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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes
Autoren: Reginald Hill
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sollte, bis ich herausfand, dass der, der hier normalerweise sitzt, ein Schokoholic sein muss. Einen Mars-Riegel gefällig?«
    »Nein danke. Sie ist die Tochter von DCI Pascoe.«
    »Wirklich?«, sagte Polchard gleichgültig. »Schlechte Wahl. Könnte aber auch schlimmer sein. Wenn sie das Mädel von dem fetten Bastard wäre.«
    »Ist trotzdem nicht gut, Matt. Der Wachmann, der angeschossen wurde, ist übrigens noch am Leben.«
    »Freut mich zu hören. Aber damit hatte ich nichts zu tun. Heutzutage bekommt man einfach keine vernünftigen Leute mehr.«
    »Nein? Ist es derselbe irre Dreckskerl, der diesen Jungen in den Kanal geworfen hat?«
    »Du weißt eine ganze Menge«, sagte Polchard und sah grübelnd zu Roote. »Das hatte definitiv nichts mit mir zu tun. Was willst du hier überhaupt?«
    »Einem Freund aushelfen. Zwei Freunden, wenn ich dich mit einschließe, Matt. Denk darüber nach. Ein guter Anwalt, ein paar Jahre, in denen du dein Schach verbessern kannst, keine schwere Arbeit.«
    »Guter Anwalt.« Polchard lächelte schwach. »Hatte mal einen guten. Schätze, ich muss mir jetzt einen neuen suchen. Was schwebt dir so fürs Endspiel vor, Franny?«
    »Ich geh mit dem Mädchen raus, sag ihnen, dass du auch rauskommst. Ein paar Minuten später tauchst du auf; die harten Typen mit den Gewehren werden laut rumbrüllen, aber nicht ballern, und bevor du dich versiehst, bist du hübsch und nett untergebracht und musst dich nicht mehr um deine Steuern kümmern.«
    Polchard saß lange über das Brett gebeugt. Dann schnippte er mit dem Zeigefinger den schwarzen König von seinem magnetischen Fundament. »Na, dann geh mal los«, sagte er.
    »Gut«, sagte Franny. »Wie steht’s mit den Waffen? Soll ich sie auch gleich mitnehmen?«
    Polchard lachte.
    »Es gibt nur die eine, und von der wusste ich nichts, bevor sie losging. Nein, Franny, überlass die mal mir. Ich glaub wirklich nicht, dass du hier noch länger rumhängen und deinen alten Kumpel überreden willst, sie dir auszuhändigen!«
    »Meinen alten Kumpel?«, sagte Franny verwirrt.
    Zum ersten Mal wirkte Polchard überrascht.
    »Das weißt du nicht? Na, na. Und ich dachte schon, du wärst wirklich mutig! Er streicht hier rum und sucht nach einem Weg nach draußen.« Polchard sah zur Tür, die zum Lagerraum führte, und senkte die Stimme. »An deiner Stelle würde ich lieber mal abhauen, bevor er zurückkommt.«
    »Wer …?«
    »Hau ab, solange noch Zeit ist!«
    Wenn Polchard in diesem dringlichen Tonfall sprach, waren im Chapel Syke sogar die Wärter gesprungen.
    Er ging zu Rosie und streckte ihr die Hand hin. Sie stand auf. Ihr Mund war mit Schokolade verklebt. Das für ihren schlanken Kopf zu große Schlangendiadem war zur Seite gerutscht. Sie sah aus wie ein beschwipster Cupido.
    »Dein Dad hat mich geschickt«, sagte er.
    Sie sah ihn musternd an. Den gleichen Ausdruck hatte er bei ihrem Vater gesehen. Dann wurde er von einem Ausdruck des Vertrauens abgelöst, etwas, was ihm bei Pascoe nie passiert war.
    Hand in Hand gingen sie zur Tür. Langsam öffnete er sie, blieb kurz stehen, damit die Beobachter auf der anderen Seite der Verkaufsräume erkennen konnten, wer er war.
    Er verharrte einen Moment zu lange.
    »Roote! Tatsächlich! Roote, du Drecksack! Ich habe lang auf diesen Augenblick gewartet! Bring das Mädchen wieder rein.«
    Franny, der trotz seiner gelassenen Fassade fieberhaft nachdachte, wusste, wovon Polchard gesprochen hatte. Es war nicht schwer. Er hatte nur die Liste der Personen, die er im Syke kennen gelernt hatte, durchgehen und nach jemandem suchen müssen, der so irre war, dass er sogar die Anweisungen des großen Matt ignorierte und bei diesem Job eine Waffe reinschmuggelte und sie auch noch benutzte.
    Er nahm das Schlangendiadem vom Kopf des Mädchens und sagte leise: »Rosie, wenn ich sage, lauf, dann läufst du los! Aber nicht geradeaus. Sondern nach rechts. Verstanden?«
    »Okay«, sagte Rosie und kam zu dem Entschluss, dass sie sich geirrt hatte und man mit ihm vielleicht doch seinen Spaß haben konnte.
    Langsam drehte sich Roote um und sah zu dem Mann, der im Eingang zum Lagerraum stand.
    Er war groß, sehr groß. Er trug, sehr tief in die Stirn gezogen, eine schwarze Wollmütze, die aussah wie eine für eine Beerdigung gestrickte Teemütze. Und er hielt das Gewehr in Händen.
    Als er sah, dass Franny seine ganze Aufmerksamkeit auf ihn richtete, nahm er eine Hand von der Waffe und riss sich die Mütze vom Kopf, unter der ein glatzköpfiger
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