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Die Kunst engagierter Gelassenheit

Die Kunst engagierter Gelassenheit

Titel: Die Kunst engagierter Gelassenheit
Autoren: Lukas Niederberger
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und mit innerer Ruhe und Freiheit dem Außen zu begegnen.« (Frau, 41 Jahre)
    »Gelassenheit erlebe ich, wenn ich eine gewisse Distanz zu mir selbst und der Außenwelt schaffen kann und gleichzeitig achtsam und mitfühlend bleibe und nicht apathisch oder gleichgültig werde.« (Mann, 65 Jahre)
    »Gelassensein erfahre ich dort, wo ich Dinge loslassen und vertrauend Gott übergeben kann und gleichzeitig selbstverantwortlich mich und viele Dinge zu verändern versuche.« (Frau, 33 Jahre)
    »Gelassenheit bedeutet Ängste zu wandeln, unvermeidbare Situationen anzunehmen, wie sie sind und ohne Gefühle der Resignation das Beste daraus zu machen.« (Mann, 57 Jahre)
    »Gelassensein bedeutet zu vertrauen, dass es gut kommt. Und wenn das Schiff untergeht, schwimmen und beten.« (Frau, 37 Jahre) »Wenn und weil ich weiß, was ich kann, wer ich bin, warum ich auf der Erde weile, dass ich geliebt und ein Geschöpf Gottes bin und dass ganz vieles nicht von mir alleine abhängt, kann ich gelassen sein.« (Frau, 45 Jahre)
    »Gelassenheit heißt für mich, standhaft wie ein großer Baum mit riesigen Wurzeln im Boden verankert zu sein, im Zustand der eigenen inneren Ruhe zu verweilen und alle äußeren Einflüsse geschehen lassen.« (Frau, 39 Jahre)

■ Wie definiere ich Gelassenheit?
■ Wann, wo und wie erlebe ich Gelassenheit im Alltag – in Partnerschaft und Familie, am Arbeitsplatz, mit Freunden, in der Freizeit oder auf dem persönlichen spirituellen Weg?
■ Welche Hilfen und Methoden schenken meinem Geist, meinem Herzen, meiner Seele wie auch meinem Leib Ruhe und Ausgeglichenheit?

    Normalzustand: ungelassen
    Das Leben gab mir einen Rat:
Beneide den nicht, der’s besser als du hat.
Jag’ nicht nach Glück, lass los die Last,
viele ersehnen, was du bist und hast.
    Rudaki (tadschikischer Poet, 10. Jahrhundert)

    Um Kritik zu entgehen,
tue nichts, sage nichts und sei nichts.
    Elbert Hubbard (Schriftsteller, 1856 – 1915)

    Unser Glück und Seelenfrieden beruhen darauf,
dass wir tun, was wir für richtig und angemessen halten,
und nicht, was andere sagen oder tun.
    Mahatma Gandhi (indischer Friedensstifter, 1869 – 1948)
    Es gibt Autoren, die nur über Themen schreiben, die sie selbst zu hundert Prozent beherrschen. Ich nicht. Im beruflichen Umfeld treiben mich Denk- und Schreibverbote sowie unsinnige Entscheidungswege auf die Palme. Als Bürger rauben mir Gesetzesgläubigkeit und Paragraphen-Absolutismus die Seelenruhe. Und im Privatbereich kann mich kleinliches Nörgeln zum Wahnsinn treiben. Gelassenheit gehört nicht zu meinen permanenten Gemütszuständen. Nicht einmal in Entscheidungssituationen. Und ich finde diese Tatsache auch nicht alarmierend. Zu wissen, dass wir nicht immer gelassen sind und in einem zweiten Schritt die Gründe für unsere Ungelassenheit erforschen, lässt uns bereits ausreichend Zufriedenheit erfahren. Wir laufen nicht Gefahr, problemverliebt zu sein, wenn wir die tieferen Gründe der Ungelassenheit verstehen wollen. Denn nur so finden wir auch Wege zu mehr Gelassenheit. Gelassenheit ist meistens kein Dauerzustand, vielmehr müssen wir sie immer wieder neu anstreben und dürfen sie im Glücksfall für kurze Momente genießen.
    Ungelassenheit hat nicht nur innerpsychische Gründe, sondern kann auch kulturell bedingt oder zumindest beeinflusst sein. Dass die Menschen in Großbritannien oder im südlichen Europa manches gelassener nehmen als Deutsche und Schweizer, können wir während Ferienaufenthalten jeweils hautnah erleben, wenn in der Ferienwohnung der Strom oder das Wasser nicht funktionieren oder im Bad das Wasser nicht abfließt und der Vermieter gar nicht versteht, warum wir deshalb gleich so ein Drama veranstalten. Muslime sind wahrscheinlich prinzipiell gelassener als Christen, weil sie fast an jeden Satz, jede Abmachung und jeden Plan noch ein
»in scha’Allah« anhängen – »so Gott will«. Gelassenheit als Ausgeglichenheit, Ruhe und Leichtigkeit von Geist, Herz und Seele wird gerade in unserer westlichen Konsumgesellschaft erschwert durch die permanente Suche, Sucht und Jagd nach dem Besten und Größten, Schönsten und Schnellsten. Es gibt an jedem Essen, an jeder Wohnung, an jedem Hotel, an jeder Blume, an jedem Menschen und an jeder Gruppe und Organisation etwas auszusetzen und zu optimieren. Ich kenne nicht wenige, die nach zwei bis drei Ferienwochen jeweils zurückkehren und erst einmal darüber schimpfen, was alles nicht optimal war: von der Hitze bis zum Regen, von der
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