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Die Kunst engagierter Gelassenheit

Die Kunst engagierter Gelassenheit

Titel: Die Kunst engagierter Gelassenheit
Autoren: Lukas Niederberger
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es mal wieder herauskommt, dass sie meine Mutter ist. Sosehr mir das Problem im Kopf klar ist und ich am Thema arbeite, berührt es mich immer wieder emotional, zieht mir den Boden unter meinen Füßen weg und lässt mein Selbstwertgefühl gegen Null schrumpfen. Ich muss es wohl als mein Übungsfeld in Gelassenheit sehen.« (Frau, 37 Jahre)
    Das Bedürfnis nach Einzigartigkeit und Bewunderung, Bestätigung und Belohnung, Respekt und Geliebtsein ist völlig verständlich und normal. Leider ist es aber so, dass manche das Lob und die Anerkennung regelrecht brauchen, wenn sie spüren, wie schön es ist, gelobt und geschätzt zu werden. Und sie beginnen zu manipulieren, um mehr davon zu bekommen. Vor allem die Jagd nach Anerkennung durch Leistung raubt
manchen Zeitgenossen die Gelassenheit und führt zum Ausbrennen. Die Abhängigkeit von Bestätigung und Belohnung gründet letztlich in einem mangelnden Selbstwertgefühl und kann darum nur dann in Gelassenheit gewandelt werden, wenn wir mehr das wahrnehmen, schätzen und genießen, was wir sind, statt auf das zu starren, was andere sind, haben und tun.
    Dass wir wertvoll sind und eine uneingeschränkte Würde besitzen, die nicht von Leistung und Besitz, Schönheit oder Prestige abhängt, müssen wir uns manchmal ganz ausdrücklich sagen. Das kann schon beim Erwachen oder beim morgendlichen Waschen vor dem Spiegel sein. Wir können uns auch einmal alle unsere Pluspunkte auf einen Zettel notieren: Charaktereigenschaften, Kenntnisse, Fähigkeiten,Talente, Stärken, wichtige Erfahrungen, tragende Beziehungen und vieles mehr. Höchstwahrscheinlich werden wir überrascht sein, wie viele Seiten wir in kurzer Zeit füllen können.
    Vergleich mit anderen
    Ein Freund aus einfachen Verhältnissen beneidet immer wieder die Kinder von reichen und gebildeten Eltern, die ihnen tolle Ausbildungen, Musik- und Sportunterricht, Sprachschulen und Auslandstudien finanzieren und sie auf allen Ebenen fördern. Seine Eltern haben sich wenig engagiert für ihn, haben ihn sogar ziemlich vernachlässigt und seiner Ausbildung Steine in den Weg gelegt. Es macht uns leider nur unglücklich, wenn wir uns mit anderen Menschen vergleichen, zumal sie auch alle ihre Sorgen haben und ihren Rucksack mit persönlichem und familiärem Ballast auf ihrem lebenslangen Weg
des Suchens nach Glück und Sinn tragen. Viele Menschen fühlen sich zu kurz gekommen. Ihnen erscheint das Gras im Garten des Nachbarn grundsätzlich grüner als das im eigenen Garten.
    Warum vergleichen wir uns permanent mit anderen Menschen und beneiden sie um ihre Häuser mit Pool und Wintergarten, um ihre schnellen Cabrios und lukrativen Traumjobs, um ihre tollen Partner und hochbegabten Kinder, ihre exklusiven Hobbys und ausgefallenen Feriendestinationen? Gelassenheit werden wir nur finden, wenn wir lernen, uns an dem zu freuen, was wir sind und aus den Zutaten unseres Lebens bereitet haben. Ich empfand es immer als befreiend, wenn ich den älteren Dominikanerpater Reginald nach seinem Befinden fragte und er mit einem herzhaften und gleichzeitig schmerzverzerrten Lachen antwortete: »Ich bin zufrieden.«
    Beziehungskonflikte
    »Besonders ungelassen werde ich, wenn ich in einem Beziehungskonflikt versuche mich verständlich zu machen und mich das Gegenüber nicht versteht, mich provoziert oder meine Person angreift.« (Frau, 46 Jahre)
    Je größer die emotionale Nähe zwischen Menschen ist, umso mehr rauben Konflikte und Spannungen unsere Gelassenheit. Obwohl ich mit über hundert Paaren die Hochzeit intensiv vorbereitet und rituell gestaltet habe und manche von ihnen darüber hinaus seit Jahren begleite, kenne ich keine fertigen Rezepte für eine glückliche, harmonische und
nachhaltige Partnerschaft. Am aussichtsreichsten scheinen mir jene Beziehungen zu sein, die sich vor Konflikten und Spannungen nicht fürchten, sondern diese angstfrei oder gar lustvoll angehen.
    Eifersucht
    Schlaflose Nächte und innere Unruhe erleiden wir, wenn wir unseren Liebsten nicht mehr trauen oder wenn sie an unserer Treue zweifeln. Ein guter Freund wurde vor zwei Jahren nach allen Regeln der Kunst von seiner Partnerin betrogen und musste sich gezwungenermaßen mit dem Thema Kontrolle und Vertrauen in der Partnerschaft auseinandersetzen. Aber auch nach unzähligen Reflexionen erschien ihm die Alternative »Eifersucht und Kontrolle« weit weniger Lebensqualität zu besitzen als die Option »Schmerz und Enttäuschung über Lügen und Betrug«. Dennoch verstehe
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