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Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Titel: Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat
Autoren: Kathryn Lasky
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gehört …“, platzte ein junger Bartkauz namens Buck heraus.
    „Bitte heb den Fuß, wenn du uns etwas sagen möchtest“, wies ihn Otulissa zurecht.
    Buck hob brav den Fuß und fing noch einmal an: „Ich hab gehört, dass die Glut von Hoole in den Hinterlanden versteckt ist und von Urzeitwölfen bewacht wird.“
    „Von Urzeitwölfen? Bist du bescheuert?“, sagte Fritzi.
    „Na, na, Kinder!“, mahnte Otulissa. „Wir wollen doch zivilisiert diskutieren.“ Die Schüler machten verständnislose Gesichter. Das Wort „zivilisiert“ war ihnen neu, aber vermutlich bedeutete es, dass sie einander nicht als „bescheuert“ beschimpfen sollten.
    „Ich wollte nur sagen, dass Urzeitwölfe ausgestorben sind“, lenkte Fritzi ein. „Es gibt keine mehr.“
    „Das stimmt. Sie gelten als ausgestorben“, bestätigte Otulissa.
    Als Buck die Urzeitwölfe erwähnt hatte, hatte ihr Magen leise gezwickt und sie hatte die riesigen Tiere ganz lebensecht vor sich gesehen. Aber das war natürlich nur Einbildung gewesen. Denn wie Fritzi ganz richtig sagte, gab es keine Urzeitwölfe mehr, nicht einmal in den Nordlanden, wo sonst alle möglichen Wolfsarten lebten.
    Ein Schleiereulenjunge meldete sich. „Ist die Legende denn wahr? Ich meine nicht das mit den Wölfen, aber hat es die Glut von Hoole wirklich gegeben?“
    Seine schwarzen Augen leuchteten so hoffnungsvoll, dass Otulissa ihm am liebsten geantwortet hätte: „Aber natürlich hat es die Glut von Hoole gegeben.“ Doch als Lehrerin musste sie sich leider allein an Tatsachen halten und erwidern: „Das ist durchaus möglich, Wensel.“
    „Durchaus möglich?“, wiederholte Wensel enttäuscht.
    Merkwürdigerweise litt Otulissa unter Albträumen und Magenbeschwerden, seit sie mit ihrer Klasse den Feuerzyklus durchnahm. Nicht dass sie etwas auf Träume gegeben hätte. Otulissa war eine durch und durch realistische Käuzin. Träume waren etwas für Eulen wie Soren, die das Sterngesicht hatten. Otulissa hielt sich lieber an beweisbare Tatsachen.
    Sie träumte in letzter Zeit nicht nur häufiger, in ihren Träumen kam auch der Geisterschnabel ihrer geliebten Ryb Strix Struma vor. Richtig an die Träume erinnern konnte sie sich nach dem Aufwachen allerdings nicht und eigentlich glaubte sie nicht an Geisterschnäbel. Dabei handelte es sich um eine optische Täuschung. Geisterschnäbel erschienen einem, wenn man Fieber hatte oder sehr durcheinander war. Otulissa war aber nicht durcheinander und Fieber hatte sie auch noch nie gehabt, nicht einmal nach ihrer Verwundung in der Belagerungsschlacht.
    Weshalb hätte Strix Struma auch als Geisterschnabel auf die Erde zurückkehren sollen? Die ehrwürdige Ryb hatte ein vorbildliches, erfülltes Leben geführt. Sie hatte bestimmt keine unerledigten Angelegenheiten hinterlassen. Oder doch?
    Und warum fand Otulissa die Legenden aus dem Feuerzyklus in letzter Zeit so beunruhigend? Sie hatte irgendwie den Eindruck, als wollten ihr die alten Geschichten etwas mitteilen. Als stünde etwas Wichtiges zwischen den Zeilen.
    Der Morgen dämmerte herauf. Gleich würden sich die Bewohner des Großen Baumes im Speisesaal versammeln, das Tagmahl einnehmen und sich danach zum Schlafen zurückziehen. Otulissa hatte allerdings keinen Hunger und auch keine Lust auf Tischgespräche. Sie beendete die Unterrichtsstunde und mit einer kurzen Zusammenfassung entließ ihre Schüler. Auf dem Weg in ihre Schlafhöhle begegnete sie Mrs Plithiver, der Nesthälterin von Soren und Eglantine.
    „Nanu! Lässt du das Tagmahl ausfallen, Otulissa?“, fragte die Blindschlange.
    „Ich bin müde und leg mich jetzt schon aufs Moos, Mrs P.“
    Mrs Plithiver war zwar blind, aber sie hatte ein wirklich außergewöhnlich feines Gespür für die Stimmungen anderer. Schon seit ein paar Tagen hatte sie den Eindruck, dass die junge Fleckenkäuzin aus dem Gleichgewicht war. Und noch etwas anderes war ihr aufgefallen – die kaum merklichen Schwingungen von Geisterschnäbeln, die Otulissa umgaben.
    Das erste Tageslicht drang in Otulissas Schlafhöhle. Die Fleckenkäuzin schlief schlecht. Sie hatte einen Albtraum, in dem sie lodernde Flammen sah wie in den Legenden aus dem Feuerzyklus. Ihr Magen war in wildem Aufruhr. Doch selbst im Schlaf redete sie sich vernünftig zu: Es ist nur ein Traum, Otulissa. Wahrscheinlich hast du dir den Magen verdorben. Beim Nachtmahl hast du Gleitbeutlerbraten und geschmorte Fledermausflügel gefressen, dabei weißt du doch, dass du beides nicht
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