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Die Kundschafter

Die Kundschafter

Titel: Die Kundschafter
Autoren: Hans Kneifel
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Ställe zurückgetrieben. In der großen Stube kehrte eine junge Frau die Scherben zusammen. Der Rauch eines neu angefachten Feuers zog über den Hof.
    »Nach einem guten Essen reitet ihr weiter? Wohin?« fragte Daren, der mit einer Kanne frischer Milch aus dem Stall kam.
    »Zum Kampfplatz im Hochmoor. Und dann vielleicht weiter nach Süden.«
    »Du musst überall bekannt sein mit deinem Einhorn!« sagte der Bauer.
    »So ist es leider«, bekannte Mythor. »Dafür entschädigt mich Pandor durch Kraft und Schnelligkeit.«
    Während sich Gapolo Arm- und Beinschienen anlegte, rüsteten die anderen ihre ausgeruhten Reittiere aus. Die Bauernfamilie brachte Becher mit warmer Milch, dicke Brotscheiben mit Butter und Wurst und sah zu, wie sich die Reiter fertigmachten. Die schwarze Lilie ze Chianez' glänzte im ersten Sonnenlicht.
    »Iss und trink, Lamir!« forderte die Bäuerin den Sänger auf. »Dann wirst du groß und verlierst deine bleiche Gesichtsfarbe. Und deine Stimme wird mächtig wie der Sturm.« Sie gab ihm ein Paket mit Nahrungsmitteln, die er in einer Satteltasche verstaute.
    Er dankte und wies auf seine Laute. »Soll ich euch.?« fragte er.
    Fast gleichzeitig schrien seine Kameraden entsetzt auf: »Nein! Verdirb uns nicht den Morgen! Willst du Darens Familie verärgern. schon wieder?«
    Überrascht hörten die Bauern die Rufe und das Lachen. Schließlich, als sie Lamirs beleidigtes Gesicht sahen, stimmten sie in das herzhafte Gelächter ein.
    Der gekränkte Barde stieg in den Sattel und schwieg. Nur die Glöckchen an seiner Kleidung bimmelten leise.
    Mythor und Gapolo traten auf den weißbärtigen Bauern zu. »Wir danken dir, Daren«, sagte Mythor. »Du hast gesehen, dass es in dieser schlimmen Zeit noch einige Männer und Frauen gibt, die sich nicht wie wilde Tiere benehmen.«
    »Der Name Mythor und der seiner Freunde wird bei uns geachtet werden. Wenn euch der Ritt wieder hierherführt .. .«
    »...kehren wir gern wieder ein!« bekräftigte Gapolo.
    »Wenn dann noch einer von uns lebt!« meinte die Bäuerin leise.
    Mythor schüttelte ihre Hände und half Buruna in den Sattel. Dann ritten sie über die aufdröhnende Brücke und verließen diese kleine Oase der Ruhe und Geborgenheit.
    In leichtem Trab ritten sie nach Südwest. Zunächst folgten sie den Spuren der nächtlichen Krieger, die aus dem Osten Ugaliens gekommen sein mussten. Dann verließen sie den Weg, der durch zertrampelte Äcker und am Wald vorbeiführte. Der Wolf stieß zu ihnen und rannte vor den Pferden her.
    Stundenlang ritten sie schweigend dahin, ohne jemanden zu sehen oder zu treffen. Die Bauernhöfe schienen verwaist zu sein. Es gab keine Rauchsäulen, die in den kühlen Morgen stiegen. Das Land änderte unmerklich langsam sein Aussehen. Immer mehr Hügel tauchten auf, von dunklen Waldresten bedeckt. Mehr und mehr Spuren von kleineren und größeren Heeresgruppen kreuzten den Weg der acht Reiter. Mythor zog den Mantel enger an seinen Körper, und plötzlich, kurz nachdem die Sonne ihren höchsten Stand durchlaufen hatte, entdeckte er Horus wieder.
    Der Falke stand, fast nicht mehr sichtbar, über einem Hügel und schlug mit den Flügeln, als habe er unter sich eine Beute entdeckt. Dies konnte zutreffen, aber Mythor sah in dem Verhalten eine Warnung.
    Er hielt Pandor an und hob den Arm. Die Reiter versammelten sich um ihn. Nervös legte Lamir die Hand auf den Griff seines Kurzschwerts.
    »Wir müssen damit rechnen«, sagte Mythor, »dass wir bald Kriegerhaufen und Söldnergruppen treffen. Es werden mehr und mehr, je näher wir dem Moor kommen. Vermutlich zieht dort eine Gruppe durch.« Er zeigte auf den Falken. Weit vor ihnen, am Eingang eines Hohlwegs, stand der Wolf und äugte zu ihnen zurück.
    »Wir kämpfen alle für eine gemeinsame Sache«, bestätigte Cesano. »Warum sollten wir die Heere fürchten?«
    »Nur deswegen, weil sie unsere Pläne stören«, beschied ihm Raimor finster.
    »Das ist der einzige Grund«, sagte Mythor. »Versuchen wir, ihnen aus dem Weg zu gehen? Dann treffen wir sicher ein anderes Heer an anderer Stelle.«
    »Geradeaus weiter!« brummte Gapolo und spannte bedächtig seine kleine ugalische Armbrust, die er im Ärmel verborgen trug. »Los!«
    Obwohl sie nicht die geringste Lust verspürten, am Entscheidungskampf mitzuwirken, wussten sie, dass sie der großen Auseinandersetzung nicht entkommen konnten. Sie ritten im Galopp in den Hohlweg hinein.
    Die Krieger, auf die sie unzweifelhaft stoßen würden, waren die
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