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Die Kundschafter

Die Kundschafter

Titel: Die Kundschafter
Autoren: Hans Kneifel
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herauszukommen.
    »Für Caer«, stieß Buruna hervor, »scheinen sie ungewöhnlich friedlich zu sein!«
    »Friedlich?« knirschte Lamir, der halb auf seiner Laute lag und sich herumwälzte. Er hatte modrig schmeckendes Stroh zwischen den Zähnen. »Du träumst!«
    »Sie haben uns nicht getreten, nicht mit flachen Schwertern geschlagen.«
    »Das reicht schon aus, um die Milde der Caer begreifen zu lassen«, murmelte Gapolo. »Kannst du meine Fesseln mit den Zähnen erreichen, Mythor?«
    »Es ist Leder«, sagte Mythor. »Ich müsste stundenlang beißen.«
    Gapolo spottete: »Der Geschmack des Leders würde den Hunger vertreiben, Mythor.«
    »Mir ist wenig nach Scherzen zumute«, schoss der Kundschafter zurück. »Aber die Nacht ist noch nicht vorbei. Es kann noch viel passieren. Versucht euch zu entspannen.«
    Sie warteten in steigender Unruhe. Die Caer teilten sich den Braten und tranken, unterhielten sich leise und klirrten ab und zu mit den Messern. Mythor lauschte und versuchte zu erkennen, wie viele Krieger es wirklich waren. Er schätzte ihre Anzahl auf mindestens zwanzig, aber es gab seiner Meinung nach nicht so viele Pferde hier. Und am meisten wunderte es ihn, dass bei der Truppe kein Dämonenpriester war. Sowohl das Gläserne Schwert als auch sein Helm hätten wohl bei einem Priester einiges Aufsehen erregt. Er war gerade bei diesen Gedanken, als einige Soldaten mit Fackeln in die Scheune kamen. Wortlos näherten sie sich den Gefangenen, zogen sie hoch und schleppten sie hinaus.
    Mythor und seine Freunde wurden in einer Reihe an die Wand der Scheune gelehnt. Neues Holz war auf die Glut geworfen worden. Die Flammen schlugen hoch und gestatteten es den Caer, die Gefangenen genau zu sehen.
    »Es ist erwiesen«, begann ein Caer das Verhör, »dass ihr keine kranken Ugalier seid. Eure Haut ist rein.«
    »Das ist schwer zu leugnen«, antwortete Gapolo. Die anderen schwiegen. Die Caer hielten sich fast zwischen den Gefangenen und den Flammen auf, so dass ihre Gesichter schwer zu erkennen waren.
    Auch ein nicht erwartetes Verhalten, sagte sich Mythor, doch schon wurde die nächste Frage an sie gerichtet. »Ihr seid gut bewaffnet. Ihr habt eine Frau bei euch. Was wollt ihr hier?«
    Nur drei oder vier Caer schienen zu fragen. Die anderen verhielten sich ruhig, aber aus der Dunkelheit heraus durchbohrten ihre Blicke die Gefangenen.
    »Wir kommen aus der Stadt.«, begann Lamir. »Aus welcher Stadt?«
    »Aus der Stadt nahe der Eulenburg.«
    »Ihr lügt. Dort gibt es keine Stadt. Darain ist die nächste größere Siedlung. Und ich sage euch, ihr kommt nicht aus Ugalos. Denn sonst würdet ihr die Pest in euch tragen.«
    »Nicht alles, was man nicht sieht, ist nicht vorhanden!« gab Buruna diplomatisch zu bedenken.
    »Möglich. Nochmals: Woher kommt ihr?«
    »Aus dem Osten!« sagte Mythor. »Das ist die Wahrheit. Was wollt ihr von uns?«
    Der Caer sagte schlecht gelaunt: »Das wird davon abhängen, welche Antworten ihr gebt. Wie die Wahrheit ist.«
    »Die Wahrheit ist, dass wir Hunger haben, dürsten und die Fesseln ins Fleisch schneiden. Die Wahrheit ist weiterhin«, brachte Lamir hervor, »dass wir versuchen, uns zurechtzufinden in diesem leeren, toten Land, das ihr Caer und eure Priester verdorben habt.«
    Sie waren alle verblüfft, dass sich aus den Reihen der Caer kein Widerspruch regte, dass keiner aufstand und sie schlug.
    »Wohin wollt ihr?«
    »Zum Hochmoor von Dhuannin!« sagte Mythor.
    »Was wollt ihr dort?«
    »Die Heere der Caer zählen und herausfinden, wie wir mit dem Leben davonkommen können, ohne unsere Ehre dabei zu verlieren.«
    »Wollt ihr gegen die Caer kämpfen? Vielleicht auch die halbnackte Frau?« erkundigte sich spöttisch der Sprecher.
    »Wir müssen gegen euch kämpfen«, sagte Gapolo. »Nicht, dass wir Todessehnsucht hätten! Ihr wollt die Wahrheit hören?«
    »Ja.«
    »Wir haben die Soldaten des Herzogtums Caer kennengelernt. Sie sind mutig und des Kriegshandwerks kundig. Es sind Kämpfer wie wir. Wir aber kämpfen gegen die Dämonenpriester, von denen ihr eure sinnlosen und grausamen Befehle bekommt.«
    »Kampf wird es zweifellos geben«, entgegnete einer der Angesprochenen.
    »Ganz sicher dann, wenn wir unsere Fesseln nicht mehr haben«, versicherte Mythor wütend. »Was soll diese Fragerei?«
    »Wenn jemand Fragen stellt, sind wir es. Habt ihr viele Widerstandskämpfer gesehen?«
    »Nein«, sagte Lamir verstockt. »Sie ziehen es vor, angenehmere Gegenden zu durchstreifen. Aber Caer sahen
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