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Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Titel: Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat
Autoren: Kathryn Lasky
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gedulden. Das erste Tageslicht sickerte durch die Spalten in dem morschen Baumstumpf. Nyroc gähnte. Er hatte überhaupt keine Lust, noch auf die Jagd zu fliegen.
    Die Legenden von Gränk und der Glut von Hoole spielen in längst vergangenen Zeiten. Aber mein Onkel Soren lebt jetzt! Vielleicht fliege ich ja eines Tages zum Großen Ga’Hoole-Baum und lerne ihn kennen. Vielleicht werde ich dann auch ein Glutsammler …
    Vielleicht aber auch nicht! , hörte er eine Stimme sagen. Nyrocs Magen zog sich vor Schreck zusammen. Er spähte ins Freie. Grauer Dunst verdunkelte die Sonne. Der Wind trieb die Nebelschwaden auseinander und schob sie wieder zusammen. Doch was war das? Nyroc glaubte, die gefürchtete Maske mit dem Eisenschnabel zu erkennen. Sie färbte sich im Schein der Sonne blutig rot. Der Schnabel öffnete sich: Vielleicht aber auch nicht!
    Die vier Worte hallten in Nyrocs Ohren wieder. Todesangst packte ihn.
    Ein greller Blitz erhellte den Wald, dann krachte es ohrenbetäubend. Die Eulenmutter und ihre Kinder flatterten kreischend aus ihrer Höhle. Auch andere Eulen verließen fluchtartig ihre Bäume. Nyroc hörte hastiges Getrippel, als Mäuse, Ratten und Backenhörnchen an seinem Unterschlupf vorbeiflitzten. Ringsum knackte trockenes Holz. Der Wald brannte. Nyroc sah die Flammen, aber er konnte sich nicht rühren. Er konnte nur reglos dasitzen und hineinschauen. Die Flammen schlugen bis zum Mond empor, der nur noch ein blasser Umriss war.
    Vierbeinige Wesen sprangen durch die Flammen. Erst als Nyroc ihre grünen Augen sah, erkannte er sie wieder. Die mörderische Hitze spürte er nicht. Er war in einem Zustand, den alle erfahrenen Glutsammler fürchten: Er stand unter einem Feuerbann. Die schreckliche Schönheit der Flammen ließ ihn vergessen, dass er sich in Sicherheit bringen musste. Nyroc starrte in die Flammen. Er hörte fernen Gesang, wurde eins mit dem Feuer …

„Gränk war aber nicht nur der erste Glutsammler, sondern auch einer der bedeutendsten Rybs in der Geschichte von Ga’Hoole“, sagte Otulissa. Die Fleckenkäuzin ließ den Blick von einem ihrer Schüler zum nächsten wandern. Der Unterricht fand in der Bibliothek des Großen Baumes statt. Es war die letzte Stunde vor dem Morgen. „Gränk wurde sogar der Ryb von König Hoole. Über die Umstände von Hooles Schlüpfen haben wir ja bereits gesprochen.“ Die Eulenkinder nickten eifrig. Otulissa war eine strenge Lehrerin, die keinen Unfug duldete. Die jungen Eulen fürchteten sich ein bisschen vor ihr, aber die alten Legenden hörten sie für ihr Leben gern. Ein Eulenmädchen meldete sich. Sie hatte wie so oft eine Zwischenfrage. „Ja bitte, Fritzi?“
    „Stimmt es, dass Hoole … also, dass Hoole König über alle Eulen wurde, weil er die Glut von Hoole entdeckte und in den Schnabel nahm?“
    „So erzählt es jedenfalls die Legende“, antwortete Otulissa. „Davor hieß der Glutbrocken übrigens ,die Glut von Glaux‘. Gränk spürte gleich, dass dieses Glutstück besondere Eigenschaften besaß. Weil er aber nicht wollte, dass jemand seinen Fund zu verwerflichen Zwecken missbrauchte, warf er ihn in einen Vulkankrater. Die ersten Glutsammler konnten zwar auch in Vulkane hineinfliegen, doch Gränk vertraute darauf, dass nur eine Eule von überragender Charakterstärke den Glutbrocken entdecken würde.“
    „Können die Glutsammler von heute auch in Vulkane hineinfliegen? Zum Beispiel in die Vulkane in den Hinterlanden?“
    „Nein. Diese Kunst ist in Vergessenheit geraten. Seit mindestens tausend Jahren ist keine Eule mehr in einen Vulkan hineingeflogen.“
    „Nicht mal Ruby?“, fragte Fritzi. Mit den hochgezogenen weißen Federbrauen über ihren gelben Augen war sie der Inbegriff einer wissbegierigen Schülerin. Die Sumpfohreule Ruby war eine der besten lebenden Glutsammlerinnen und für ihre waghalsigen Flugkunststücke berühmt.
    „Nein, nicht mal Ruby“, sagte Otulissa.
    Fritzi gab keine Ruhe. „Was hat es denn nun mit der Glut von Glaux auf sich?“
    „Die Glut von Glaux, beziehungsweise die Glut von Hoole, gehört zu den heißesten Kohlen, die es gibt. Ihr wisst ja, was es bedeutet, wenn die Glut ,rumst‘, nicht wahr?“ Die Eulenkinder nickten wieder. „Das Feuer rumst“ war eine Redensart der Schmiede und bezog sich auf die besonders heißen Holzkohlen, in deren Glut man Metall schmieden konnte. „Aber die Legende besagt, dass die Glut von Hoole einmalig war und mit Hooles Tod erlosch.“
    „Ich hab aber
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