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Die Lady in Weiß

Titel: Die Lady in Weiß
Autoren: Miranda Jarrett
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Schlafzimmer eines Mannes geschlichen, den sie nicht kannte, und dann nicht einmal den Mut besessen, ihr Anliegen vorzutragen. Stattdessen hatte sie sich amüsiert und gelacht und wie ein Mädchen von der Straße benommen.
    Es spielte überhaupt keine Rolle, dass sie mit den besten Absichten hierhergekommen war. Sie schuldete Frederick einfach mehr Loyalität. Er hatte sie umsorgt und geliebt, er hatte sie erzogen und ihr eine Welt eröffnet, die jenseits ihrer eigentlichen Herkunft lag, und schließlich hatte er sie zu seinesgleichen gemacht, indem er ihr seinen Namen und seinen Titel schenkte. Sie konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als die Frau eines solch großherzigen und vornehmen Mannes zu sein. Sie liebte ihn so sehr wie noch keinen anderen Menschen zuvor. Bis zum heutigen Tag hatte sie geglaubt, dass ihre Liebe groß genug und ausreichend wäre.
    Aber, gütiger Himmel, sie war es nicht. Heute war sie auf die Probe gestellt worden, und es hatte sich gezeigt, dass sich ihre Liebe nicht mit der seinen messen konnte.
    Vor ihr, im Schatten, wartete die Kutsche, das aufgemalte
    Wappen der Byfields war kaum zu erkennen. Die Pferde waren ausgeschirrt und grasten, aber von ihrem Kutscher oder ihrem Diener konnte sie keine Spur entdecken.
    „Ralston?“, rief sie beunruhigt. Sie berührte eines ihrer Armbänder und erinnerte sich an das, was Captain Sparhawk gesagt hatte. Sie glaubte zwar nicht, dass das Grundstück eines Admirals Straßenräuber und Halsabschneider anlocken würde, aber hier auf der Portsmouth Road fühlte sie sich nicht mehr so sicher. „Ralston, wo stecken Sie?“ „Und wo hast du gesteckt, meine liebe Tante?“, fragte der junge Mann, der plötzlich hinter der Kutsche hervortrat. „Ich muss dir wohl nicht sagen, wie lange ich hier schon auf dich warte!“
    „Wie schade, dass du völlig umsonst so lange warten musstest, George“, erwiderte Caro scharfzüngig und drückte sich an ihm vorbei zur Kutschentür. „Ich habe dir nichts mehr zu sagen. Wenn du dich aber weiterhin so unverschämt und aufdringlich benimmst, dann muss ich mich wohl an Lord Byfields Rechtsanwalt wenden. “
    „Ein Rechtsanwalt, Tantchen?“, sagte der junge Mann, als er sich gegen die Kutsche flegelte und sein Bein quer vor die Tür stellte, um ihr den Zutritt zu verwehren. Er trug einen Hut mit breiter Krempe, den er tief ins Gesicht gezogen hatte, sodass Caro seine Augen nicht sehen konnte. Aber sein freches Grinsen sagte bereits alles. „Das wäre aber äußerst bedauerlich, selbst für dich.“
    „Vielleicht sollte ich Mr Perkins tatsächlich verständigen und Anklage gegen dich erheben lassen“, erwiderte sie mit wachsendem Zorn. „Es gibt doch sicher Gesetze gegen diese Art von Belästigungen. “
    „Wie unschön, Tantchen, wie grausam!“, entgegnete er spöttisch. „Und was ist mit den Gesetzen gegen Ehebruch? Gesetze, die Ehemänner davor schützen, von ihren Frauen Hörner aufgesetzt zu bekommen?“
    Sie schnappte nach Luft. „Wie kannst du es wagen, Frederick und mich so zu diffamieren! “
    „Wie ich es wagen kann? Die Frage müsste wohl eher lauten, wie du es wagen kannst!“ Er grinste breit, als er die Arme vor der Brust verschränkte, und das Mondlicht sich in der Doppelreihe seiner polierten Mantelknöpfe spiegel-te. „Oh, ich gebe zu, dass du äußerst diskret gewesen bist. In den vergangenen Monaten gab es nicht das kleinste Anzeichen für einen Skandal. Bis zu dieser Nacht, natürlich. Deine Schuhe in der Hand, deine Beine nackt, dein Kopfschmuck verrutscht - was für einen Klatsch ich morgen bei Lady Carstair verbreiten kann! Ich hätte nicht gedacht, dass du es fertigbringst, den ehrenwerten Admiral Lord Jack zu verführen, aber andererseits ist seine Frau ja schon wieder guter Hoffnung. Du selbst hast ja, sehr zu meiner Freude, niemals irgendwelche Absichten in dieser Art gehabt.“
    Caro unterdrückte einen Schrei, ließ ihre Schuhe achtlos fallen und warf sich nach vorn. Sie wollte ihn so sehr verletzen, wie er sie verletzt hatte. Schlimm genug, dass er sie für Jack Herendons Geliebte hielt, aber die höhnische Bemerkung über ihre Kinderlosigkeit hatte sie tief ins Herz getroffen.
    Georges Reflexe jedoch waren nicht durch Zorn beeinträchtigt, und so fing er ihre Hände geschickt ab, bevor sie mit den Fingern seine Augen erreichen konnte. Im nächsten Moment wirbelte er sie herum und presste sie mit dem Gewicht seines Körpers gegen die Kutsche.
    „Das Erbteil einer Witwe ist
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