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Die Lady in Weiß

Titel: Die Lady in Weiß
Autoren: Miranda Jarrett
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aufmerksam an. „Sie verlassen niemals dieses Haus. Wie hätte ich Sie also sonst treffen können?“ „Nun haben Sie mich ja getroffen, direkt in meinem Bett, nicht wahr?“
    „Sie glauben wirklich, ich wollte Sie verführen“, stellte sie ungläubig fest und sah ihm in die Augen. „Meine Güte, ich wüsste nicht einmal, wie ich so etwas anfangen sollte.“ „Ungefähr so.“ Er streckte den Arm nach ihr aus und zog sie an sich, ehe sie protestieren konnte. Ihren leisen Aufschrei erstickte er mit einem Kuss. Er würde ihr zeigen, dass er nicht irgendein lächerlicher, wilder Amerikaner war. Er würde ihr beweisen, dass er ihr Mitgefühl nicht brauchte. Sie schmeckte genauso verlockend, wie er es sich erhofft hatte, und mit einem tiefen Seufzer ließ er seine Hand über ihren warmen, zarten Körper abwärtsgleiten bis zu ihrer Hüfte.
    Aber für eine Frau, die so unverfroren gewesen war, ihn bis ins Schlafzimmer zu verfolgen, schien sie nun reichlich zurückhaltend zu sein. Sie lag steif in seinen Armen, ihre Hände ruhten fast abwehrend auf seiner Brust, und obwohl sie die Lippen leicht geöffnet hatte, wartete sie auf seine Initiative. Waren die englischen Männer so mit sich selbst beschäftigt, dass sie ihre Frauen zu sehr vernachlässigten? Denn ganz offensichtlich war diese Frau reichlich unerfahren.
    Zärtlicher und intensiver liebkoste er nun ihre Lippen und erforschte sanft die empfindlichsten Stellen ihres Mundes, bis sie seine Leidenschaft erwiderte, zögernd erst, dann mit zunehmender Begierde. Sie legte ihm die Hände in den Nacken und zog seinen Kopf näher zu sich heran. Ihre Reaktion ließ ihn seine Wut augenblicklich vergessen, und ein neues Gefühl breitete sich in ihm aus. Nach der langen Zeit der Enthaltsamkeit traf ihn sein großes Verlangen wie ein Blitz. Countess hin oder her, womöglich wäre es doch keine so schlechte Idee, sich das zu nehmen, was sie zu bieten hatte. Er presste sie an sich, und als er ihr zufriedenes Seufzen hörte, wusste er, dass sie ihn genauso sehr begehrte wie er sie.
    Aber plötzlich riss sie sich von ihm los und schlug ihm mit aller Kraft ins Gesicht.
    Er sah sie fassungslos an. „Was, zum Teufel, soll denn das?“ „Sie ... wir hätten uns nicht küssen sollen“, stieß sie atemlos hervor. Ihr Gesicht war gerötet, und ihre Lippen schimmerten noch feucht von dem Kuss. Ihre Frisur war in Unordnung geraten und ihr Federschmuck verrutscht. „Es war ein Fehler.“
    „Mir schien es absolut kein Fehler zu sein.“ Seltsam, aber er war ihr nicht wirklich böse. Enttäuscht, das schon, aber nicht böse.
    „Nein, Sie verstehen mich nicht.“ Sie senkte den Blick und rieb sich nervös die Hände. „Sie verstehen überhaupt nichts.“
    „Das haben Sie richtig erkannt.“ Er setzte sich schwerfällig auf die Bettkante und rieb sich das Gesicht. Eines ihrer Armbänder hatte ihn am Kinn getroffen, und er wusste schon jetzt, dass er am nächsten Morgen einen blauen Fleck haben würde. „Was Sie sagen, ergibt wenig Sinn, meine Liebe.“
    „Das ist immer so, wenn ich verwirrt bin.“ Sie spielte am Verschluss ihres Armbandes herum, während sie sich bemühte, ihre Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen. „Frederick sagt, das sei eine meiner Schwächen, und er hat sich schon reichlich angestrengt, mich davon zu befreien.“
    Sie erklärte nicht, wer Frederick war, obwohl Jeremiah darauf wartete. Höchstwahrscheinlich war er ihr Ehemann. Wenn sie eine Countess war, dann musste es ja auch irgendwo einen Count, nein, einen Earl geben. Aber wer Frederick auch immer sein mochte, Jeremiah würde sich eher die Zunge abbeißen, als nach ihm zu fragen.
    „Sagen Sie nichts“, entgegnete er stattdessen. „Die Liste all Ihrer Schwächen ist bestimmt so lang wie mein ausgestreckter Arm.“
    „Nein, Captain, das ist sie nicht, auch wenn Sie noch so sehr davon überzeugt sind.“ Sie schloss kurz die Augen und seufzte. „Gute Nacht also, und verzeihen Sie die Störung.“
    „Das ist alles?“
    „Das ist alles, ja.“ Sie zuckte die Schultern. „Ich habe uns beiden heute Nacht schon genug Ärger gemacht, finden Sie nicht?“
    Er ergriff ihren Arm, als sie sich zur Tür wandte, und spürte, wie seine Berührung ihr Herz schneller schlagen ließ. „Sie können jetzt nicht gehen.“
    Sie sah seine Hand strafend an, bevor sie ihm in die Augen blickte. „Warum denn nicht? Seit ich hier bin, haben Sie mich pausenlos aufgefordert zu verschwinden.“
    „Hören Sie doch, Madam,
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