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Die Kundschafter

Die Kundschafter

Titel: Die Kundschafter
Autoren: Hans Kneifel
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Hochmoor von Dhuannin wollen wir sehen. Und wohin reitest du, schwer bewaffnet, entschlossen und auf einem kräftigen Hengst?«
    Der Weiße schien wenig Spaß zu verstehen, denn er sagte säuerlich: »Ich reite einen Schimmelwallach, Fremder. Meine Waffen mögen schwach erscheinen, aber ich nutze sie mit Erfahrung. Wo du einen dürren Mann zu sehen glaubst, sind Muskeln, Sehnen und Knochen. Ich bin von Mut und Hass gegen die Caer erfüllt, denn ihre Gegenwart ruiniert die Menschen und das Land. Schmeckt ihr den Rauch verbrennender Bauernhöfe? Habt ihr die Not der belagerten Städte geschaut?«
    Cesano winkte ab und rief: »Das alles kennen wir zur Genüge. Wer sind wir, dass wir es ändern könnten? Aber wir wünschen dir bei deinem Kampf viel Glück - du wirst es brauchen.«
    »Nicht weniger als ihr alle!« rief der Schimmelreiter. »Ich warne euch! Das Land ist in chaotischem Zustand. Den Fluss werdet ihr nicht überqueren können. Ihr reitet zwischen den Fronten!«
    Raimor hob den Arm mit dem Schild und sagte beschwichtigend: »Danke für die Warnung, Fremder. Wir werden uns vorsehen!«
    Mit altersschwachem Wiehern hob sich der Schimmel auf die Hinterbeine, warf sich herum und galoppierte an. Noch einige Augenblicke lang geisterte er als weißer Schatten zwischen den Baumstämmen. Dann war er verschwunden, und die Salamiter blickten sich und Mythor etwas verwundert an.
    Mit einem knappen Lächeln bemerkte Mythor: »Er mag ein wenig irre sein. Aber was er sagte, war richtig. Reiten wir weiter?«
    »So schnell wie möglich!« stimmte Buruna zu.
    Irgendwo vor ihnen lagen das Hoch-Moor, der breite Pfad der Yarl-Linie und der Fluss, von dem der Reiter gesprochen hatte. In etwa einem halben Mond würde die Schlacht zwischen den Caer und den Verteidigern stattfinden. Deren Truppen, Verbündete der Lichtwelt und Söldner, strömten aus allen Richtungen der Windrose auf das Hochmoor zu, und ihre Züge verwüsteten das Land nicht weniger, als die Heerscharen der Caer dies taten.
    Die acht Personen ritten hintereinander weiter und dachten schweigend darüber nach, was sie eben erfahren hatten. Sie wussten, dass sie von zahllosen Gefahren umgeben waren. Aber während der letzten Tage seit dem Verlassen von Burg Anbur hatten sie jeder größeren Gefährdung ausweichen können.
    Noch hatten Mythor und die fünf salamitischen Stammesangehörigen denselben Weg. Mythors Gedanken kreisten immer wieder um dieselben Dinge. Obwohl er keinen Augenblick lang aufhörte, wachsam die Umgebung zu durchforschen, dachte er an den Rat des Sterndeuters Thonensen und an den fünften Fixpunkt des Lichtboten, das Theransche Orakel. Immer wieder flüsterte er lautlos den Namen Fronja und sah die Gesichtszüge der wunderschönen Frau vor sich, dachte an das Pergament mit Fronjas Bild, das er im Wams trug und das Burunas Eifersucht schürte.
    Sein Schweigen schien die freigelassene Liebessklavin unruhig zu machen. Sie ritt an Mythor heran und packte ihn am Unterarm. Zornig stieß Buruna hervor: »Du denkst schon wieder an diese Fronja? Ich verlasse dich, wenn du nichts anderes mehr im Sinn hast!«
    Mythor lachte sie kopfschüttelnd an. »Sicher, Graf Corian hat dir die Freiheit gegeben, aber wenn du uns hier verlässt, werden dich die Söldner schnell wieder gefangen und versklavt haben.«
    Sie senkte den Kopf, blitzte Mythor aber mit ihren großen Augen an. »Du hast recht. Leider!« rief sie. »Ich reite zum nächsten Bauerngehöft. Dort habe ich es bestimmt besser.«
    »Ab und zu überforderst du meinen Sinn für Humor«, sagte er zu ihr.
    Burunas Pferd und Pandor, das Einhorn, trabten auf einem schmalen Pfad. Tief eingeschnittene Räderspuren waren zu sehen. Rechts und links lagen schweigende Waldstücke, zwischen denen sich bearbeitete Äcker und Felder erstreckten. In unterschiedlichen Abständen waren Bauernhöfe in diese Landschaft verteilt. Ihre Kamine rauchten, wenige Tiere befanden sich auf den Weiden.
    Immer wieder sahen die acht Reiter lange Elendszüge, die von West nach Ost krochen. Hauptsächlich Kinder, Frauen und Greise bildeten diese Karawanen; die kampffähigen Männer mussten sich freiwillig oder unter Zwang am Feldzug gegen die Caer beteiligen.
    »Du und Humor? Dafür lachst du viel zu wenig«, sagte Buruna. »Seit unserer ersten Nacht in der Burg weiß ich das.«
    »Für mich gibt es nicht allzu viel zu lachen«, sagte Mythor. »Aber ich lächle, wenn ich dich ansehe.«
    Sie schien halbwegs versöhnt. Dann zeigte sie auf den
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