Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Titel: Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat
Autoren: Kathryn Lasky
Vom Netzwerk:
verträgst. Ich muss endlich mit Mrs Cook darüber sprechen, damit sie nicht beleidigt ist, wenn ich die Fledermausflügel nicht anrühre. Aber die Soße ist so lecker …
    Das war typisch Otulissa: Noch im Traum daran zu denken, dass die Köchin gekränkt sein könnte!
    Schließlich verschwanden die verstörenden Bilder. Otulissa blieben noch ein paar Stunden, bis es dunkel wurde, doch sie schlief immer noch unruhig. Als sie aufstand, fühlte sie sich wie zerschlagen. Doch zum allerersten Mal konnte sie sich undeutlich an ihren Traum erinnern. Sie betrachtete sich in ihrer Spiegelscherbe. Ich sehe ja furchtbar aus! Zum Glück gab es gleich Nachtmahl, da konnte sie sich stärken. Ihre nächste Unterrichtsstunde hatte sie bereits vorbereitet. Wie lautete doch gleich das Thema? Oh nein – der Feuerzyklus, zweiter Teil. „Waschbärkacke!“, fluchte sie gedämpft. Sie würde mit ihren Schülern etwas anderes durchnehmen. Vom Feuerzyklus hatte sie erst einmal genug!

„Otulissa! Ihr Name ist Otulissa!“ Nyroc konnte sich wieder bewegen. Er schlüpfte aus der Höhle im Baumstumpf, die schon von dichtem Rauch erfüllt war, breitete die Flügel aus und ließ sich von den heißen Luftströmungen aufwärtstragen. Nyroc war nie zum Glutsammler ausgebildet worden, aber er wusste instinktiv, wie er sich verhalten musste. Er spürte, wo inmitten der sengenden Hitze die sogenannten kalten „Sturzlöcher“ drohten. Wenn man nicht gut aufpasste, wurde man von ihrem Abwärtssog erfasst und zu Boden gezogen.
    Ein glühendes Stück Holz flog an ihm vorbei. Nyroc riss den Schnabel auf und fing es im Flug. Dieses Kunststück gelang den meisten Glutsammlern erst nach jahrelanger Übung. Hätte ein Glutsammler-Ryb den jungen Schleiereulerich beobachtet, hätte er ausgerufen: „Beim Glaux! Man könnte denken, Gränk selbst hätte ihn ausgebildet!“ Tatsächlich beherrschte Nyroc den sogenannten Gränk-Flugstil. Dabei zog man die Schultern ein wenig hoch, sodass die Flügelspitzen nach unten zeigten. Auf diese Weise konnte man die hochgewirbelten Glutstücke im Sturzflug besser aufschnappen.
    Doch Nyroc dachte gar nicht darüber nach, welchen Flugstil er einsetzen sollte. Er war immer noch mit der Fleckenkäuzin aus seinem Traum beschäftigt. Otulissa hieß sie also und er sah sie wieder deutlich vor sich. In seinem Traum war noch eine andere Fleckenkäuzin vorgekommen, die schon älter war. Nyroc spähte in den Waldbrand unter sich und glaubte sie in den Flammen zu erkennen. War sie ein Geisterschnabel? Doch sie hatte nichts mit den Hägsdämonen zu tun, die ihn nach seiner Begegnung mit der Höhlenkauzfamilie verfolgt hatten. Nein, diese Geisterkäuzin wollte niemandem etwas Böses. Sie kam nicht aus Hägsmir, sondern aus Glaumora, dem Eulenparadies.
    Folge mir! Folge mir! , glaubte er sie rufen zu hören.
    Er schaute abermals nach unten. Der Waldbrand hatte sich ausgetobt, die Flammen waren erloschen. Doch die Geisterstimme verstummte nicht. War das noch der Silberschleier-Wald, über den er flog? Nein, er war bereits nordöstlich davon. Das Hoolemeer kam schon in Sicht. Führte ihn die Geisterkäuzin zum Großen Ga’Hoole-Baum?
    Nein , hörte er sie freundlich, aber bestimmt sagen.
    Er flog nun über eine bewaldete Halbinsel. Es war aber kein gewöhnlicher Wald, das erkannte sogar Nyroc, obwohl er in seinem jungen Leben noch nicht viele Wälder gesehen hatte. Die Rinde der Bäume unter ihm war weiß und sie trugen kein Laub. Trotz der mondlosen Nacht leuchteten die Stämme, als wäre es heller Tag. An einer Stelle verdichtete sich das Leuchten zu einem Umriss, der mit funkelnden Lichttupfen gesprenkelt war. Die Lichtgestalt schwang sich empor, bis sie vor Nyroc auf der Stelle schwebte. Es war die Fleckenkäuzin, die aus dem Feuer zu ihm gesprochen hatte! Nyroc spürte, wie er ohne sein Zutun in den Sinkflug ging und auf einem der Bäume unter sich landete.
    Was ist das für ein Wald? , fragte er stumm.
    Ein Geisterwald .
    Nyrocs Magen erschauerte furchtsam. Die Käuzin ist tatsächlich ein Geisterschnabel!
    Aber keiner, der dich verfolgt und bedroht. In Geisterwäldern leben nur gute Geisterschnäbel. Die bösen können nicht herein.
    Aber was machst du hier? Und was mache ich hier?
    Wir warten.
    Auf wen?
    Das weißt du doch schon.
    Ich habe keine Ahnung.
    Dann denk nach.
    Warten wir etwa auf Otulissa?
    Die Geisterkäuzin nickte. Du hast sie im Feuer gesehen, nicht wahr? Sie wird dir helfen, deine Aufgabe zu erfüllen.
    Wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher