Die Kunst engagierter Gelassenheit
Verluderung und Bedrohung und fokussiert sich gern auf Worst-case-Szenarien. Dass Gedanken Energie und Macht haben, ist keine Neuigkeit. Darum hängt unsere Gelassenheit zu einem beträchtlichen Teil von unserer Gedankenkontrolle ab. Es ist entscheidend für unsere Gelassenheit, ob wir das halbvolle oder das halbleere Glas Wasser sehen.
Meine ungelöste Biografie
»Bei Themen, die in meiner eigenen Lebensgeschichte noch keine Abrundung gefunden haben, reagiere ich ungelassen. Manchmal sind es Themen, die meinen Ahnen passiert sind und dann verdrängt wurden. Ungelassen reagiere ich, wenn Themen anklingen, die ich noch nicht verarbeitet und losgelassen habe. Wenn ich verbissen reagiere, dann zieht sich in mir der Herzbereich zusammen und ich kämpfe. Wenn das passiert, weiß ich, dass ich ungelassen bin.« (Frau, 40 Jahre)
»Meine innere Ruhe verliere ich, wenn ich sehe, wie jemand Kinder falsch behandelt. Da meine Eltern mich praktisch ohne Grenzen erzogen haben, macht es mich rasend, wenn ein Kind die Grenzen austestet und die Eltern ihm keine setzen.« (Frau, 42 Jahre)
»Die Vergangenheit erweist sich häufig als ein Übergepäck auf dem Weg in die Zukunft, und trotzdem kann ich sie nicht einfach über Bord werfen.« (Frau, 49 Jahre)
»Bei Vorkommnissen, die sind, wie aus meiner Vergangenheit, reagiere ich ungelassen. Ich stolpere immer wieder darüber und verletze damit mir nahe stehende Menschen.« (Frau, 62 Jahre)
Viele hadern mit ihrer eigenen Geschichte und geben vor allem ihren Eltern Schuld, dass sie dieses oder jenes nicht tun können, haben oder sind. Nicht mal der liebe Gott kann etwas an unserer Geschichte ändern. Ändern können wir einzig unseren Blick und unsere innere Einstellung zur eigenen Biografie. Wir haben die Wahl, ein Leben lang unglücklich zu hadern oder dankbar zu staunen über das, was wir aus dem Möglichen gelernt und realisiert haben.
Unkontrollierte Leidenschaft
Wir Menschen sind selbstverständlich weniger von Trieben und Instinkten gesteuert als unsere tierischen Geschwister. Wenn wir aber in der Zeitung die Nachrichten lesen, müssen wir gleichzeitig einsehen, dass der Mensch zu Formen von Gewalt und Ungerechtigkeit fähig ist, die im Tierreich so nicht vorkommen. Sigmund Freund untersuchte vor über hundert Jahren vor allem Libido und Thanatos, den menschlichen Sexual- und Todestrieb. Unsere Gelassenheit wird durch
verschiedene unkontrollierte Triebe, Verstrickungen, Abhängigkeiten und Süchte behindert.
Gier
Das Fundament der buddhistischen Lehre und Praxis ist die Erkenntnis, dass das Leiden in uns und in der Welt durch Gier, Hass und Verblendung verursacht wird. Gier zeigt sich nicht nur bei Managern, die jährlich Millionen abzocken. Jedes ungeordnete Streben nach Erfolg, Ehre und Besitz sowie das Getriebensein durch Ehrgeiz und Leistungsdenken kann uns unsere Seelenruhe verunmöglichen oder hemmen.
Begegnung mit Gewalt und Unrecht
»Ungelassen bin ich, wenn Menschen anderen willentlich, aus Gedankenlosigkeit, Faulheit oder Mangel an Fantasie Schlimmes zufügen, egal ob sich dies gegen andere Menschen, Tiere, Pflanzen oder die natürlichen Lebensgrundlagen richtet.« (Frau, 51 Jahre)
»Ich kann und will nicht gelassen sein, wenn jemand meine Kinder und andere Personen, die ich liebe, emotional oder körperlich verletzt. « (Frau, 35 Jahre)
»Ich reagiere völlig ungelassen, wenn mein älterer Sohn seinen kleinen Bruder mit Fingernägeln und Schlägen attackiert, um seiner Eifersucht und seiner Entthronung Ausdruck zu geben.« (Frau, 38 Jahre)
In vielen Situationen wäre Gelassenheit fehl am Platz, weil sie nicht Ausdruck einer mitfühlenden Seelenruhe wäre, sondern von Fatalismus, Desinteresse und Gleichgültigkeit, von Egoismus und Verantwortungslosigkeit.
Nervosität und Empfindlichkeit
Wenn wir nervös sind, können wir nicht gleichzeitig gelassen sein. Manchmal stören uns Kinderlärm und laute Musik auf der Zugfahrt, manchmal sind es die permanenten Anrufe beim konzentrierten Schreiben oder die herumliegenden Klamotten von pubertierenden Jugendlichen. Selbst eine Fliege auf dem PC-Bildschirm können wir als sehr lästig empfinden. Die Gründe für Nervosität, Empfindlichkeit und Gereiztheit sind vielfältig.
Gelassenheit lernen wir gerade in Momenten, wo wir etwas als Störung empfinden. Wir können versuchen, vermeintliche Störungen und Ungeplantes als Glocken der Gelassenheit zu deuten, die uns daran mahnen, die Realität anzunehmen, wie sie ist,
Weitere Kostenlose Bücher