Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kundschafter

Die Kundschafter

Titel: Die Kundschafter
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
Für jeden anderen: Krieger, Söldner, Caer, Räuber, für die Fürsten und sogar für das Schicksal. Waldbrand, früher Frost, Regen, Missernten.«
    »Was ich hier gesehen habe, Freund Daren«, schränkte Mythor ein, »zeugt von gewissem Wohlstand.«
    An dem langen Tisch saßen sechsundzwanzig Personen. Die Gruppe Mythors, sieben Kinder verschiedenen Alters, die Frauen der beiden Söhne, Mägde und Knechte. Nur die Söhne waren in dem Alter, in dem sie noch kämpfen konnten, so schien es.
    »Wir werden arm sein«, seufzte eine Frau und riss ihren Blick von Burunas Zöpfen los, die die junge Frau zu einem Turm über ihrem Kopf hochgebunden hatte, »wenn die Heere kommen. Und die Sieger werden nach der Schlacht sengen und brandschatzen.«
    Cesano hob seinen Becher und machte einen Vorschlag: »Warum versteckt ihr nicht euren Besitz? Das Korn, einen Teil des Viehs, die Früchte?«
    Daren grinste breit. »Das haben wir! Es gibt versteckte Gänge und Höhlen in den Felsen. Und ein paar Löcher unter den Steinen. Dort haben wir solche Sachen wie geräucherten Schinken, Wurst und Mehl. Und Säcke mit Fressen für das Vieh. Aber das heißt nicht, dass wir alles überstehen.«
    Sein Sohn bekräftigte die Worte seines Vaters: »Die Söldner waren zweimal hier. Sie haben gesagt, sie kommen im Namen der Verbündeten der Lichtwelt. Wir glauben es ihnen sogar!«
    »Aber sie sind schlimmer als die Truppen der Caer!« stieß eine Frau aus. »Bisher haben wir stets flüchten können.«
    Daren hielt seiner Frau den leeren Becher hin und brummte: »Leer. Weißt du, Mythor, jeder von uns Bauern bewirtet die Söldner. Nicht gern, aber sie bekommen etwas. Auch ihre Tiere. Sie können saufen und auf den Feldern fressen. Sie kriegen auch Heu und Stroh. Die Söldner sagen immer, dass sie einen Befehl von Graf Corian hätten.«
    »Welchen Befehl?« wollte Buruna wissen. Sie genoss die Szene am Tisch. Unschlittkerzen und kleine Öllampen mit langen, tönernen Hälsen brannten und verbreiteten ein beruhigendes Licht. Nicht nur die Männer, sondern auch die Frauen blickten immer wieder bewundernd auf den exotischen Gast.
    »Corian soll gesagt haben, dass seine Krieger und Söldner alles haben können, was sie brauchen. Es ist Krieg, soll er gesagt haben. Und Krieg rechtfertigt seinen Befehl.«
    »Auch darin liegt eine bestimmte Wahrheit und Richtigkeit«, bestätigte Mythor. »Ihr solltet trotzdem bis nach der Sonnenwende alles tun, um euren Besitz und euch zu verstecken. Niemand weiß, wie der verdammte Krieg zwischen den Mächten der Schattenzone und den Kriegern der Lichtwelt ausgeht. Aber eines ist sicher: Das Land hier wird nach der Schlacht leer sein. So oder so.«
    Die Frauen brachten krustenreichen Braten, eine Art Salat aus heißen Fruchtstücken und eine fette, mit Mehl gebundene Soße und teilten sie aus. Der Älteste wandte sich an Mythor und fragte: »Deine Worte verraten Klugheit, Mythor. Und was ist euer Ziel?«
    Gapolo, auf den Mythor mit der Spitze seines Dolches deutete, sagte es den Bauern. Sie hörten schweigend zu und nickten immer wieder. Alle, die am Tisch saßen, zeigten deutlich, dass ihnen das Essen schmeckte.
    Schließlich, als die Erwachsenen aus der dunklen Stube ins Freie hinaustraten und am frühlingshaft klaren Himmel die Sterne und die haardünne Sichel des neuen Mondes betrachteten, murmelte der Anführer der Wüstenkrieger: »Dies war ein feiner Abend. Trotzdem bin ich müde.«
    Der Barde, der in der Bauernstube einige Takte geträllert und bei den Kindern Kichern hervorgerufen hatte, breitete die Arme aus und flüsterte Mythor ins Ohr: »Ich weiß nicht, wo und wann ich Valida wieder treffen werde. Aber ich bin höllisch froh, ihrer brodelnden Leidenschaft entronnen zu sein. Nicht zuletzt dank dir, Freund.«
    Mythor nickte und genoss die Stille des Landes zwischen der kalten und warmen Jahreszeit. »Erinnere dich an alles, was du erlebst. Lerne daraus.«
    »Um diese Zeit«, entgegnete der Barde, »bin ich lediglich müde und irgendwelchen guten Ratschlägen nur bedingt zugänglich. Sei nicht böse.« Er gähnte. »Ich werfe mich ins Heu und versuche zu schlafen.«
    Mythor legte einen Arm um Burunas Hüfte und sagte: »Ich glaube oder ahne, dass auch diese Nacht nicht ohne schlimme Überraschung vergehen wird. Behaltet die Waffen in eurer Nähe! Seid wachsam! Horus und Hark werden uns vielleicht warnen. Ich weiß, was ich zu tun habe.«
    »Ich auch!« dröhnte Daren und schlug Mythor schwer zwischen die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher