Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lady mit der Lanze

Die Lady mit der Lanze

Titel: Die Lady mit der Lanze
Autoren: Jocelyn Kelley
Vom Netzwerk:
knirschte mit den Zähnen und stieß hervor: »Bradwr!«
    Bradwr? Wieder starrte sie den Mann mit der Narbe an. Abgesehen von der Tonsur, sah er Tarran so ähnlich wie ein echter Bruder. Sie schauderte. Bradwr ap Glew hatte Addfwyn ermordet. Er würde nicht zögern, wieder zu morden.
    »Du scheinst erstaunt, alter Freund«, spottete Bradwr.
    »Dummerweise glaubte ich die Geschichte, die du selbst verbreitet haben musst«, erwiderte Tarran, der sich wieder gefasst hatte. »Dass du mit Fürst Madoc westwärts gesegelt wärest, um meiner Rache zu entgehen.«
    Bradwr tastete nach der Narbe auf seiner Wange. »Ich hatte nicht den Wunsch, ihr zu entgehen. Ich brauchte nur Zeit zur Heilung, damit ich zu einem Ende bringen konnte, was unvollendet blieb. Dieser Wildkatze verdanke ich diesen tiefen Krallenhieb.«
    Elsbeth biss sich auf die Unterlippe, als Tarran ihr einen Blick zuwarf. Sie lächelte traurig, aber auch erleichtert, dass Addfwyn so viel Tapferkeit gezeigt hatte wie eine der Frauengestalten aus den alten Sagen.
    »Du bist also bereit, dich der Gerichtsbarkeit wegen des Mordes an meiner Frau zu stellen?«, fragte Tarran. »Oder hast du die Absicht, zu fliehen und auf Lundy Island zur neuen Flotte zu stoßen?«
    »Um den Ozean zu überqueren? Soll doch Madoc in die endlose Wüste des Meeres vordringen. Ihn hält hier im Gegensatz zu mir nichts zurück.«
    »Und das wäre?«
    »Meine Rache.«
    Tarran lachte scharf auf und wand sich im Griff der Männer. »Ich glaube, du denkst verkehrt, alter Freund. Ich bin es, der Rache sucht.«
    »Ich wollte Addfwyn nicht töten. Ich wollte dich töten und sie zur Frau nehmen. Sie hätte nie deine Frau sein dürfen.« Bradwr bedeutete den Männern, Tarran loszulassen. Er zog ein Messer unter dem Gewand hervor und sagte: »Sie war für mich bestimmt.«
    »Bis du dich für ein frommes Leben entschiedst, weil dein Vater dich nicht anerkannte und dir keinen Anteil dessen geben wollte, was deine Halbbrüder erhielten.«
    »Aber sie war mir versprochen!«
    »Bis du die Kirche vorzogst.«
    Er lachte schallend. »Sie hatte also keine andere Wahl, als sich dir zuzuwenden.«
    Elspeth wartete mit angehaltenem Atem auf Tarrans Antwort. Er hatte Bradwr genug gereizt, um die Aufmerksamkeit des Mannes vom Karren und Llech-lafar abzulenken. Nicht nur die Bradwrs, sondern auch jene der anderen Männer. Es war eine unglaubliche Geschichte, der die Waliser nicht widerstehen konnten. Doch genügte ein falsches Wort, und Bradwr würde Tarran auf der Stelle töten.
    »Sie fürchtete dich, Bradwr. Sie bat mich, ihr meinen Namen zu geben, damit ich sie schützen könnte.«
    »Es ist dir nicht gelungen.«
    Tarran griff nach seiner Schwertscheide, aber diese war leer. »Weil ich nie vermutet hätte, mein verlässlichster Freund würde uns beide verraten.«
    Bradwr bedeutete Druce, beiseitezutreten. Als Druce es tat, fragte Elspeth sich, wer hier der eigentliche Anführer war. Bradwr hob nun das Messer in seiner Hand und hielt es an die Stelle unter ihrem Ohr, wo ihr Puls so heftig schlug, dass man ihn durch die Haut hindurch sehen musste.
    »Das ist das Messer, das die von dir entehrte Frau tötete, Fürst Tarran.« Er sprach den Titel aus, dass er wie eine Beleidigung klang.
    »Das kann nicht sein! Als ich Addfwyn fand, steckte ein Messer in ihr.«
    Er führte das Messer Elspeths Kehle hinauf und schnitt leicht in ihr Ohr. Als sie tief Atem holte, lächelte er. »Aber dieses ist das Messer, das den Todesstoß tat, als sie mich mit ihrem eigenen Dolch angriff.« Er berührte seine Wangennarbe. »Jetzt entehrst du Addfwyns Gedächtnis, indem du eine Sais in dein Bett nimmst.«
    »Elspeth zu lieben, ist keine Schande.«
    Wieder schnappte sie nach Luft, diesmal aber wegen der Leichtigkeit, mit der Tarran aussprach, dass er sie liebte. Bradwr blickte finster, doch funkelte böse Lust in seinen Augen. Er kostete jeden Augenblick aus, den er Tarran zwang zuzusehen, wie er ihr ein Messer an die Kehle hielt.
    »Auch war es keine Schande, Addfwyn zu heiraten«, fuhr Tarran fort. »Dass du sie getötet hast, war schändlich.«
    »Sie wäre noch am Leben, hättest du sie nicht zur Ehe gezwungen.«
    »Ich musste sie nicht zwingen.« Tarran kniff die Augen zusammen. »Anders als du, Bradwr. Glaubst du, sie wäre bei mir geblieben, wenn sie dich wirklich geliebt hätte?«
    Bradwr stieß Elspeth zurück zu Druce, als er auf Tarran zusprang. Sie wollte ihn zurückhalten, wurde jedoch von Druces Stab an den Karren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher