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Die Lady in Weiß

Titel: Die Lady in Weiß
Autoren: Miranda Jarrett
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doch gar nicht so schlecht, Caro“, sagte er und holte keuchend Luft, als sie sich gegen ihn wehrte. „Und wenn du erst einmal verwitwet bist, wird kein Mensch etwas dagegen haben, dass du dir Liebhaber nimmst. Ein Wort von dir genügt, und die Sache ist erledigt. Es ist doch so einfach für dich, deine Freiheit zu erlangen und den alten Bastard los zu sein.“
    „Du bist der Bastard, George, nicht Frederick!“ Wütend stemmte sie sich gegen ihn. „Ralston!“
    „Spar dir deinen Atem, Caro. Ich habe beide mit einer Flasche Rum weggeschickt, damit wir uns in Ruhe unterhalten können.“
    Sie funkelte ihn an. „Dazu hattest du kein Recht! Sie sind meine Diener, nicht deine! “
    „Aber wie lange noch?“ Er drückte sich näher an sie heran, nahe genug, dass sie auch in seinem Atem Rum riechen konnte. „Verwitwet oder nicht, Tantchen, du bist noch nicht zu alt, um vielleicht auch mir zu Diensten zu sein. Es wird Zeit, dass du in den Genuss eines jungen Mannes kommst,
    der weiß, wonach sich Frauen sehnen.“
    Caro starrte ihn sprachlos an, wie betäubt von dem, was er da gerade gesagt hatte.
    Er lächelte, weil er ihr Schweigen für Zustimmung hielt, und beugte sich vor, seinen Mund gefährlich nahe an ihren Lippen. „Nur ein Wort von dir, meine Liebe, und wir beide werden zufrieden sein. Du wirst sehen, dass ich sowohl mit meinem Gold als auch mit meiner Gesellschaft sehr großzügig sein kann.“
    „Du bist widerlich.“ Sie spuckte ihm die Worte förmlich ins Gesicht. „Lass mich sofort los! “
    „Noch nicht, Caro, nicht bevor ...“
    „Sie haben die Lady gehört“, sagte Jeremiah, dessen Stimme Caro gleich erkannte. „Lassen Sie sie gehen! Auf der Stelle!“
    George drehte sich um und suchte in der Dunkelheit nach dem Mann, der gerade gesprochen hatte. „Was, zum Teufel...“
    Jeremiah trat vor. Im Mondlicht wirkte er auf Caro wie ein Riese. Seine Körpergröße wurde durch die Schatten um ihn herum noch betont, und sein dichtes schwarzes Haar hing um sein scharf gezeichnetes Gesicht bis auf die Schultern hinunter. Er stand breitbeinig und mit angespanntem Körper kampfbereit vor ihnen, sodass die Pistole in seiner Hand beinahe überflüssig erschien. In ihrer kleinen, behüteten Welt hatte sie niemals einen Mann wie diesen kennengelernt, und die Erinnerung an ihren Kuss ließ sie erröten. Wenn George jemals erfuhr, was sie getan hatte - wie schamlos und niederträchtig würde er dieses Wissen gegen sie verwenden!
    „Hören Sie“, stieß George ungeduldig und erzürnt hervor, „dies ist eine Privatangelegenheit zwischen Caro und mir, und wer auch immer Sie sein mögen, es geht Sie überhaupt nichts an!“
    „Ich sagte, Sie sollen die Lady gehen lassen“, erwiderte Jeremiah mit tiefer Stimme. „Ich bin nicht sehr geduldig.“
    „Hör auf ihn, George“,flüsterte Caro laut genug, dass Jeremiah es verstehen konnte. „Er hat eine Pistole, und ich habe keine Lust, nur wegen deines Dickschädels von irgendeinem Straßenräuber erschossen zu werden. Wahrscheinlich sind wir sogar schon von seinen Kumpanen umzingelt.“
    Ein Straßenräuber? dachte Jeremiah verwundert. Kumpane? Was, zum Teufel, heckte sie jetzt aus?
    „Ein Straßenräuber!“ Georges Stimme wurde schrill. Er ließ Caro los, ohne den Blick von Jeremiah und dessen Pistole abzuwenden.
    Caro streifte ihre Armbänder ab und wandte sich mutig an Jeremiah. „Hier, Sir, sie gehören Ihnen, und meine Ohrringe auch, wenn Sie sie wollen. Ich weiß, Sie könnten sie sich mit Gewalt nehmen, aber ich hoffe, Sie verschonen mich und meinen - meinen Begleiter, wenn ich Ihnen alles freiwillig gebe.“
    Jeremiahs Verblüffung wuchs. Er hatte geglaubt, sie vor den Zudringlichkeiten irgendeines Rüpels zu retten, und doch schützte sie diesen Mann nun vor ihm. Jeremiahs Einschätzung nach hatte er das keineswegs verdient: ein stutzerhaft gekleideter, jämmerlicher Engländer, der so feige war, dass er sich von einer Frau verteidigen ließ. Aber was sollte dieser ganze Unsinn mit Straßenräubern und ihren Armbändern?
    „Entschuldigen Sie, Madam“, begann er, „aber ich ... “ „Oh, bitte, Sir, bitte! “, flehte sie mitleiderregend. „Urteilen Sie nicht vorschnell! “
    Jeremiah schüttelte verwirrt den Kopf. Er kam sich vor wie auf einer Theaterbühne in London, nicht wie auf der Straße nach Portsmouth. Er hörte ein Geräusch in den Büschen und erblickte zwei Männer in Livree, die im Schatten kauerten. Er winkte ihnen rasch zu, sich zu
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