die
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