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Die Kunst des Pirschens

Titel: Die Kunst des Pirschens
Autoren: Carlos Castaneda
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Grund, warum sie so grimmig und geheimnisvoll sind. Sie sind Geschöpfe des Krieges, aber nicht der Zerstörung.
    Die andere Reihe von Säulen, die rechteckigen, stellen die Ordnung der ersten Aufmerksamkeit dar, das Tonal. Sie sind Pirscher, und das ist der Grund, warum sie mit Inschriften bedeckt sind.
    Sie sind sehr friedlich und Weise, im Gegensatz zur vorderen Reihe. «
    Pablito unterbrach sich und sah mich beinahe trotzig an, dann breitete sich ein Lächeln über sein Gesicht aus.
    Ich glaubte, er würde fortfahren und mir erklären, was er gesagt hatte, aber er schwieg, als warte er darauf, daß ich etwas sagte.
    Ich sagte ihm, wie verwundert ich sei, und drängte ihn, weiterzusprechen. Er schien unentschlossen, starrte mich eine Weile an und holte dann tief Luft. Er hatte kaum angefangen zu sprechen, als sich die Stimmen der anderen in einem Protestgeschrei erhoben.
    »Der Nagual hat uns das alles doch schon erklärt«, sagte la Gorda ungeduldig. »Was hat es denn für einen Sinn, es ihn wiederholen zu lassen.«
    Ich versuchte ihnen klarzumachen, daß ich wirklich keine Ahnung hatte, wovon Pablito sprach.
    Ich drang in ihn, mit seiner Erklärung fortzufahren. Wieder brandeten alle Stimmen gleichzeitig auf. Nach der Art zu urteilen, wie die Schwesterchen mich anstarrten, waren sie sehr wütend, vor allem Lydia.
    »Wir haben keine Lust, über diese Frauen zu reden«, sagte la Gorda in unversöhnlichem Ton zu mir. »Der bloße Gedanke an diese Frauen von der Pyramide macht uns ganz nervös.«
    »Was ist bloß mit euch los?« fragte ich. »Warum benehmt ihr euch so seltsam?«
    »Wir wissen es nicht«, erwiderte la Gorda. »Es ist nur so ein Gefühl, das wir alle haben, ein sehr beunruhigendes Gefühl. Wir fühlten uns gut, bis vorhin, als du anfingst, deine Fragen über diese Frauen zu stellen.«
    La Gordas Worte wirkten wie ein Alarmsignal. Alle standen auf und näherten sich mir in drohender Haltung, wobei sie mit lauter Stimme sprachen. Ich brauchte eine Weile, um sie zu beruhigen und sie dahin zu bringen, sich wieder zu setzen. Die Schwesterchen waren sehr aufgebracht, und ihre Stimmung schien sich auf la Gorda zu übertragen. Die drei Männer schienen beherrschter. Ich wandte mich an Nestor und bat ihn rundheraus, mir zu erklären, warum die Frauen sich so aufregten. Offenbar tat ich ungewollt irgend etwas, das sie erbitterte.
    »Ich weiß wirklich nicht, was es ist«, sagte er. »Ich bin sicher, keiner von uns hier weiß, was mit uns los ist, nur daß wir alle sehr traurig und nervös sind.«
    »Ist es vielleicht, weil wir über die Pyramiden sprechen?« fragte ich.
    »Das muß es wohl sein«, antwortete er düster. »Ich selbst wußte gar nicht, daß diese Figuren Frauen sind. «
    »Natürlich wußtest du es, du Idiot!« fuhr Lydia ihn an.
    Nestor schien über ihren Ausbruch verärgert. Er lehnte sich zurück und lächelte mich blöde an.
    »Vielleicht wußte ich es«, gab er zu. »Wir machen eine sehr seltsame Phase unseres Lebens durch. Niemand weiß mehr etwas mit Bestimmtheit. Seit du in unser Leben getreten bist, sind wir unserer selbst unsicher.«
    Nun verbreitete sich eine sehr gedrückte Stimmung. Ich beharrte darauf, das einzige Mittel, sie zu vertreiben, bestünde darin, über diese geheimnisvollen Säulen auf den Pyramiden zu sprechen.
    Die Frauen protestierten hitzig. Die Männer blieben stumm. Ich hatte den Eindruck, daß sie im Prinzip den Frauen recht gaben, insgeheim aber das Thema diskutieren wollten, genau wie ich.
    »Hat Don Juan euch sonst noch etwas über die Pyramiden gesagt, Pablito?« fragte ich.
    Meine Absicht war, das Gespräch von dem eigentlichen Thema der Atlanter fortzulenken und doch im Auge zu behalten.
    »Er sagte, daß eine bestimmte Pyramide dort in Tula ein Führer sei«, antwortete Pablito eifrig.
    Aus dem Ton seiner Stimme konnte ich schließen, daß er wirklich sprechen wollte. Und die achtsame Bereitschaft der anderen Lehrlinge überzeugte mich, daß sie insgeheim alle einen Meinungsaustausch wünschten.
    »Der Nagual sagte, sie sei ein Führer zur zweiten Aufmerksamkeit«, fuhr Pablito fort, »daß sie aber geplündert und alles zerstört worden sei. Er erzählte mir, daß manche der Pyramiden gigantische Beispiele von Nicht-Tun seien. Daß sie keine Behausungen waren, sondern Orte, wo Krieger ihr Träumen verrichteten und ihre zweite Aufmerksamkeit übten. Was sie taten, wurde in Zeichnungen und Diagrammen festgehalten, die die Wände bedeckten.
    Dann müssen
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