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Die Lady in Weiß

Titel: Die Lady in Weiß
Autoren: Miranda Jarrett
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tatenlos zusehen. Kommen Sie morgen zu meiner Bank, und Sie werden das Doppelte von dem erhalten, was Sie bezahlen mussten. “
    „Scheren Sie sich zum Teufel, Byfield! Das Mädchen will ich, nicht das Geld! “
    „Ich verdreifache die Summe, und Sie können mit dem Geld einen guten Arzt aufsuchen. Das ist es mir wert, wenn ich damit die Seele dieses unschuldigen Kindes retten kann. “ Mit einem traurigen Lächeln streckte der sechste Earl of Byfield seine Hand nach Caroline aus.> „Hier, mein Kind. Du kommst mit mir nach Hause, und ich schwöre dir, dass dich nie wieder jemand gegen deinen Willen berühren wird.“ Und jetzt endlich weinte Caroline.

1. Kapitel
    April 1803
    Er würde keine Angst haben.
    Jeremiah atmete tief ein, legte seine Hand auf die Öffnung der kugelförmigen Laterne und schloss somit die Kerzen darin luftdicht ab. Nachdem der Sauerstoff verbraucht war, begann die Flamme langsam zu flackern und zu schwinden, und die Schatten in dem Schlafgemach wurden größer, länger und dunkler und rückten immer näher auf Jeremiah zu. Er fühlte sein Herz in der Brust schlagen, sein Blut pulsierte heftig, und jeder Muskel in seinem Körper spannte sich an, um ihm die Flucht vor der blinden Panik zu ermöglichen, die ihn überkam und sich seiner bemächtigte wie die Dunkelheit, die sich um ihn herum ausbreitete. Die kleine Flamme flackerte ein letztes Mal und verlosch. Zurück blieben nur der rauchende Funke am Docht und die endlose, stille, ewige Finsternis.
    Seine Kehle war wie zugeschnürt, als Jeremiah die Hand hob und verzweifelt den winzigen glühenden Punkt fixierte. Er zwang sich, ruhig zu atmen, und konzentrierte sich mühsam auf dieses letzte Fünkchen Licht. Es war die einzige Möglichkeit, gegen den blindwütigen Schrecken anzukämpfen, der ihn zu ersticken drohte.
    Komm zurück. Verflucht, komm zurück! Lass mich nicht allein in der Dunkelheit!
    Gütiger Gott, warum hatte er es so weit kommen lassen?
    Als ob er ihn gehört hätte, begann der Funke ganz langsam heller zu glühen, kräftiger, bis er wieder zu einer Flamme wurde, die zusammen mit ihrem Spiegelbild im kugelförmigen Glas der Laterne auf und ab tanzte. Jeremiah starrte das
    Licht noch immer an, unfähig, den Blick abzuwenden. Die Schatten waren jetzt verschwunden, die Dämonen vertrieben. Aber wie lange würden sie ihn verschonen, wie lange würde es dauern, bis er endlich Frieden fand? Mit einem verzweifelten Stöhnen ließ er sich auf das Bett zurücksinken.
    Was, zum Teufel, war mit ihm geschehen? Es war nicht immer so gewesen. Er war ein Yankee, geboren auf Rhode Island, er war kein Narr, sondern ein Hochseekapitän. Als er das erste Mal um sein Leben gekämpft hatte, an der Seite seines Vaters im Unabhängigkeitskrieg, war er gerade elf Jahre alt gewesen. In zwei weiteren Kriegen hatte er seinen Mut bewiesen, ob im Kampf mit Säbeln, Pistolen oder den bloßen Fäusten.
    Er kämpfte gegen Stürme auf See oder gegen Diebe und Schurken an Land. Gegen wen oder was, interessierte ihn nicht, solange er der Sieger blieb. Sein Zorn war berüchtigt, und sein Mut wurde von keiner Menschenseele angezweifelt. Er war über eins achtzig groß, breitschultrig, und ein Leben voller Anstrengungen hatte seinen Körper gezeichnet, aber auch athletisch und muskulös gemacht.
    Niemand, der ihn kannte, wäre jemals auf die Idee gekommen, ihn einen Feigling zu nennen. Niemand hätte es gewagt. Aber er selbst kannte die Wahrheit.
    Er, Captain Jeremiah Sparhawk, hatte Angst vor der Dunkelheit.
    Er blickte zu dem faltenreichen Damastbaldachin empor und versuchte, den Schrecken niederzukämpfen. Hier war er in Sicherheit, hier, im prächtigen Haus seiner Schwester Desiree außerhalb von Portsmouth. Sie war jetzt eine vornehme Dame, seine Schwester, und verheiratet mit einem englischen Aristokraten, Konteradmiral Lord Jack Herendon. Wenn Jeremiah angestrengt lauschte, konnte er ihre Gäste im Musiksalon unten hören, das Lachen und den Frohsinn, an dem er nicht teilnehmen wollte, weder heute Abend noch an einem der vielen anderen Abende, die vergangen waren, seit er vor vier Monaten hierhergebracht worden war. Aber Desiree hatte ihn herzlich willkommen geheißen, hatte an seinem Bett gesessen, als er unter Schmerzen und Fieber litt, und nicht ein einziges Mal hatte sie nachgefragt, warum er sie immerzu bat, ein Licht über Nacht brennen zu lassen.
    In jener Nacht damals hatte der Mond nicht geschienen, und die Sterne hatten nicht geleuchtet. Es war
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