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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes
Autoren: Reginald Hill
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Schädel mit der Tätowierung eines Adlers zum Vorschein kam, dessen Klauen sich über den Augen spreizten.
    Roote musste breit grinsen.
    »Nein, Dendo, das … das kann nicht wahr sein! Du hast dich im liebenden Andenken an den armen alten Brillo tätowieren lassen! Wie rührend! Du gibst einen tollen Grabstein ab!«
    »Rein mit dir! Brillo hätte es gern gesehen, dass das alles ganz langsam vor sich geht!«
    »Klar hätte er das«, sagte Franny Roote und trat einen Schritt vor, damit er zwischen dem Mann mit dem Gewehr und dem Mädchen stand. »Alles musste für ihn doch ganz langsam gehen, den armen Bastard. Lauf!«
    Rosie spurtete nach rechts davon. Roote schleuderte das Schlangendiadem in Richtung Bright und sprintete nach links. Der erste Schuss streifte seine Schulter, aber er lief weiter. Bright trat an die Tür, sein Gesicht war vor Zorn so gerötet, dass kaum noch zu erkennen war, wo die Tätowierung aufhörte und die blanke Haut begann. Und dann punzte eine Salve der auf ihren Positionen ausharrenden Scharfschützen ein neues und endgültiges Muster in seinen Körper. Aber er schaffte es noch, einen Schuss abzugeben.
    Roote spürte einen Schlag mitten im Rücken. Er war gar nicht so schlimm, fast wie der gratulierende Schlag eines sehr energischen Sportlers, der einen zu einem guten Spielzug beglückwünschte. Aber er durchtrennte die Verbindung zwischen Gehirn und Gliedmaßen, und Roote sackte wie ein mit einem Schlachterbeil getroffener Stier zu Boden.
    Bewaffnete Männer in der Kampfuniform der Polizei liefen durch den Verkaufsbereich in Richtung Lagerraum. Rosie Pascoe warf sich Ellie mit solcher Wucht in die Arme, dass beide zu Boden gingen, und noch während sie dort eng umschlungen lagen, begann das Mädchen von ihrem wunderbaren Abenteuer zu erzählen. Dalziel nahm den keinen Widerstand leistenden Matt Polchard in Empfang. Wield trat über Dendo Brights Leiche, als wäre er ein Hundehäufchen, und hob das Schlangendiadem auf. Er sah nichts von dessen Schönheit. Für ihn war es nur ein Stück gebogenes Metall, das nicht eine Sekunde von Lee Lubanskis Leben wert war.
    Und Pascoe, der kurz das Gesicht in das Haar seiner Tochter tauchte, löste sich von ihr und ihrer Mutter und eilte zu Franny Roote.
    Er legte ihm den Arm unter, um es ihm etwas bequemer zu machen, und spürte das Blut durch seine Finger quellen.
    »Sanitäter!«, brüllte er. »Holt verdammt noch mal Hilfe!«
    »Na, Mr. Pascoe, haben Sie sich jetzt entschieden?«, sagte der junge Mann mit einer Stimme, die kaum mehr ein Flüstern war. »Wollen Sie mich vor Gericht bringen? Nein, natürlich nicht, dazu sind Sie nicht in der Lage …«
    »Seien Sie sich da nicht so sicher. Ich kann ein ziemlicher Dreckskerl sein, wenn ich mich anstrenge«, sagte Pascoe und versuchte unbeschwert zu klingen. »Wir reden darüber, wenn Sie wieder gesund sind.«
    »Wieder gesund? Das glaube ich nicht.«
    Sein Blick trübte sich kurz, wurde dann wieder klar, er schien die Umgebung wahrzunehmen und begann unter Schmerzen zu lachen.
    »Erinnern Sie sich noch an die Inschrift, von der ich Ihnen geschrieben habe? Die muss jetzt geändert werden. Franny Roote … in Hope geboren … in Damenunterwäsche gestorben … das ist noch besser, was?«
    Ein Sanitäter kam und kniete sich neben den Verwundeten. Pascoe wollte zur Seite rücken.
    »Nein, bleiben Sie«, sagte er. »Wissen Sie, welches Datum heute ist? Der sechsundzwanzigste Januar. Der gleiche Tag, an dem Beddoes gestorben ist. Komisch, was?«
    »Reden Sie nicht vom Sterben«, sagte Pascoe scharf und ergriff Rootes Hand. »Sie können noch nicht sterben. Es ist nicht an der Zeit.«
    »Wollen Sie mich am Leben erhalten, Mr. Pascoe? Wäre ein guter Trick. Manchmal glaube ich, dass Beddoes, nachdem er so oft vom Tod gesprochen hat, das gefallen hätte. Aber warum wollen Sie mich am Leben erhalten, wenn Sie mir nicht vertrauen wollen?«
    »Damit ich Ihnen danken kann, Franny«, sagte Pascoe verzweifelt. »Sie dürfen also nicht sterben.«
    »Sie kennen mich, Mr. Pascoe … immer auf der Suche nach jemandem, der mir sagt, was ich zu tun habe«, sagte Roote lächelnd.
    Der Sanitäter tat, was in seiner Macht stand, sprach in sein ans Revers geheftetes Funkgerät, wollte wissen, wo verdammt noch mal die Krankenbahre bliebe, wies an, dass sie hier einen Hubschrauber brauchten, ein Krankenwagen wäre zu langsam. Franny zeigte keinerlei Reaktion, weder auf seine Worte noch auf die Berührung seiner Hände
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