Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kundschafter

Die Kundschafter

Titel: Die Kundschafter
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
zum Haus zurückliefen, die große Kammer durchquerten und hinter sich die Falltür zuklappen ließen, dass sie nicht würden kämpfen müssen. In einem kleinen, feuchten Kellergelass brannte eine Öllampe. Daren nahm sie auf, deutete auf ein Loch dicht über dem festgestampften Lehm des Bodens und nahm ein Stück Seil in die Hand.
    Die Krieger krochen durch den Durchlass im Fels, und als sie sich umdrehten, sahen sie, dass der Bauer eine Art Holzregal vor den Eingang zog. Er wälzte von innen einen Steinblock vor das Loch, der genau hinein passte. Dann eilten sie weiter, kamen durch die größere Höhle voller Kühe, Hühner und anderer Tiere, zwischen denen sich die übrigen Angehörigen drängten, um das Vieh zu beruhigen. Mythor begriff, dass Daren tatsächlich voll kluger Voraussicht gehandelt hatte.
    »Sehr gut!« knurrte er, aber er folgte zusammen mit Gapolo dem Sippenältesten. Sie kletterten an der Wand über zackige Trittsteine hoch und robbten in einem schmalen und niedrigen Gang wieder zurück zur Vorderseite des Felsens. Schließlich warfen sie sich vor einem schmalen Schlitz im Felsen auf ein Polster aus trockenem Moos hin.
    Sie sahen schräg über die Dächer hinweg auf die Brücke und das Wasser des Baches, das im Sternenlicht schwach funkelte und blitzte.
    Die ersten Reiter bogen auf den Hof ein. Das Donnern der Hufe war so laut wie ein Signal. Knisternde Fackeln versprühten lange Funkenregen. Hinter den etwa drei Dutzend Reitern rannten Söldner zu Fuß auf die Bauernhäuser zu und vollführten eine Menge Lärm.
    »Noch sieht es so aus, als hätten wir Glück!« wisperte Mythor und horchte nach hinten. Aber weder die Menschen noch das Vieh gaben verräterische Laute von sich. Noch mehr Reiter, noch mehr Soldaten zu Fuß kamen über die Brücke und schwärmten aus. Sie rannten in die Scheune, polterten durch den großen Raum des Wohnhauses, warfen Teller hinunter und fluchten, als sie merkten, dass der Hof verlassen und leer war. Mythor fühlte beinahe körperlich das breite, zufriedene Grinsen Darens, aber dahinter spürte er auch die Unsicherheit des Bauern.
    Einige Zeit später flüsterte Gapolo: »Ich habe ungefähr zweihundertfünfzig Männer gezählt. Davon rund hundert Reiter.«
    »Sie werden morgen wohl weiterziehen«, sagte Mythor leise.
    Daren hob die Schultern und bemerkte wütend: »Nachdem sie alles verwüstet haben. Gut, dass mich das Heulen deines Wolfes geweckt hat.«
    »Er ist recht zuverlässig«, sagte Mythor. »Er treibt sich wohl irgendwo draußen herum.«
    »Vielleicht beißt er das Pferd des Anführers«, versuchte Gapolo zu scherzen.
    Sie schwiegen und warteten.
    Die Soldaten waren hungrig, müde und durstig. Trotzdem sorgten ihre Anführer dafür, dass sie wenigstens in geringem Maß Disziplin hielten. Nacheinander führte man Gruppen von Pferden zum Trog und an den Bach. Die Männer rissen Heu aus der Scheune und entdeckten die Leuchter und die Felle und Decken. Geschrei hub an, Männer rannten hin und her und fanden Milchkrüge und trockene Brote.
    Jemand brüllte voller Wut: »Sie sind geflüchtet!«
    »Schickt Gruppen mit Pferden und Fackeln aus. Sie sollen die Bauern suchen.«
    Ein Anführer schrie: »Nichts da! Wir sind nicht zum Plündern hier!«
    Die Pferde soffen und fraßen, dann wurden sie rund um den Hof angeleint. Die Männer durchsuchten mit Fackeln und den brennenden Öllampen Darens die Stallungen, Scheunen und das Wohnhaus. Sie fanden viel, aber nichts, was sich mitzunehmen lohnte. Binnen weniger Stunden war alles Essbare gegessen, waren alle Krüge geleert. Überall lagen schnarchende Männer.
    Ein Krieger wurde, als er den Stall betreten wollte, von einem Hund angefallen. Er erschlug ihn mit dem Streitkolben. Im nahen Wald heulte schaurig ein Wolf. Einige Pferde rissen sich los und wurden mit viel Geschrei wieder eingefangen, ehe sie über die Balkenbrücke davongaloppieren konnten.
    »Noch eine Stunde, dann sind sie unschädlich. Sie schlafen. Wenn sie das Bier finden, sind einige von ihnen betrunken!« sagte Daren und versuchte, seinen Kopf durch den Felsenschlitz zu schieben. Es misslang .
    Die Flut der Geräusche, die ihren Höhepunkt überschritten hatte, nahm ab. Viele Männer waren so müde, dass sie sich irgendwo hinwarfen und schliefen. Jeder Raum des Hofes war durchsucht. Die Dunkelheit schützte die Verstecke, denn es war unmöglich, Falltüren zu sehen oder Unterschiede in den Steinen oder der Felswand zu entdecken
    Eine Gruppe von Söldnern
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher