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Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Titel: Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat
Autoren: Kathryn Lasky
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schmieden. Eine Spezialeinheit, die sogenannte Glutsammlerbrigade, flog in lodernde Waldbrände hinein und sorgte für Nachschub an glühenden Holzkohlen. Der fähigste Glutsammler unter den Wächtern war ausgerechnet Soren – der Bruder und zugleich der Mörder von Kludd.
    Natürlich war es sämtlichen Tytonen untersagt, über die Wächter, den Großen Baum und seine Legenden zu sprechen. Schon die bloße Erwähnung war „pronk“, das bedeutete: „streng verboten.“
    Nyroc setzte seine Flugkunststücke fort und Nyras Mutterherz schwoll abermals vor Freude. Ja, ihr Sohn würde das Volk der Reinen wieder zu Ruhm und Ehre führen und seinen Vater rächen.
    Seit Nyroc auf der Welt war, prägte Nyra ihm ein, dass er eines Tages seinen Onkel Soren töten würde. In jeder Frühstunde am Ende der Nacht, wenn das Dunkel schwand und der Himmel sich rosa färbte, erzählte sie ihm, wie sein Vater unter den gnadenlosen Hieben seines Bruders gestorben war. Das war schon ein fester Brauch zwischen ihnen beiden geworden. Nyroc kannte die Worte inzwischen auswendig und sprach sie mit seiner Mutter zusammen.
    Alle wichtigen Ereignisse im Leben jeder Eule wurden festlich begangen, vom Schlüpfen bis hin zur Abschiedsfeier für die Verstorbenen. Nyroc hatte bereits seine Erstes-Fleisch -Feier hinter sich, die stattfand, wenn ein Eulenküken zum ersten Mal etwas anderes als Insekten und Würmer verzehrte. Darauf folgte die Erstes-Fell -Feier, bei der die Eulenmutter ihr Kind zum ersten Mal mit ungehäutetem Mäusefleisch fütterte. Die Erste-Knochen -Feier schloss sich an, wenn das Eulenkind so weit war, die Knochen mitzufressen. Erstes Gewölle feierte man, wenn der Muskelmagen der jungen Eule zum ersten Mal die festen Bestandteile seiner Mahlzeit zu einem Bällchen zusammenpresste, das durch den Schnabel wieder ausgewürgt wurde. Aufgrund dieser besonderen Verdauungsmethode glaubten sich die Eulen allen anderen Vogelarten überlegen und bezeichneten sie verächtlich als „Schleimpupser“.
    Der Erste Flug , der heute gefeiert wurde, gehörte zu den wichtigsten Anlässen überhaupt. Weil Nyroc so eine hervorragende Leistung gezeigt hatte, durfte er sich nun auf die nächste Feier freuen, nämlich Erste Beute . Darauf folgte ein Ereignis, das nur die Große Feier genannt wurde oder auch Tytari .
    Bravo-Rufe ertönten. „So und nicht anders muss ein Nachwuchs-Tytone fliegen können!“ Wieder legten die anderen Jungeulen eingeschüchtert das Gefieder an.
    Nur einer tat gerade das Gegenteil – ein junger Rußeulerich. Er plusterte sich angesichts von Nyrocs Flugtalent stolz auf. Schmuddel hieß er, und als Rußschleiereule stand er in der Rangordnung der Reinen ganz unten.
    Jede Schleiereule, die sich dem Tytonenbund der Reinen anschloss, musste feststellen, dass Tyto nicht gleich Tyto war. Manche Arten waren angeblich „reiner“ und damit besser angesehen als andere. An der Spitze der Rangordnung standen die Tyto alba mit ihren weißen, herzförmigen Gesichtsschleiern, wie Nyroc, seine Mutter Nyra und die Offiziere Uglamore und Stürmer. Ihnen unterstanden die Maskenschleiereulen, deren Gesichtsschleier um die Augen herum bräunlich waren. Die Gesichter der Kapgraseulen waren noch dunkler, weshalb ihr Rang noch eine Stufe niedriger war. Nach ihnen kamen die Rußschleiereulen, Tyto tenebricosa , zu denen auch Schmuddel gehörte. Die Flecken-Rußeulen mussten sich mit dem untersten Platz in der Rangordnung begnügen.
    Schmuddels Gefieder sah aus, wie mit schwarzer Asche bestäubt. Außerdem war sein Gesichtsschleier nicht richtig herzförmig, sondern ein bisschen eingedellt.
    Er empfand es als tiefe Kränkung, dem zweituntersten Rang aller Tytos anzugehören, und haderte ständig damit. Bis zu Nyrocs Schlüpfen hatte er sich für die unglücklichste Eule der Welt gehalten. Schmuddel war nicht aus eigenem Antrieb in den Tytonenbund eingetreten, sondern auf Geheiß seines Vaters. Nachdem Schmuddels Mutter und seine Geschwister bei dem großen Brand im Silberschleier-Wald umgekommen waren, war sein Vater vor Kummer gaga geworden. Als er dann von einem geheimnisumwitterten, mächtigen Eulenvolk namens „Die Reinen“ gehört hatte, sah er bei ihnen seine Zukunft und schloss sich ihnen zusammen mit seinem Sohn an. Doch schon beim ersten Gefecht mit einer Einheit der Wächter von Ga’Hoole war er ums Leben gekommen und hatte Schmuddel verwaist zurückgelassen.
    Bald nach dem Tod seines Vaters war Schmuddel klar geworden, dass er
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