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Die Kultur der Reparatur (German Edition)

Die Kultur der Reparatur (German Edition)

Titel: Die Kultur der Reparatur (German Edition)
Autoren: Wolfgang M. Heckl
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ist. Danach sollte es aber ein Recycling für jedes Gut geben. Natürlich gibt es heute bereits Recyclinghöfe. Es wird in naher Zukunft aber nicht mehr nur darum gehen, manches zu recyceln, sondern alles. Zwar liegt Deutschland mit an der Spitze, was das Recycling in Europa angeht, aber laut dem europäischen Statistikamt Eurostat waren es 2010 eben doch nur knapp die Hälfte aller kommunalen Abfälle, die wiederverwertet wurden (im europäischen Durchschnitt sind es 25 Prozent). Und in einigen Bereichen gibt es rückläufige Tendenzen: Nehmen wir die Kreislaufwirtschaft bei Getränkeverpackungen – hier ist die Einwegquote in den letzten zehn Jahren in Deutschland gestiegen, was auch an den vielen Plastikflaschen der Discountermärkte liegt. Zudem hat sich in letzter Zeit die ökologische Bilanz des Mehrweg-Systems als nicht so überzeugend dargestellt, wie man sich das bei seiner Einführung erhofft hatte.
    Noch immer hat man es nicht geschafft, dass zum Beispiel Hersteller von Mobiltelefonen ihre Geräte zurücknehmen: dass sie sich verpflichten, Handys in ihre Einzelteile auseinanderzulegen und als Recyclingteile zu betrachten, die sie wiederzuverwerten haben, um den Stoffkreislauf zu schließen. Diese Verantwortung haben die Elektronikkonzerne bislang nicht übernommen – obwohl sich dadurch der Energieverbrauch immens verringern würde. Man muss sich das nur mal klarmachen: Ein altes Mobiltelefon unterscheidet sich in den Materialien gar nicht großartig von einem neuen. Die weitaus größere Differenz liegt in den Softwareprogrammen. Insofern könnte man alle alten Handys für den Produktionsprozess nutzbar machen! Urban Mining, die Beschaffung von Rohstoffen inmitten dicht besiedelter Städte, konkret etwa die Weiterverwertung von Bauschutt, wird eine große Zukunft vorhergesagt, viele Betriebe arbeiten an neuen Rohstoffrecyclingverfahren, hier ist innovative Technik gefragt. In einer Tonne Elektronikschrott ist ja heute schon mehr Gold (bis zu mehreren Hundert Gramm) oder Kupfer (bis zu mehren Hundert Kilogramm) vorhanden als in so mancher Tonne natürlichem Muttergestein, aus dem heute noch Gold oder Kupfer gewonnen wird.
    Und nicht zu vergessen: Der Elektronikmüll landet oftmals in Ländern, die weit südlich von uns liegen, in Afrika oder Asien. Auf den Mülldepots krabbeln Kinder herum und verbrennen die Kunststoffgehäuse von Flachbildfernsehern der ersten Generation, um ans Innere zu kommen, an die Edelmetallteile – nicht wissend, wie gefährlich die Dämpfe für ihre Lunge sind.
    So wie die Energiewende ein großes Potenzial für uns als Industrienation hat, weil wir unseren Wohlstand aus den vermarktbaren, sinnvollen neuen Produkten, die unsere Erfinder, Entwickler, Techniker, Ingenieure und Produzenten herstellen, beziehen, so werden Recycling und Rohstoffwiederverwertung noch zu einem wahren Megatrend werden. Es kommt darauf an, frühzeitig die Chancen zu erkennen, die Forschung und Entwicklung zu fördern und sich damit an die Spitze einer Zeitenwende zu einer nachhaltigen Wirtschaft zu setzen, nicht nur was den Rohstoff Energie betrifft, sondern auch die Georessourcen. In unserem neuen Erdzeitalter, das der niederländische Chemiker Paul Crutzen im Jahr 2000 Anthropozän getauft hat, weil der Mensch entscheidend in das Geosystem eingreift und die Menschheit selbst zu einem geologischen Faktor wurde, ist dies das Gebot der Stunde. Wir müssen uns endgültig vom Vergeuden von Rohstoffen verabschieden. Das bedeutet nicht unbedingt Verzicht, sondern eine Rückbesinnung auf die Tugenden des Maßhaltens und auch die Chance auf eine viel bessere, gerechtere Verteilung der Güter dieser Erde.

Buy local, produce local – und tausche!
    Überall in der Gesellschaft finden sich Ansätze zu Gegenbewegungen zur Globalisierung. Um nicht naiv zu erscheinen: Man kann die Globalisierung nicht in Bausch und Bogen abschaffen wollen, internationale Vernetztheit, der Warenaustausch mit anderen Nationen bis hin zum Verständnis für andere Kulturen haben die Menschheit ein großes Stück weitergebracht. Wenn bei uns im Geschäft ein T-Shirt aus einhundertprozentiger Baumwolle 12,50 € kostet, dann kann das aber nicht gerecht und mit rechten Dingen zugehen. Fair Trade kann das nicht sein. Darum müssen wir permanent daran arbeiten, Stoffkreisläufe bewusst zu machen, wie es z. B. in Repair Cafés geschieht.
    Ein folgerichtiger Trend ist der des schon erwähnten lokalen Produzierens. Buy-Local-Initiativen,
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