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Die Lady in Weiß

Titel: Die Lady in Weiß
Autoren: Miranda Jarrett
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Handbewegung aufforderte, ihm zu folgen. Die schweren Geschütze wurden jetzt regelmäßig abgefeuert, und ihre Explosionen leuchteten wie ein großes Feuerwerk am dunklen Nachthimmel.
    Als sie Hamils Gefängnis erreichten, waren keine Wachen zu sehen, und die einzige Tür war verriegelt. Morad hämmerte mit den Fäusten dagegen, während Caro und Jeremiah sich eng aneinandergepresst im Schatten der Wand verbargen. Hier in unmittelbarer Nähe der Festung schwärmten Soldaten und Mamelucken umher. Als die Tür schließlich geöffnet wurde, schlüpften Caro, Jeremiah und Morad geschwind hinein, dann wurde sie sofort wieder verschlossen.
    Der Mann, der sie eingelassen hatte, war Seid, der Vater von Morad und Leilah. Sein Gesicht über dem graumelierten Bart glänzte von Schweiß und Angst. „Ich bete zu Allah, dass diese Nacht bald enden möge“, sagte er. „Ist mit Leilah alles in Ordnung, geht es ihr gut?“
    Caro schob ihren Schleier zurück und nickte. „Als ich sie verließ, ging es ihr gut“, sagte sie und dachte daran, wie nahe sie selbst gerade eben dem Tode gewesen war. Ihr Herz schlug immer noch wie rasend, ihre Hände zitterten, und sie wusste, wenn Jeremiah nicht gekommen wäre, hätte man sie auf der Straße getötet. Unwillkürlich fasste sie nach seiner Hand. Sie brauchte seinen Trost. „Sie wissen, dass sie in Hamils Haus sicher ist.“
    „Das ist mehr, als man von uns sagen kann.“ Ungeduldig beugte Jeremiah sich vor und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. „Was, zum Teufel, ist heute in der Stadt los?“
    Seid senkte mutlos den Kopf. „Die Americanos haben ihre Fregatte Philadelphia im Hafen zurückerobert“, sagte er und zuckte die Schultern. „Das ist alles, was ich mit Sicherheit sagen kann. Ich habe gehört, dass sie noch mehr Kriegsschiffe in den Hafen gebracht haben und im Begriff stehen, die Stadt einzunehmen. Andere erzählen, dass die Americanos aus dem Gefängnis ausgebrochen sind und die Festung besetzt haben. Aber ich weiß nicht, was von all dem stimmt. “ Jeremiah drückte Caros Hand. Sein Herz klopfte aufgeregt. Ein solches Durcheinander war für ihre Flucht von Vorteil. Wenn Hamil Alarm schlug, würde er in der panischen Stimmung, die in der Stadt herrschte, untergehen. Und dann gab es noch die Möglichkeit, dass sie sich auf einem der amerikanischen Schiffe in Sicherheit bringen könnten - von so etwas hatte er nicht einmal zu träumen gewagt!
    Doch dann blickte er zu Caro, die neben ihm stand. Ihre angespannten Gesichtszüge erinnerten ihn an das, was sie in dieser Nacht schon durchgestanden hatte, und er dachte an das Risiko. Immer wieder hatte sie sich an ihn gewandt, damit er sie beschützte, und am Ende war sie doch stets in Gefahr gewesen. Und heute Nacht konnte so vieles passieren, dass er nicht einmal wagte, noch länger darüber nachzudenken.
    „Wir nehmen die beiden Männer mit, deretwegen wir gekommen sind, und dann verschwinden wir“, sagte er und zog Caro fest an sich. Sofort schmiegte sie sich an ihn, und wieder dachte er daran, wie sehr er sie liebte. „David Kerr und Frederick Moncrief. “
    „Der amerikanische Seemann und der englische Lord.“ Seid blickte unbehaglich zur Seite. „Man hatte Sie erwartet, und sie sollten von den anderen Gefangenen getrennt werden, doch Allah hat es anders gewollt.“
    „Was meinen Sie damit?“, fragte Caro mit zittriger Stimme. „Wo sind Sie?“
    „Es waren die Mamelucken des Paschas“, sagte er abwehrend. „Sie kamen, sobald es hieß, dass die amerikanischen Gefangenen versuchten, die Stadt einzunehmen. Ich konnte sie nicht aufhalten. Ich habe gegenüber den Männern des Paschas keine Rechte. Sie nahmen die Amerikaner mit in die Festung und töteten sie.“
    Jeremiah war wie gelähmt. Er fluchte über den Streich, den das Schicksal ihm gespielt hatte. Er war so nahe daran gewesen, David zu retten, und nun hatte er ihn doch noch verloren. Nach all den Monaten hatte er ihn nur um eine Stunde verpasst! Nur eine Stunde früher, und David hätte an seiner Seite die Stadt verlassen können.
    „Oh Jeremiah, es tut mir so leid“, flüsterte Caro und legte ihre Arme um seine Schultern. „Es tut mir so leid, mein Liebster.“
    Er schloss die Augen und barg das Gesicht an ihrer Stirn. Wenigstens hatte er sie noch, seine Caro. Sie hatte er nicht verloren.
    Seid senkte den Kopf und räusperte sich. „Aber ich habe noch den Engländer für Sie“, sagte er in dem Versuch, aus einer furchtbaren Lage
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