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Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze
Autoren: Jocelyn Kelley
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eine Verheißung vieler anderer, nicht so flüchtiger Küsse.
    Elspeth sah, wie er in den Nebelschwaden verschwand, die sich langsam hoben, so dass der Strand unten in der Sonne lag. Den Stock kampfbereit in der Hand, schaute sie, so weit sie konnte, in jede Richtung. Sie hörte Stimmen, schien aber mit Ausnahme der Bewusstlosen der einzige lebende Mensch auf der Klippe zu sein.
    »Elspeth!«
    War das Tarran oder ein anderer? Das Tosen der Brandung verzerrte alle Geräusche, der erstickende Nebel verlieh der Umgebung irreale Formen.
    »Elspeth!«
    Sie tat einen Schritt, hielt inne. Sie musste bei Llech-lafar bleiben, weil sie nicht riskieren konnte, dass er Druce in die Hände fiel. Der Karren. Konnte sie ihn rücklings anschieben? Sie stemmte die Schulter dagegen und schob an. Er rührte sich nicht.
    »Elspeth!« Sie konnte die Stimme, die verzweifelt klang, nicht erkennen.
    »Tarran?«, rief sie zurück.
    »Elspeth!«, ertönte die Antwort nicht weit hinter ihr.
    Sie blickte über die Schulter. Jemand brach aus dem Nebel hervor. Sie sah, wie sich etwas erhob. Etwas Goldenes. Sie versuchte, Druces Stock mit ihrem abzublocken - nicht schnell genug. Er traf sie am Hinterkopf.
    Sie konnte sich nicht erinnern, gefallen zu sein. Nur an den Schmerz. Schmerz, der in ihrem Kopf nachhallte. Sie musste aufstehen und den Riesen bekämpfen. Nein, sie hatte ihn besiegt. Sie kämpfte gegen jemanden anderen. Sie war …
    Alles schwankte, als wäre sie auf einem von wilden Wogen hin- und hergeworfenen Schiff. Die Finger in die Erde gekrallt, betete sie darum, der Boden möge aufhören, zu schwanken. Sie wollte die Augen schließen, doch wenn sie es tat, wurde das Schwanken noch ärger.
    »Aufhören! Tu ihr nichts zuleide!«
    Tarran!
    Sie hatte versprochen, den Karren mit dem Stein für ihn zu bewachen... für die Königin... für ihn … Sie war dessen nicht mehr sicher. Sie musste ihren Stock finden und den verdammten Felsblock schützen. Aber sie konnte nichts anderes tun, als sich ins Erdreich zu verkrallen.
    Jemand packte sie wieder hinten am Kleid und hob sie wie ein triefendes Kätzchen hoch. Sie wurde gegen den Karren geschleudert. Sie klammerte sich daran und hielt sich so aufrecht. Sie kniff die Augen zu und öffnete sie in der Hoffnung, das Bild vor ihren Augen würde wieder scharf werden.
    Es funktionierte. Ihr Blick fiel auf den goldenen Stab, der ihr dicht vors Gesicht gehalten wurde. Sie blickte daran entlang zu der Hand, die ihn hielt.
    »Druce«, stöhnte sie.
    »Wo habt Ihr gelernt, so zu kämpfen?«, wollte er wissen. »Meine Männer können diese Kampfkunst gebrauchen, um gegen die Normannen anzutreten, die wir aus Cymru verjagen werden. Ihr sollt sie unterweisen.«
    Sie spie ihm ins Gesicht. »Fahr zur Hölle! Nicht in eure walisische Hölle in der Halle König Arawns. Fahr zur Hölle Satans!«
    Er lachte. »Außer ein paar alten Sagen wisst Ihr nichts von den alten Dingen.« Er hob den Ring mit der Glasperle in die Höhe. »Damit und mit Llech-lafar sind wir unbesiegbar.«
    »Tarran wird …«
    Er schnalzte mit den Fingern.
    Elspeth stöhnte, als Tarran und seine Männer aus dem Nebel gestoßen wurden, mit Blut befleckt. Da sie stehen konnten, vermutete sie, dass es nicht ihr eigenes Blut war. Um sie herum waren Männer in hellbraunen Gewändern. Als die Sonne den Nebel auflöste, ließ das Licht die geschärften Klingen aufblitzen, die Druces Männer in Händen hielten.
    Einer der Männer trat vor. »Druce, wir erwarten Eure Befehle.«
    »Tötet sie«, ordnete er so gleichmütig an, als gelte es, ein Stück Brot auszuwählen.
    Sie hielt Tarrans Blick fest und wünschte, sie hätte ihm Hoffnung auf Entkommen machen können. Sie hatte ihn in diese Lage gebracht, und jetzt würde er sterben, ohne seine Rache üben zu können. Sie hatte die Königin und die Abtei im Stich gelassen, schlimmer noch, sie hatte Tarran im Stich gelassen.
    Als seine Lippen sich zu einem Lächeln verzogen, hämmerte ihr Herz gegen ihre Rippen. Hieß das, dass er ihr verzieh? Hieß es, dass er sie liebte ?
    »Werft die Leichen über die Klippe«, befahl Druce. »Das gibt ein Festmahl für die Aasgeier.«
    »Wartet.« Orwig kam hinter dem Karren hervor, wo sie ihn nicht bemerkt hatte. »Zuerst …« Er schob die Kapuze zurück. Eine Narbe verunzierte seine linke Wange, und sie erkannte ihn. Er war der Mann, der in Tyddewi versucht hatte, ihr die Kehle durchzuschneiden.
    Kein Wunder, dass ihr seine Stimme bekannt vorgekommen war!
    Tarran
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